Tania hat geschrieben: ↑05 Aug 2017 21:36
Reinhard hat geschrieben: ↑05 Aug 2017 15:53
Aber dass "Treffen" schon "gemeinsamer Sprung in die Kiste" bedeutet, halte ich eindeutig übertrieben und missverständlich. Da kann man ja eigentlich nicht drauf kommen, auf die Interpretation. .... Aber ich werde es mir merken fürs nächste AB-
Treffen.
Da wird es dann ja heiß her gehen.
Kontext ist hier relevant. Bei einem AB-Treffen erwartet wahrscheinlich nur eine verschwindend kleine Minderheit, dass es da zu wildem Rumgeknutsche, exzessiver Kuschelei oder gar näheren Kontakten kommt. Obwohl solches auch schon beobachtet wurde, ist es wohl die absolute Ausnahme und muss daher nicht extra thematisiert werden.
Nicht?
Tania hat geschrieben: ↑05 Aug 2017 21:36
Bei einem Singlebörsentreffen hingegen geht es um ein Treffen mit einem potenziellen Partner. Dabei spielt Sex schon mal implizit eine Rolle. Sei es, dass man sexuelle Beziehungskompatibilität abklopfen möchte, sei es, dass man sich mit dem Gegenüber zwar keine Beziehung, aber dafür ein heißes Nümmerchen vorstellen könnte. Oder zwei. Oder n ...
Also ist bei einem Singlebörsentreffen die Erwartung -- also nicht die Möglichkeit oder Hoffnung, tatsächlich die Erwartung -- dass es bei einem Date zu "wildem Rumgeknutsche, exzessiver Kuschelei oder gar näheren Kontakten kommt"?
Tania hat geschrieben: ↑05 Aug 2017 21:36
Wenn man also in diesem Kontext alles Sexuelle erstmal ausschliesen möchte, muss man es zwangsläufig ansprechen. Und da hat sich der Code "erstmal freundschaftlich treffen" bewährt. Alternativ ginge auch "Kaffeedate - und damit meine ich wirklich nur Kaffee!" oder "Kennenlerntreffen - aber sonst wird da nix laufen". Wobei man bei diesen Varianten natürlich zugeben würde, dass man selbst auch an Sex gedacht hat - was irgendwie tabu zu sein scheint.
Ja, das Tabu ist Sex haben zu wollen, oder es so offen anzusprechen, oder damit zu aufdringlich zu werden. Deswegen gibt es die ganzen sexuellen Zweideutigkeiten ... wenn der andere auch gerade in dem Modus ist, sie verstehen zu wollen, dann wird er sie verstehen ...
Keinen Sex haben zu wollen ist hingegen nicht tabuisiert. Das braucht man dann eigentlich auch nicht ansprechen.
Über den großen Bedeutungsunterschied von "erstmal freundschaftlich treffen" und "freundschaftlich treffen" habe ich mich auch schon ausgelassen. Das zu verwechseln wäre kaum bestreitbar ein Problem auf der Senderseite.
Das Kommunikationsproblem ist doch folgendes:
Wenn "lass uns treffen" bedeutet: "lass uns treffen, und wir könnten vielleicht auch gleich mal Sex haben, wenn wir uns nicht auf den ersten Blick doch abstoßend finden"
und
wenn "lass uns freundschaftlich treffen" bedeutet: "lass uns treffen, und Sex werden wir erstmal nicht haben, aber wenn ich dich gut genug finde, dann könntest du derjenige werden, mit dem ich meine nächsten tausend Nummern schieben will"
dann
welchen Code wird man (also: Frau) benutzen, um auszusagen: "lass uns treffen, weil ich dich interessant finde und wir soviel gemeinsam haben, dass wir öfter mal gemeinsam abhängen sollten, aber ich kann gleich schon ziemlich sicher ausschließen, dass ich dich jemals sexuell anziehend finden werde"
?
Tania hat geschrieben: ↑05 Aug 2017 21:36
Ist schon ein ziemliches Minenfeld. Für uns auch - wie, verdammt noch mal, sollen wir kommunizieren, wenn wir tatsächlich mal sexuelle Interessen haben? Ich erinnere mich da immer noch zutiefst dankbar an einen jungen Mann, mit dem ich wochenlang rein freundschaftlich telefoniert habe, bis wir uns dann mal treffen wollten. Und ich war komplett unsicher, wie er eventuellen Verführungsversuchen wohl begegnen würde .... und entsprechend nervös. Bis er schließlich vorsorglich auf eine kleine anatomische Auffälligkeit in der Bikinizone hinwies - nur für den Fall, dass das mal relevant sein könnte. War ausgesprochen beruhigend zu wissen, dass nicht nur ich über dieses Thema nachdachte
Es scheint so eine Tendenz zu geben, den Mitmenschen geringere geistige Kapazität zu unterstellen, im Sinne von "der hat doch bestimmt noch nie über das Thema (in dem Fall Sex mit mir) nachgedacht".
Sich selbst für sowas von besser zu halten, dass man in ganz anderen Denksphären schwebt.
Auch da kann ich mich leider nicht ausnehmen.
Sollte man sich austreiben.
Selbst wenn der andere sich schon erkennbar weniger bewusste Gedanken gemacht hat, das Gehirn treibt soviel im Unbewussten ...