Melli hat geschrieben: ↑01 Sep 2020 20:37
kreisel hat geschrieben: ↑01 Sep 2020 04:49
Worte machen noch keine Realität. In einem Seminar sprach mal ein Leiter davon, als er auf eine von ihrer Familie verwirrten Teilnehmerin einging, dass es so etwas wie "Etikettenschwindel" gibt. Traum für Realität halten und so verkaufen. Sowas produziert Leid.
Und zwar erhebliches
Bei Fromm findet sich auch das Beispiel mit "Liebe", was auch so ein inflationär gebrauchtes Wort ist.
Bei der ganzen Gefühlsduselei konnte ich schon als Kind nur noch schreiend davonlaufen

Ich finde es für mich heute noch schwer, diese Begriffe Freundschaft oder Liebe mit Inhalt zu füllen.
Klar gibt es für alles so Anhaltspunkte und Ideen- z B bei Freundschaft heißt es, der kann Tag und Nacht für einen
da sein oder ist ein "Seelenverwandter", oder man geht durch dick und dünn ect.
Bei Liebe gibt es so Vorstellungen wie "man wird auf Händen getragen" und "Man will dem anderen nur gutes und
lässt jeden Freiraum" oder "man vergöttert den anderen".
Ah, ich merke schon, bei Liebe sind meine Vorstellungen noch überzogener und weniger greifbar als bei Freundschaft.
Ich hab keinen Plan. Intuitiv aus Gefühlen ergibt sich das für mich eher nicht.
Ich weiß nicht, wie man romantische Liebe ausleben sollte incl. dem ganzen Gefühl und den großen Erwartungen,
ohne größere Verstrickungen, was man so aus dem eigenen Ich heraus so erträumt und braucht.
Da kommt doch eher dann Drama und Hass auf.
Vielleicht ist das nur was für Menschen, die halbwegs ordentlich behandelt wurden, ein halbwegs positives
Selbstverständnis und Grundvertrauen haben und dann so positiv weiterträumen können.
Oder man kann sich doch soweit noch erholen und etablieren, dass es mal "normal" würde, zumindest
friedlich und für die Beteiligten ok.
Hoffentlich ist es mit den Gefühlen, der Persönlichkeit und den Beziehungsmöglichkeiten nicht so wie beim Kapital,
wo sich auch die Armen an den Reichen und Mächtigen orientieren und am liebsten deren Lebensmodelle übernehmen
wollen.
Everlast - What It's Like
Außerdem dachte ich hierbei
Melli hat geschrieben:Schlimmer noch, die Psychohistoriker würden sagen, die Leute hängen vor dem TV (und übrigens auch dem Computerbildschirm) wie sie schon als Embryo sich der Plazenta gegenüber befanden. Das hat also etwas sehr stark regressives.
auch noch daran, dass es bei Liebesbeziehungen nachgesagt wird, dass die Beteiligten in einen
regressiven säuglinghaften Zustand fallen.
Ob es daran liegt, das man da eher den Kopf ausschaltet (oder sollte) und dann wieder in so ein waberndes
Urvertrauen hineinkommen kann, oder Nähe wie bei Muttern erleben?
Das ist aber nunmal auch nicht für alle attraktiv.
Melli hat geschrieben:kreisel hat geschrieben: ↑01 Sep 2020 04:49
Fand er die Sprachlehrbücher zu langatmig und klischeehaft? Und hat dann selber ein Stück mit Klischees produziert?
Ja, gerade deswegen. Das heißt nicht umsonst "absurdes Theater"

Bzw. früher hat man noch mehr dööfliche Einzelsätze zur Übersetzung in Lehrbüchern gehabt.
In ein Buch habe ich mir mal zur Erinnerung "Mut zum Schwachsinn" reingekritzelt

Ich wundere mich auch manchmal. Ich mache schonmal so Anfängerlektionen in z. B. italienisch und dann kommen
so Sätze wie "ich bin keine Kuh" oder "du bist kein Apfel" und ich frage mich, in welchen Lebenssituationen
man wohl sowas sagt.
Aber gute Idee, daraus ein Stück zu entwickeln. Wie wäre die Welt, wenn sie sich wie in einem Sprachlehrbuch
darstellt.
Leider bietet ja auch die Realität sehr absurde und fixe Klischees, nicht nur das Lehrbuch.
Oder es ist eine Sache der Abstraktion, sodass dann für einen selbst dieser Eindruck und das Zerrbild
entsteht. (Und aus Abstraktion kann man Kunst machen, immerhin).
Melli hat geschrieben:Manche Psychotiker fühlen sich geradezu "durchsichtig", denken, andere könnten ihre Gedanken lesen, womit sie kontrollierbar wären, also völlig ausgeliefert.
Ja, hab ich auch schon gehört, gerade wenn solche paranoiden Gedanken kommen.
Das war bei ihm aber gar nicht so. Er war total "in der Welt integriert" und mehr so auf innerer Entdeckungsreise,
um sich frei zu erleben. Diese hat er auch noch völlig offen in einem Blog gezeigt, auch sehr intime
Erlebnisse und Gedichte.
Er hat auch später so sein Ding durchgesetzt mit Studium abgeschlossen, noch einen Vorstandsposten in
der Wirtschaft eingenommen mit einem Interesse, was er schon immer hatte und wo er schon immer
lokal im Verein war, Frau und Kinder.
Und hatte soviel Realtätssinn, dass ein Blog mit allen Irrungen und Wirrungen dann nicht mehr so in
die Öffentlichkeit gehört.
Das war wirklich merkwürdig, wie jemand so sehr mit einer Psychose noch in der Welt integriert sein kann,
so zielstrebig und auch so erlebnishungrig, also ganz viele Erlebensschritte auch gemacht, nicht nur geträumt.
Sich kreativ ausgelebt usw. Ich kenne es klassisch auch eher, dass Leute mit psychotischen Phasen oder
schizoiden Anteilen in der Welt nicht so vorwärts kommen.
Melli hat geschrieben:
kreisel hat geschrieben: ↑01 Sep 2020 05:50Genauso kann es aber auch an einem selbst liegen, sodass man manches - immer noch nicht- verstanden hat.
Das mag durchaus sein, daß es mit meinem Selbstkonzept verträglicher ist, vor manchen Dingen halt zu machen
Achso, du meinst nicht, die Kapazität des Verstands steht im Weg, sondern ein Weltbild, wo die
Information nicht reinpasst? Klingt plausibel.
Melli hat geschrieben:Oft lag es mehr an der Art (oder auch nur dem Umfeld) der schulischen bzw. universitären Vermittlung, die ich nicht akzeptieren konnte, weniger an der Sprache und Kultur, die vermittelt werden sollten.
Wenn der Inhalt akzeptabel ist, dann muss man sich wohl andere Wege suchen, um Zugang zu finden.
Quasi selbst erarbeiten und andere Quellen finden.
Wäre natürlich auch nochmal eine gute Unterscheidung, ob die Sache schlecht ist oder nur die ein zwei
Zugänge die man probiert hat, schlecht waren.
Melli hat geschrieben: zu...
Standing Rock 2016/17.
(...)
In erster Linie dachte ich daran, daß doch klar abzusehen war, daß das Camp geräumt werden würde.
Das ist jetzt sehr häßlich zu sagen, aber manche Ethnien mögen Helden. Die versuchen es zur Not mit dem Kopf durch die Wand. Und wenn sie Kopfverletzungen davontragen, dann regen sie sich umso mehr über die Bleichgesichter auf
Das findet sich so etwa auch in den Memoiren eines
Mapuche-Häuptlings:
Testimonio de un cacique mapuche (Ausschnitt, Retranskription) hat geschrieben:[…] feymew ṭawlu eŋɨn kewatukefuyŋɨn, inawtukefuyŋɨn. feymew θoy ɣiθewiŋkakefuyŋɨn.
»[…] Dann kamen sie zusammen, pflegten zu kämpfen, pflegten eine vernichtende Niederlage zu erleiden. Dann pflegten sie die Weißen noch mehr zu hassen.«
Vielleicht ist es auch einfach nur Verzweiflung?
Da wurden die Gruppen schon so dermaßen in eine Nische gedrängt, waren finanziell und mit Bildung raus,
sie hatten zwar eine "Verwaltung"- was aber auch dem Verfahren der Imperialisten ja schon entsprach,
und es waren noch weitere Einschränkungen geplant (Gefährdung des Trinkwassers) ohne Rücksicht auf Verluste,
möglicherweise mit dem Ziel, dass sie auch die letzte Nische nicht mehr haben sollten.
Da geht einem doch die Luft aus? Und es bleibt Resignation oder Kampf.
Ein aussichtsloser Kampf aber leider. Das Kind ist schon viel zu weit in den Brunnen gefallen.
Vielleicht kommt da die Haltung auf, lieber mit Würde noch kämpfen und sterben als nur aufgeben.
Dass da Hass ist, ist doch auch verständlich, wenn das Volk dezimiert wurde, im eigenen Lebensraum bedrängt
und dann wird einem ein Raum zugestanden, der unwürdig ist.
Ich habe die Befürchtung, dass das mit dem Klima retten schon in einer ähnlichen Dynamik ist.
Wenn man das Klima als eine Art Ethnie sieht, das gerne auch noch mal ohne Nutzen sich erholen wollen
würde.
Melli hat geschrieben:Es gibt einige Faktoren, die (von Freudianern und Lacanianern) für die Entstehung von Psychosen in Betracht gezogen worden sind. Es ist aber auch klar, daß das keine erschöpfende Auflistung werden kann. Wie Widmer in seiner Einführung sagt, psychotisch zu werden ist eine Möglichkeit menschlichen Seins. Manchmal kann man die Ursachen nicht ergründen.
Ok, dann wäre die Macht / Machtverhältnisse nur ein Faktor, der ursächlich für psychische Krankheit sein
könnte.
oder auch für die Reaktion auf äußere Dinge.
Ebenso wird wohl im psychischen Bereich auch Anlage oder Verletzlichkeit gesehen.
Ich habe auch gelesen, dass es im Lebensverlauf kritische Punkte gibt mit Herausforderungen und starken Änderungen
und dass diese ebenso mit hineinspielen können, um eine latente Anlage ausbrechen zu lassen.
Es wird ja auch geforscht, inwieweit Ernährung eine Rolle spielt, oder ob es um Verarbeitung im Gehirn geht
bei manchen Krankheitsbildern.
Religiöse Kreise (Christen) gingen ja damals sogar von Besessenheit aus oder Strafe für Sündhaftigkeit.
Melli hat geschrieben:
Manche Einsichten sumerischer Götter sind leider zutreffend. Etwa daß es zu viele Menschen gibt und die zu viel Lärm machen, so daß man keine Ruhe finden kann. Bzw. den Sumerern selbst war klar, daß sie in einer Umgebung mit nur sehr begrenzten Resourcen lebten.
...
Wenn ich das richtig verstanden habe, ist YHWH (יהוה) dem Ursprung nach ein Wettergott gewesen, hat nichts mit einem der sumerischen Götter zu tun.
Achso, dann waren nur die Geschichten ähnlich und voneinander gehört und abgewandelt, aber die Götter waren
nicht dieselben.
YHWH fand die Menschen wohl auch nicht gut und auch nicht deren Sitten. Darum gabs dann die Sintflut laut
Geschichte.
Es wurde auch in so Vorträgen und Arbeitsgruppen, in denen ich war, immer etwas rumgerätselt, warum er so eine
zornige Seite hat, Krieg führen wollte usw.
Und dieser Zug, dass manche Menschen oder Gruppen bevorzugt wurden, z. B. Abel gegenüber Kain,
oder Moses und sein Stamm gegenüber den umliegenden Völkern, schürte ja schon deutlich Zwietracht.