Strange Lady hat geschrieben:Kann man da nicht einfach sagen : Jeder nach seiner Façon?
Ich denke, diese Toleranz sollte man gegenüber anderen Beziehungen und Lebensweisen aufbringen. Ich kannte mal ein Pärchen, die regelmäßig in Swingerclubs gegangen sind. Das ist eine Sache, die ich mir gar nicht vorstellen kann. Daraus kann ich aber nicht schlussfolgern, dass diese Beziehung nicht glücklich sein kann, nur weil ich andere Maßstäbe für eine Beziehung habe.
Stefan_T hat geschrieben:Hier tue ich mir schwer. Auch wenn man mit der Beziehung unzufrieden ist und es nicht mehr so gut passt, kann man miteinander reden. Das ist noch nicht zwingend ein Grund fremdzugehen.
Vielleicht hattest du mal die Situation, dass jemand zu dir gesagt hat: "Du musst einfach mehr Frauen ansprechen, um eine Freundin zu finden."
Das ist aber nicht so einfach.
Manchmal hindert einem etwas daran, mit dem Reden anzufangen.
Manchmal findet man nicht die richtigen Worte.
Genauso ist es in einer Beziehung und es ist umso schwieriger, je mehr mal durch andere Dinge belastet ist.
Für Loki Schmidt könnten das der Verlust von Lebensinhalten (Weggang der Tochter wegen des Studiums, Konzentration ihres Mannes auf die politische Karriere), für Helmut Schmidt der Druck gewesen sein, jetzt unbedingt die Chance ergreifen zu müssen, politische Karriere zu machen (1966 war die SPD zum ersten Mal an der Regierung beteiligt, es war die Zeit der 1. Großen Koalition, gleichzeitig bekamen die Rechten einen großen Zulauf und es gab Studentenproteste und -unruhen. Sich zu der Zeit politisch zu etablieren war mit Sicherheit nicht einfach).
Ich denke, dass alle Menschen irgendwo die Sehnsucht in sich tragen, jemanden an seiner Seite zu haben, der einen in den Arm nimmt, wenn man das Bedürfnis nach Nähe, Zärtlichkeit, Sex oder Trost hat, ob derjenige AB ist, Single oder verpartnert.
Was macht man aber, wenn man dieses Bedürfnis nicht umsetzen kann?
Manche versuchen, das Bedürfnis zu unterdrücken und richten sich das Leben so gut es geht ein, ohne dem Bedürfnis nachgegangen zu sein, manche suchen sich einen Ersatz. Hier im Forum gibt es Leute, für die dieser Ersatz darin besteht, dass sie die Nähe auch nur kurzzeitig spüren wollen, sei es in Form von bezahltem Sex oder einem ONS. Jemand der verpartnert ist, fängt vllt ersatzweise eine Affäre an.
Alles das wäre nicht mein Fall. Verstehen kann ich es trotzdem, dass jemand sich Ersatz sucht, ich kenne diese Sehnsucht ja auch. Aber ob ich gut damit umgehen kann, dass jemand diesen Ersatz gesucht hat, ob ich denjenigen als Partner (wieder) akzeptieren kann, ist wieder eine andere Sache. Loki Schmidt konnte es anscheinend.
BartS hat geschrieben:Meine Vermutung ist, wenn man charakterlich sehr unterschiedlich ist oder einfach sehr unterschiedliche Lebensziele hat, dann sind diese Verbesserungsmaßnahmen sehr begrenzt.
Ich denke, dass es wichtig ist, dass es einem immer wieder gelingt, Wege zueinander zu finden, miteinander zu reden, zu diskutieren, Kritik anzunehmen und sich aufeinander einzustellen und aufeinander zuzugehen. Charakterlich sich ähnelnde Menschen wird das wahrscheinlich eher gelingen, weil sie das Verhalten des anderen uns seine Absichten leichter wiedererkennen. Andere gleichen das vllt durch Nachfragen, Beobachten, etc aus, aber das ist mit Sicherheit schwieriger.