Ja, zumindest außerehelicher Sex. Aber genau das ist das Ding. Was die Kirche als moralisch oder unmoralisch vorgibt, muss nicht zwangsläufig moralisch oder unmoralisch sein. Es gibt außerdem eine subjektive Moral, wie auch eine Mehrheits-Moral. Und eine Mehrheits-Moral muss auch nicht die richtige sein. Siehe Deutschland 1932 bis 1945.Schneeleopard hat geschrieben: Der kirchlichen Moral nach ist Sex eh verpönt und hinter den Fasaden hält sich langfristig
nur eine verschwindende Minderheit an das 'Prinzip Treue'.
Treuefrage
Re: Treuefrage
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Re: Treuefrage
Anscheinend verstehst du die Aussage nicht.Schneeleopard hat geschrieben: Ausserdem vermischst du die Themen in geradezu perfider Manier an mehreren Punkten:
Mit jemandem, der formal gebunden (noch so ein Thema) ist, eine Affäre einzugehen hat
mit 'ausspannen' (der Begriff zeigt das PferdeMenschenbild von dem, der ihn benutzt) so
garnichts zu tun. Und die Gleichsetzung von 'Sex mit Gebundenen' mit 'unterlassener Hilfe-
leistung' ist ebenso schräg.
Der Rollstuhlfahrer stellt in diesem Fall die betrogene Ehefrau dar.
Na das ist ja jetzt völlig am Thema vorbei.Schneeleopard hat geschrieben: Meist du etwa, das ich z.B. auch Rollstuhlfahrer die Treppe runterschubse nur weil ich gegen
eine heimliche Affäre mit einer Frau deren Ehe nur auf dem Papier besteht oder deren Mann
einverstanden ist, keine moralischen Bedenken habe?
Die einzigen 3 Dinge, die ein Mann an seiner Frau verändern sollte:
Ihren Nachnamen, ihre Adresse und ihre Sicht auf Männer
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Re: Treuefrage
Nein, Goldstück, es geht mir nicht um abstrakte ethische Werte und Grundsätze. Sondern weil ich gar nicht anders könnte, als mich in die betrogene Ehefrau hineinzudenken. Ich bin ganz stark durch eine entsprechende Episode in meiner Kindheit geprägt, als meine Mutter von der Untreue meines Vaters erfahren hat, in einer Situation, in der sie durch eine potenziell tödliche Krankheit schon extrem belastet war und jede Unterstützung gebraucht hätte, vor allem auch die Gewissheit, dass ihr Mann ihr vorbehaltlos zur Seite steht. Stattdessen musste sie darüber nachdenken, ob ihre Ehe grundsätzlich eine Zukunft hat. Mit 11 Jahren war es richtig scheiße für mich, mitzuerleben, wie meine Mutter an der Situation fast zerbrochen wäre - und damit alles, was bis dahin meine Welt ausgemacht hatte, gleich obendrein. Gut möglich, dass diese Erfahrung einen Teil dazu beigetragen hat, dass ich AB bin. Ein tiefgreifendes Vertrauen zu irgendeinem Menschen, ob Mann oder Frau, habe ich jedenfalls seitdem nicht mehr aufbauen können.Goldstück hat geschrieben:Warum? Weil du es moralisch verwerflich findest?Hathor hat geschrieben:Leider sehe ich das genauso, Frangipani; man sollte die Finger davon lassen (und zwar, wie sich hier mal wieder zeigt, durchaus auch im eigenen Interesse ). Aber das würde ich ihr nie so sagen, denn was verstehe ich schon davon? Ich hab' auch keine Ahnung, ob ich selbst das wirklich beherzigen könnte, wenn ich der Meinung wäre, der und kein anderer ist jetzt aber der Mann meines Lebens - und sie ist dieser Meinung . Aber meine Solidarität als Freundin wird durch diese Affäre auf eine ganz schön harte Probe gestellt.Frangipani210 hat geschrieben: Ich finde von vergebenen Menschen, egal ob nun verheiratet oder nicht, sollte man immer die Finger lassen.
Ich weiß aber auch, wie völlig man den Verstand verlieren kann, wenn man verliebt ist, und deshalb würde ich niemals ausschließen können, mich selbst in der Situation der Geliebten wiederzufinden. Aber ich wäre kreuzunglücklich allein schon deshalb, weil mich mein schlechtes Gewissen schier umbringen würde.
Re: Treuefrage
@Frangipani210
Damit du siehst auf was ich mich beziehe, habe ich das betreffende Zitat von
unkreativer wieder eingefügt das du leider nicht zitiert hattest.
Hier ging es mir primär um den saublöden Begriff des 'Ausspannens'. Was muss man für ein
Bild von Menschne und Beziehungen haben um sich so auszudrücken *kopfschüttel*
Der Mann kauft beim Pferdehändler seines Vertrauens eine deckfreudige Stute und spannt
sie vor seinen Pflug und vor seinen Wagen. Als er damit in die große böse Stadt fährt, und
mal nicht auf sein liebes Ross aufpasst, kommt ein Bösewicht und spannt ihm das gütige
aber etwas blöde naive und willenlose Tier aus und lockt es mit einer Möhre weg um
auf ihm in den Sonnenuntergang zu reiten.
Wenn man so über die Pferde und die Welt denkt, wundert mich wenig ...
Jetzt aber noch mal zu dir und dem Beispiel mit dem Rollstuhlfahrer. Du siehst also eine Affäre
mit einem gebundenen Mann als etwas ähnliches an als wenn du einem Behinderten die Hilfs-
leistung verweigerst? Dieser Stil die betrogene Ehefrau pauschal auf eine Stufe mit jemandem
zu stellen, der etwas objektiv und ohne eigenes 'Verschulden' nicht erreichen kann, finde ich
ebenfalls reichlich schräg. Das ist dumpfes schwarz-weiss Sehen und wird dem Behinderten
absolut nicht gerecht.
beidem ein Rollstuhlfahrer vorkommt.
Damit du siehst auf was ich mich beziehe, habe ich das betreffende Zitat von
unkreativer wieder eingefügt das du leider nicht zitiert hattest.
Dein Rollstuhlfahrer kam in dieser Phase der Diskussion garnicht mehr vor.Frangipani210 hat geschrieben:Anscheinend verstehst du die Aussage nicht.unkreativer hat geschrieben: Bei uns ist klar, dass man niemandem den Partner ausspannt und dass man
anderen hilft oder sie zumindest nicht verletzt.Schneeleopard hat geschrieben: Ausserdem vermischst du die Themen in geradezu perfider Manier an mehreren Punkten:
Mit jemandem, der formal gebunden (noch so ein Thema) ist, eine Affäre einzugehen hat
mit 'ausspannen' (der Begriff zeigt das PferdeMenschenbild von dem, der ihn benutzt) so
garnichts zu tun. Und die Gleichsetzung von 'Sex mit Gebundenen' mit 'unterlassener Hilfe-
leistung' ist ebenso schräg.
Der Rollstuhlfahrer stellt in diesem Fall die betrogene Ehefrau dar.
Hier ging es mir primär um den saublöden Begriff des 'Ausspannens'. Was muss man für ein
Bild von Menschne und Beziehungen haben um sich so auszudrücken *kopfschüttel*
Der Mann kauft beim Pferdehändler seines Vertrauens eine deckfreudige Stute und spannt
sie vor seinen Pflug und vor seinen Wagen. Als er damit in die große böse Stadt fährt, und
mal nicht auf sein liebes Ross aufpasst, kommt ein Bösewicht und spannt ihm das gütige
aber etwas blöde naive und willenlose Tier aus und lockt es mit einer Möhre weg um
auf ihm in den Sonnenuntergang zu reiten.
Wenn man so über die Pferde und die Welt denkt, wundert mich wenig ...
Jetzt aber noch mal zu dir und dem Beispiel mit dem Rollstuhlfahrer. Du siehst also eine Affäre
mit einem gebundenen Mann als etwas ähnliches an als wenn du einem Behinderten die Hilfs-
leistung verweigerst? Dieser Stil die betrogene Ehefrau pauschal auf eine Stufe mit jemandem
zu stellen, der etwas objektiv und ohne eigenes 'Verschulden' nicht erreichen kann, finde ich
ebenfalls reichlich schräg. Das ist dumpfes schwarz-weiss Sehen und wird dem Behinderten
absolut nicht gerecht.
Auch das bezog sich auf den Text von unkretiver und nicht auf dein Beispiel .. auch wenn beiFrangipani210 hat geschrieben:Na das ist ja jetzt völlig am Thema vorbei.unkreativer hat geschrieben: ... und dass man anderen hilft oder sie zumindest nicht verletzt ...Schneeleopard hat geschrieben: Meist du etwa, das ich z.B. auch Rollstuhlfahrer die Treppe runterschubse nur weil ich gegen
eine heimliche Affäre mit einer Frau deren Ehe nur auf dem Papier besteht oder deren Mann
einverstanden ist, keine moralischen Bedenken habe?
beidem ein Rollstuhlfahrer vorkommt.
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Re: Treuefrage
Was irritiert dich so, dass du nachfragst?Brax hat geschrieben:Nein, das gehört nicht zur Ausgangsfrage. Aber wenn du sagst, du kannst es der Frau "nicht abschlagen" und du kannst dich "nicht abgrenzen", dann klingt das für mich, als würdest du es nur der Frau zuliebe tun, aber eben nicht, weil du es selbst auch wollen würdest.Reinhard hat geschrieben:Nein.Brax hat geschrieben: Aber würdest du wirklich mit einer Frau schlafen, wenn du eigentlich gar nicht willst???
Gehört das mit zur Ausgangsfrage? Dass man gar nicht will?
Und wenn man es selbst will, kann man als Begründung ja wohl kaum angeben, dass die andere Person ja so sehr wollte und man nur nicht Nein sagen konnte.
Es ging ja um Treue in einer Beziehung, da muss die Drittperson dann auch hinreichend attraktiv sein, damit man mit ihr was anfangen würde ...
Oder fragst du nach, ob ich -- unabhängig von der Treue-Frage -- auch einer Frau zuliebe was mit ihr anfangen würde, ohne dass ich sie hinreichend attraktiv finde?
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Re: Treuefrage
Nein, das meine ich nicht. Ich habe mich nur gewundert, ob du das so gemeint hast, wie ich es verstanden habe. Nämlich ob du fremdgehen würdest, wenn die Loverin das wollen würde, selbst wenn du selbst eigentlich nicht willst. Egal eigentlich, aus welchem Grund.Reinhard hat geschrieben:Oder fragst du nach, ob ich -- unabhängig von der Treue-Frage -- auch einer Frau zuliebe was mit ihr anfangen würde, ohne dass ich sie hinreichend attraktiv finde?
Weil du gesagt hast, du könntest es ihr nicht abschlagen, das klingt so danach.
Re: Treuefrage
Wer jemanden dabei unterstützt, den Partner zu betrügen, macht sich moralisch schuldig, weil er dabei hilft, eine amoralische Tat zu verwirklichen, indem er seinen Körper zur Verfügung stellt, um den Vorgang des Fremdgehens Realität werden zu lassen. Man selbst wird Teil dieser Tat. Jegliche hier geäußerten Relativierungen ändern daran nichts.
Leihe ich meinem Freund mein Auto, wohlwissend, dass er es als Fluchtwagen bei einem Bankraub verwenden möchte, mache ich mich schuldig und werde wohl wegen Beihilfe verurteilt. Beim Fremdgehen leihe ich meinen Körper aus, um damit eine "Straftat" Wirklichkeit werden zu lassen.
Wer das nicht so sieht, der .
Leihe ich meinem Freund mein Auto, wohlwissend, dass er es als Fluchtwagen bei einem Bankraub verwenden möchte, mache ich mich schuldig und werde wohl wegen Beihilfe verurteilt. Beim Fremdgehen leihe ich meinen Körper aus, um damit eine "Straftat" Wirklichkeit werden zu lassen.
Wer das nicht so sieht, der .
Re: Treuefrage
Wenn der Partner aber ein Mistkerl ist, der sie aktuell betrügt. Darf sie dann auch?dfg82 hat geschrieben:Wer jemanden dabei unterstützt, den Partner zu betrügen, macht sich moralisch schuldig, weil er dabei hilft, eine amoralische Tat zu verwirklichen, indem er seinen Körper zur Verfügung stellt, um den Vorgang des Fremdgehens Realität werden zu lassen. Man selbst wird Teil dieser Tat. Jegliche hier geäußerten Relativierungen ändern daran nichts.
Schwierige Situation.
Re: Treuefrage
Sehe ich recht ähnlich. Zumindest, wenn man es wissentlich tut.dfg82 hat geschrieben:Wer jemanden dabei unterstützt, den Partner zu betrügen, macht sich moralisch schuldig, weil er dabei hilft, eine amoralische Tat zu verwirklichen, indem er seinen Körper zur Verfügung stellt, um den Vorgang des Fremdgehens Realität werden zu lassen. Man selbst wird Teil dieser Tat. Jegliche hier geäußerten Relativierungen ändern daran nichts.
In diesem Fall könnte die betrogene Frau, dem betrügenden Mistkerl eigentlich gleich den Laufpass geben. Was bringt da noch ein Verhalten nach dem Motto "wie du mir, so ich dir"?Xanopos hat geschrieben:Wenn der Partner aber ein Mistkerl ist, der sie aktuell betrügt. Darf sie dann auch?
Re: Treuefrage
Gute Frage, kann ich auch nicht nachvollziehen. Aber manchmal verhalten sich Menschen nun mal so.Logan 5 hat geschrieben:In diesem Fall könnte die betrogene Frau, dem betrügenden Mistkerl eigentlich gleich den Laufpass geben. Was bringt da noch ein Verhalten nach dem Motto "wie du mir, so ich dir"?
Re: Treuefrage
herrlich unkomplizierte und kluge Einstellung. Gerade das letzte sehe ich genauso.Nonkonformist hat geschrieben:Ach, es geht mir zu weit um da so eine moralgeschichte draus zu machen: jeder soll es so machen wie es ihm oder ihr glücklich macht.Frangipani210 hat geschrieben:Sorry das ich das jetzt so sage, aber von dir habe ich nichts anderes erwartet.Goldstück hat geschrieben: Warum? Weil du es moralisch verwerflich findest?
Und ja, niemals nie sagen. Wenn es DIE Person ist, möchte ich mal denjenigen sehen, der dann sagt "jaaa, hm, du willst mich zwar auch, wir haben krasse Gefühle füreinander, aber neee, die abstrakte Frau da hinter dir ist mir wichtiger als mein Glück".
Deinen Namen hast du bestimmt mit viel Sorgfalt gewählt, allerdings würde ich mir über das "Gold" nochmal Gedanken machen, da wäre doch ein anderes Wort viel passender.
Bin auch, um ehrlich zu sein, etwas schockiert über die hier vorherrschende Meinung. Hätte ich so wirklich nicht gedacht. Da verliert man doch den Glauben an das Gute im Menschen.
Nur sollten strikt monogamen und polyamoren am besten weit von einander getrennt bleiben, der mix garantiert schlimme kater....
Deine Beiträge klingen so, als würdest du sofort schwach werden bzw könntest nicht anders, wenn eine Frau dir ein Angebot im Hinblick auf Betrug macht. Ist das so?Reinhard hat geschrieben:Was irritiert dich so, dass du nachfragst?Brax hat geschrieben:Nein, das gehört nicht zur Ausgangsfrage. Aber wenn du sagst, du kannst es der Frau "nicht abschlagen" und du kannst dich "nicht abgrenzen", dann klingt das für mich, als würdest du es nur der Frau zuliebe tun, aber eben nicht, weil du es selbst auch wollen würdest.Reinhard hat geschrieben:Nein.
Gehört das mit zur Ausgangsfrage? Dass man gar nicht will?
Und wenn man es selbst will, kann man als Begründung ja wohl kaum angeben, dass die andere Person ja so sehr wollte und man nur nicht Nein sagen konnte.
Es ging ja um Treue in einer Beziehung, da muss die Drittperson dann auch hinreichend attraktiv sein, damit man mit ihr was anfangen würde ...
Oder fragst du nach, ob ich -- unabhängig von der Treue-Frage -- auch einer Frau zuliebe was mit ihr anfangen würde, ohne dass ich sie hinreichend attraktiv finde?
Wenn du Fremdgehen (eine Frage der Moral) und eine Straftat (wobei letztes ja in vielen Fällen auch auf moralischen Erwägungen basiert, aber nehmen wir mal einen Fall des Konsenses, zB Totschlag)gleichsetzt, ist es wohl so. Für mich besteht da ein gewisser Unterschied, ob ich jemand faktisch schade oder etwas tue, das viele als unmoralisch (amoralisch passt in dem Kontext nicht) empfinden. Es gibt ja auch Menschen, die freizügige Frauen als unmoralisch empfinden.dfg82 hat geschrieben:Wer jemanden dabei unterstützt, den Partner zu betrügen, macht sich moralisch schuldig, weil er dabei hilft, eine amoralische Tat zu verwirklichen, indem er seinen Körper zur Verfügung stellt, um den Vorgang des Fremdgehens Realität werden zu lassen. Man selbst wird Teil dieser Tat. Jegliche hier geäußerten Relativierungen ändern daran nichts.
Leihe ich meinem Freund mein Auto, wohlwissend, dass er es als Fluchtwagen bei einem Bankraub verwenden möchte, mache ich mich schuldig und werde wohl wegen Beihilfe verurteilt. Beim Fremdgehen leihe ich meinen Körper aus, um damit eine "Straftat" Wirklichkeit werden zu lassen.
Wer das nicht so sieht, der .
Aber vielleicht bin ich auch einfach nur amoralisch
Re: Treuefrage
Meine Mutter wurde auch systematisch von meinem Vater hintergangen. Aber die Lage war bei weitem nicht so schlimm wie bei dir. Ich muss aber sagen, dass ich auch generell ein ziemlich misstrauischer Mensch bin.Hathor hat geschrieben:Nein, Goldstück, es geht mir nicht um abstrakte ethische Werte und Grundsätze. Sondern weil ich gar nicht anders könnte, als mich in die betrogene Ehefrau hineinzudenken. Ich bin ganz stark durch eine entsprechende Episode in meiner Kindheit geprägt, als meine Mutter von der Untreue meines Vaters erfahren hat, in einer Situation, in der sie durch eine potenziell tödliche Krankheit schon extrem belastet war und jede Unterstützung gebraucht hätte, vor allem auch die Gewissheit, dass ihr Mann ihr vorbehaltlos zur Seite steht. Stattdessen musste sie darüber nachdenken, ob ihre Ehe grundsätzlich eine Zukunft hat. Mit 11 Jahren war es richtig scheiße für mich, mitzuerleben, wie meine Mutter an der Situation fast zerbrochen wäre - und damit alles, was bis dahin meine Welt ausgemacht hatte, gleich obendrein. Gut möglich, dass diese Erfahrung einen Teil dazu beigetragen hat, dass ich AB bin. Ein tiefgreifendes Vertrauen zu irgendeinem Menschen, ob Mann oder Frau, habe ich jedenfalls seitdem nicht mehr aufbauen können.Goldstück hat geschrieben:Warum? Weil du es moralisch verwerflich findest?Hathor hat geschrieben: Leider sehe ich das genauso, Frangipani; man sollte die Finger davon lassen (und zwar, wie sich hier mal wieder zeigt, durchaus auch im eigenen Interesse ). Aber das würde ich ihr nie so sagen, denn was verstehe ich schon davon? Ich hab' auch keine Ahnung, ob ich selbst das wirklich beherzigen könnte, wenn ich der Meinung wäre, der und kein anderer ist jetzt aber der Mann meines Lebens - und sie ist dieser Meinung . Aber meine Solidarität als Freundin wird durch diese Affäre auf eine ganz schön harte Probe gestellt.
Ich weiß aber auch, wie völlig man den Verstand verlieren kann, wenn man verliebt ist, und deshalb würde ich niemals ausschließen können, mich selbst in der Situation der Geliebten wiederzufinden. Aber ich wäre kreuzunglücklich allein schon deshalb, weil mich mein schlechtes Gewissen schier umbringen würde.
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Re: Treuefrage
Vielleicht weil das Ego angeschlagen wurde.Logan 5 hat geschrieben:In diesem Fall könnte die betrogene Frau, dem betrügenden Mistkerl eigentlich gleich den Laufpass geben. Was bringt da noch ein Verhalten nach dem Motto "wie du mir, so ich dir"?Xanopos hat geschrieben:Wenn der Partner aber ein Mistkerl ist, der sie aktuell betrügt. Darf sie dann auch?
Weil man verletzt ist und dem anderen ebenfalls weh tun möchte.
Rachegedanken, Enttäuschung usw. Die menschlichen Gefühle und Abgründe sind vielfältig.
Kommt Zeit, kommt Rat, kommt Nougat
Re: Treuefrage
Schlimm, was solche Dramen dann für Folgedramen hinter sich herziehen können.selina hat geschrieben:Vielleicht weil das Ego angeschlagen wurde.Weil man verletzt ist und dem anderen ebenfalls weh tun möchte.Rachegedanken, Enttäuschung usw. Die menschlichen Gefühle und Abgründe sind vielfältig.
Partner 1 betrügt ganz übel Partner 2, Partner 2 fühlt sich zu recht verletzt, sinnt auf "Rache" und geht mit unschuldiger Person 3 ins Bett. Unschuldige Person 3 weiß vom Hintergrund nichts, ist furchtbar nett und macht sich Hoffnungen, erfährt dann, nur als Mittel zum Zweck "benutzt" worden zu sein - ist am Boden zerstört. Wieso denke ich mir jetzt solch fiktive, dramatisierte Situation aus?
Manchmal glaube ich, zu sensibel für diese Welt zu sein...
Re: Treuefrage
Wer sagt denn, dass Person 3 in so einer Konstellation ganz unwissend und unschuldig ist?Logan 5 hat geschrieben:Schlimm, was solche Dramen dann für Folgedramen hinter sich herziehen können.selina hat geschrieben:Vielleicht weil das Ego angeschlagen wurde.Weil man verletzt ist und dem anderen ebenfalls weh tun möchte.Rachegedanken, Enttäuschung usw. Die menschlichen Gefühle und Abgründe sind vielfältig.
Partner 1 betrügt ganz übel Partner 2, Partner 2 fühlt sich zu recht verletzt, sinnt auf "Rache" und geht mit unschuldiger Person 3 ins Bett. Unschuldige Person 3 weiß vom Hintergrund nichts, ist furchtbar nett und macht sich Hoffnungen, erfährt dann, nur als Mittel zum Zweck "benutzt" worden zu sein - ist am Boden zerstört. Wieso denke ich mir jetzt solch fiktive, dramatisierte Situation aus?
Manchmal glaube ich, zu sensibel für diese Welt zu sein...
Re: Treuefrage
Na ich Schließlich habe ich das o. g. Szenario doch selbst entworfenXanopos hat geschrieben:Wer sagt denn, dass Person 3 in so einer Konstellation ganz unwissend und unschuldig ist?Logan 5 hat geschrieben:Schlimm, was solche Dramen dann für Folgedramen hinter sich herziehen können.selina hat geschrieben:Vielleicht weil das Ego angeschlagen wurde.Weil man verletzt ist und dem anderen ebenfalls weh tun möchte.Rachegedanken, Enttäuschung usw. Die menschlichen Gefühle und Abgründe sind vielfältig.
Partner 1 betrügt ganz übel Partner 2, Partner 2 fühlt sich zu recht verletzt, sinnt auf "Rache" und geht mit unschuldiger Person 3 ins Bett. Unschuldige Person 3 weiß vom Hintergrund nichts, ist furchtbar nett und macht sich Hoffnungen, erfährt dann, nur als Mittel zum Zweck "benutzt" worden zu sein - ist am Boden zerstört. Wieso denke ich mir jetzt solch fiktive, dramatisierte Situation aus?
Manchmal glaube ich, zu sensibel für diese Welt zu sein...
Re: Treuefrage
Ganz nüchtern betrachtet, ist Beihilfe zu einer unmoralischen Tat eben unmoralisch. Also wenn wir dabei die Grundsätze von Moral zur Bewertung heranziehen, die sich in unserer Gesellschaft etabliert haben. Dass Du amoralisch bist, hoffe ich doch nicht. Jetzt langts aber auch mit Moraldiskussionen.Goldstück hat geschrieben: Wenn du Fremdgehen (eine Frage der Moral) und eine Straftat (wobei letztes ja in vielen Fällen auch auf moralischen Erwägungen basiert, aber nehmen wir mal einen Fall des Konsenses, zB Totschlag)gleichsetzt, ist es wohl so. Für mich besteht da ein gewisser Unterschied, ob ich jemand faktisch schade oder etwas tue, das viele als unmoralisch (amoralisch passt in dem Kontext nicht) empfinden. Es gibt ja auch Menschen, die freizügige Frauen als unmoralisch empfinden.
Aber vielleicht bin ich auch einfach nur amoralisch
Re: Treuefrage
Und jemandem (emotional) weh zu tun, das zaehle ich zu faktischen Schaeden.dfg82 hat geschrieben:Ganz nüchtern betrachtet, ist Beihilfe zu einer unmoralischen Tat eben unmoralisch.Goldstück hat geschrieben:Für mich besteht da ein gewisser Unterschied, ob ich jemand faktisch schade oder etwas tue, das viele als unmoralisch (amoralisch passt in dem Kontext nicht) empfinden.
CU, Kief
Re: Treuefrage
Man kann auch seine eigenen Grundsätze nehmen. Bzw., wenn die Frage ist, ob man etwas für sein eigenes Glück macht oder zugunsten von völlig Fremden darauf verzichtet, so bin ich mir ziemlich sicher, dass die wenigsten sich komplett gegen ihren Willen und ohne Druck von Repressalien dem Interesse anderer unterordnen würden. Ich glaube eben nicht an Altruismus.dfg82 hat geschrieben:Ganz nüchtern betrachtet, ist Beihilfe zu einer unmoralischen Tat eben unmoralisch. Also wenn wir dabei die Grundsätze von Moral zur Bewertung heranziehen, die sich in unserer Gesellschaft etabliert haben. Dass Du amoralisch bist, hoffe ich doch nicht. Jetzt langts aber auch mit Moraldiskussionen.Goldstück hat geschrieben: Wenn du Fremdgehen (eine Frage der Moral) und eine Straftat (wobei letztes ja in vielen Fällen auch auf moralischen Erwägungen basiert, aber nehmen wir mal einen Fall des Konsenses, zB Totschlag)gleichsetzt, ist es wohl so. Für mich besteht da ein gewisser Unterschied, ob ich jemand faktisch schade oder etwas tue, das viele als unmoralisch (amoralisch passt in dem Kontext nicht) empfinden. Es gibt ja auch Menschen, die freizügige Frauen als unmoralisch empfinden.
Aber vielleicht bin ich auch einfach nur amoralisch
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Re: Treuefrage
Der Preis ist hoch, aber das Kind befindet sich in einer großen Not, wenn es so handelt. Das wirkt sich im Erwachsenenleben auf die Bindungsfähigkeit aus. Und letztendlich auf die Fähigkeit zur Treue. Menschen wollen gesehen werden. Und angenommen werden, so, wie sie sind. Wir wollen im Grunde alle geliebt werden. Tue ich das, habe ich bereits die tollste Frau auf Erden gefunden und andere Frauen sind uninteressant für mich. Und dieses "Alleinstellungsmerkmal", die Einzige für mich zu sein, macht es Frau auch leichter, mir treu zu sein. Für mich gehören Sex und Liebe auch zusammen. Wenn zu Hause das auf mich wartet, was ich brauche, warum sollte ich untreu werden?Versingled hat geschrieben:Ich finde, das ist ein verdammt hoher Preis, um wahrgenommen zu werden.Lazarus Long hat geschrieben:Nicht um jeden, aber fast jeden. Es gibt Kinder, die lieber geschlagen werden, als gar nicht wahrgenommen zu werden.Versingled hat geschrieben: Und das um jeden Preis?
Damit das so bleibt, muss von beiden Seiten natürlich an der (Liebes-)Beziehung gearbeitet werden. Aber zum Glück ist es dabei wie mit Geld: Das schätze ich umso mehr wert, je mehr ich dafür tun musste. Der Mann, der um seine Stärken (und Schwächen) weiß und dazu steht, braucht keine Bestätigung von außen mehr. Derjenige, der das braucht, neigt eher zur Untreue, was aber letztlich die Suche nach Bestätigung ist, also geprägt durch erlittene psychische/emotionale Mangelzustände, meistens in der Kindheit.
Das hat auch mit dem Thema "Vertrauen" zu tun. Wie sehr vertraue ich anderen Menschen, aber vor allem, wie sehr vertraue ich mir selbst und meiner Wahrnehmung. Wie es damit bestellt ist, kann man gut in einer Fernbeziehung erleben.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.