Antwort auf einen Post in einem anderen Thread, den ich jetzt nicht unbedingt kapern möchte, deshalb jetzt hier.
Sir, Sie haben keine Ahnung, Sir. (Oder wir reden aneinander vorbei.)Nemo hat geschrieben:Ich frage mich in welcher Welt du zu leben glaubstReinhard hat geschrieben:
Eine Gruppe gegen die andere Gruppe braucht auch wieder Kooperation innerhalb der Gruppe.
Dass sich die Menschheit durch etwas entwickelt hat, oder diese Dinge einfach nur passiert sind, muss auch noch unterschieden werden.
Und schließlich: Gewalt ist eigentlich generell zurückgegangen. Jetzt mal in historischen Zeiträumen betrachtet, also hunderte oder tausende Jahre. Wir haben einfach gebraucht, geeignete Institutionen zu entwickeln und wirtschaftliche Knappheiten zu beseitigen.
Wir haben wohl mehr Gewalt auf diesem Planeten als je zuvor. Weißt du eigentlich wie viele Kriege auf diesem Planeten aktuell herrschen?
Und das sind durchaus absolut brutale Konflikte, die zwar meist regional begrenzt sind, aber dennoch stattfinden. Wie viele Menschen werden verfolgt, sitzen in Arbeitslagern und werden gefoltert und getötet? Wie viele Menschen auf der Flucht sind?
Ich rede hier von langen Zeiträumen, und da sind die aktuellen Krisen nicht so groß. Im Vergleich etwa mit 1938 bis 1945, das war keine Glanzzeit der Weltgeschichte. (1938 weil ich mit der Invasion Chinas durch Japan zu zählen anfangen will.)
Konkret beziehe ich mich auf den Forscher Steven Pinker, der historische Gewalt doch tatsächlich untersucht hat.
Wenn du nur 19:11 Minuten übrig hast, dann schau doch mal dieses Video mit diesem Herrn. wenn du mehr Zeit übrig hast, kannst du auch das dazugehörige Buch "Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit" lesen. Gibt auch Kritiken dazu, aber ohne Kenntnis der These kannst du eigentlich gar nicht sinnvoll mitreden. Die Zeit lohnt sich echt, zu investieren.
Oder wenn es mal ein Beispiel für Gewalt in früheren Zeiten sein soll ...
Wenn du mit absoluten Zahlen reingehst, dann können die Jahre vor 1750 schon mal nicht die Ärmsten sein. Soviele Menschen gab es damals nicht mal insgesamt. Aber Armut war damals doch weiter verbreitet, würde ich sagen. Deswegen ist dieses Maß ungeeignet.Nemo hat geschrieben: Wirtschaftliche Knappheiten besiegt? Wo 800 millionen Menschen Hunger leiden? Wo slebst in den reichsten Ländern millionen Menschen an Armut leiden?! Wo eine klitzekleine Minderheit von Menschen mehr Reichtum besitzt als fast die gesamte Restmenschheit?
Mit "wirtschaftlichen Knappheiten beseitigt" meinte ich eher so, dass wir --Menschheit-- mittlerweile dazu in der Lage sind, alle mit Nahrung und sauberem Wasser und einem Dach über den Kopf zu versorgen. Vielleicht hätte ich das eher so formulieren sollen, dass Knappheiten nicht mehr ein so prinzipielles Problem sind, dass man sich nur noch über Raub und Ressourcenkriege da draus ziehen kann. Dass nicht jeder tatsächlich ein Dach hat, das weiß ich selbst auch ...
Wenn jetzt nochmal 18:53 Minuten übrig sind, zu dem Thema empfehle ich jetzt mal Hans Rosling über Gesundheit und Armut 2007 oder Hans Rosling ungefähr zum gleichen Thema 2006
Bei diesem Video bitte mal bei ca. einer Minute anhalten und die Frage am Bildschirm selbst beantworten. Schlägst du einen Schimpansen?
Und dass es Reichtumskonzentration gibt, widerspricht erstmal nicht, dass die Armut abgenommen hat. In gewisser Weise heißt es sogar, dass sich die Welt heute die Reichen eher leisten kann als in früheren Zeiten. Und ich könnte jetzt noch mit Piketty anfangen ...
Eine Zukunftsprognose habe ich nicht abgegeben und habe ich auch nicht vor. (Vielleicht schreibe ich noch was dazu im Wettbewerb "wenn ich mal 70 bin" )Nemo hat geschrieben: Und vergessen wir mal nicht die geopolitischen Entwicklungen, die Ressourcenknappheit und Klimawandel mit sich bringen werden.
Und zum Thema Überbevölkerung sollte man diesen Sachverhalt wissen und mal scharf drüber nachdenken.
Dieser Ansicht hing ich auch lange nach. Ist ja auch einfach, von einem Menschenbild auszugehen, bei dem der eine den anderen niederhalten will und dadurch keiner hochkommt. "Stellen Sie sich einen Stiefel vor, der auf ein Gesicht tritt - unaufhörlich." Eigentlich entspricht das immer noch am ehesten meiner emotionalen Einstellung gegenüber Menschen, vor allem in großer Anzahl. Aber das heißt ja nicht, dass es immer so bleiben muss.Nemo hat geschrieben: Du hast recht. Wir leben in einem Utopia, wo Frieden, Freiheit und Wohlstand herrscht...aber nur wenn man die Augen zumacht und sich auf die Idylle seines Vorgartens beschränkt.
Ich glaubs echt nicht wie Menschen so blind sein und so etwas behaupten können
Natürlich kann man der Meinung sein, dass es jetzt schlimm ist, aber besser geworden. Dann war es früher halt noch schlimmer. OK. Aber vielleicht ist der Trend ja real, und er anhält, weil er Ursachen hat, die anhalten? Was dann?
Gruß
Reinhard