„Der Wunsch“ (Penny-Werbung)

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Tania
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Re: „Der Wunsch“ (Penny-Werbung)

Beitrag von Tania »

Reinhard hat geschrieben: 22 Nov 2021 17:25 Ich bin bei sowas ja immer in der Versuchung zu schreiben: "ich war nicht auf Partys und hat mir auch nicht geschadet".
So ein Satz erfordert aber zwingend den :opa: Emoji.

Ansonsten ist es für die real existierenden Jugendlichen, die durch die Pandemie und ihre Begleitumstände depressive Symptome entwickelt haben, ziemlich irrelevant, ob irgendwelche alten Menschen glauben, dass man auch ohne Partys und sonstige Sozialkontakte gut leben kann. Sie leiden trotzdem.
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/corona-depressionen-jugendliche-101.html hat geschrieben: Die Zahl der Jugendlichen mit Anzeichen einer Depression ist laut einer Analyse des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) im ersten Corona-Lockdown im vergangenen Jahr deutlich angestiegen."Durch die Pandemie sind zusätzlich 477.000 Jugendliche im Alter von 16 bis 19 Jahren von depressiven Symptomen betroffen",
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Einsamer Igel
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Re: „Der Wunsch“ (Penny-Werbung)

Beitrag von Einsamer Igel »

Egil hat geschrieben: 21 Nov 2021 19:43 Immerhin haben aber dann alle (oder immerhin ein nicht unbedeutender Anteil von) Jugendlichen das gleiche "Handicap" und nicht so wie viele ältere ABs, deren Verpassen dieser "wilde Phase" eher eine Ausnahmeerscheinung unter Altersgenossen ist.
+1

Ich finde, man kann die coronadepressiven Jugendlichen nicht mit ABs oder anderweitig in ihrer "natürlichen Entwicklung" (was immer das auch sein soll) beeinträchtigten Menschen vergleichen!

Man kann in der Kindheit/Jugend krank gewesen oder in sch*** Zuständen aufgewachsen sein und dadurch traumatische oder sonstwie benachteiligende Erfahrungen gemacht haben und wird damit von der Mehrheit der Bevölkerung als Einzelfall angesehen und nicht verstanden. Man steht allein da und muss allein damit klarkommen. Sich vielleicht noch eine Therapie suchen.

Das ist eine ganz andere Hausnummer als das, was die coronageschädigten Jugendlichen jetzt haben, nämlich eine kollektive Erfahrung. Die lagen nicht im Koma, die haben Erfahrungen gemacht! Was "normal" ist, ist sowieso nicht einheitlich festgelegt. Sie haben in den letzten 2 Jahren Erfahrungen gemacht, mit uns allen zusammen, die schon lange oder noch nie jemand genau so machen musste. Das ist etwas, was auch in der Zukunft von Zeitgenossen verstanden wird. Es mag anders sein als das, was ein paar Jahre vorher und nachher normaler Alltag für viele war und sein wird. Aber es ist nicht "nichts". Das ist nicht Stillstand.

Man sollte vielleicht auch nicht vergessen, dass es ein Luxusproblem der westlichen oder industrialisierten Welt ist. Anderswo haben jung und alt noch andere Sorgen, als nur die Frage, ob Diskotheken zu sind oder ob man zum Geburtstag eingeladen werden oder zum Sportverein gehen kann. Dazu ist es auch bei uns relativ neumodisch, dass Kinder und Jugendliche unter Schutz stehen und gefördert werden müssen in ihrer "normalen" Entwicklung. Man kann es da auch echt übertreiben. Mal 2 Jahre Einschränkungen zu haben wegen Corona, wie wir alle, das wird niemanden seelisch verkrüppeln. Da gibt es ganz andere Sachen, die sowas verursachen. Corona und die Jugend hierzulande - das ist einfach jammern auf hohem Niveau.
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Re: „Der Wunsch“ (Penny-Werbung)

Beitrag von Kleiner Mann »

Reinhard hat geschrieben: 22 Nov 2021 17:25 Ich bin bei sowas ja immer in der Versuchung zu schreiben: "ich war nicht auf Partys und hat mir auch nicht geschadet".

Dann fällt mir ein, ich bin immerhin AB geworden, und ob das dann schon als Schaden zählt? :sadman:
Müssen ja keine Partys sein, aber in dem Alter verändert sich viel und ohne die Möglichkeit Erfahrungen zu sammeln oder neue Menschen kennenzulernen ist das schon sehr bedauernd für sie.
Einsamer Igel hat geschrieben: 22 Nov 2021 18:23 Man sollte vielleicht auch nicht vergessen, dass es ein Luxusproblem der westlichen oder industrialisierten Welt ist. Anderswo haben jung und alt noch andere Sorgen, als nur die Frage, ob Diskotheken zu sind oder ob man zum Geburtstag eingeladen werden oder zum Sportverein gehen kann. Dazu ist es auch bei uns relativ neumodisch, dass Kinder und Jugendliche unter Schutz stehen und gefördert werden müssen in ihrer "normalen" Entwicklung. Man kann es da auch echt übertreiben. Mal 2 Jahre Einschränkungen zu haben wegen Corona, wie wir alle, das wird niemanden seelisch verkrüppeln. Da gibt es ganz andere Sachen, die sowas verursachen. Corona und die Jugend hierzulande - das ist einfach jammern auf hohem Niveau.
Das prägt die Jugend aber. Sie hat kaum Möglichkeiten mit Gleichaltrigen zusammen zu kommen. Da steht viel mehr auf dem Spiel als nur keine Party machen zu können. Es geht auch darum sich generell mit anderen zu treffen und Erfahrungen zu sammeln. Das findet alles nur noch online statt und so bleibt die Komfortzone auch beschränkt auf Soziale Medien. Also viel schlimmer als es sonst der Fall wäre. Mir taten die Erstsemester an der Uni leid, die keine richtige Einführungswoche hatten. Extrovertierte Menschen können da vielleicht noch einfacher Freunde finden, aber wenn ich mir vorstellen müsste, dass ich introvertiert bin und dann zusätzlich noch sehr zurückhaltend und unsicher bin, dann wird das Studium nicht gerade einfach. So ganz ohne Freunde oder Bekannte.
Die Einführungswoche ist ja immerhin die wichtigste Zeit, um sich seinen Freundeskreis aufzubauen.

Für die Jugend ist das natürlich alles Mist. Natürlich würde ich sagen, dass es sie damit härter getroffen hat. Wenn man mit 30 fest im Beruf steht und jeder Tag gleich aussieht, dann ist es wahrscheinlich keine große Veränderung, wenn man 2 Jahre mal einen Gang zurückschalten muss, aber in einer Lebensphase, wo sich wöchentlich etwas verändert, macht das schon einen großen Unterschied.
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Caligari
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Re: „Der Wunsch“ (Penny-Werbung)

Beitrag von Caligari »

Einsamer Igel hat geschrieben: 22 Nov 2021 18:23 Ich finde, man kann die coronadepressiven Jugendlichen nicht mit ABs oder anderweitig in ihrer "natürlichen Entwicklung" (was immer das auch sein soll) beeinträchtigten Menschen vergleichen!

Man kann in der Kindheit/Jugend krank gewesen oder in sch*** Zuständen aufgewachsen sein und dadurch traumatische oder sonstwie benachteiligende Erfahrungen gemacht haben und wird damit von der Mehrheit der Bevölkerung als Einzelfall angesehen und nicht verstanden. Man steht allein da und muss allein damit klarkommen. Sich vielleicht noch eine Therapie suchen.

Das ist eine ganz andere Hausnummer als das, was die coronageschädigten Jugendlichen jetzt haben, nämlich eine kollektive Erfahrung. Die lagen nicht im Koma, die haben Erfahrungen gemacht! Was "normal" ist, ist sowieso nicht einheitlich festgelegt. Sie haben in den letzten 2 Jahren Erfahrungen gemacht, mit uns allen zusammen, die schon lange oder noch nie jemand genau so machen musste. Das ist etwas, was auch in der Zukunft von Zeitgenossen verstanden wird. Es mag anders sein als das, was ein paar Jahre vorher und nachher normaler Alltag für viele war und sein wird. Aber es ist nicht "nichts". Das ist nicht Stillstand.

Man sollte vielleicht auch nicht vergessen, dass es ein Luxusproblem der westlichen oder industrialisierten Welt ist. Anderswo haben jung und alt noch andere Sorgen, als nur die Frage, ob Diskotheken zu sind oder ob man zum Geburtstag eingeladen werden oder zum Sportverein gehen kann. Dazu ist es auch bei uns relativ neumodisch, dass Kinder und Jugendliche unter Schutz stehen und gefördert werden müssen in ihrer "normalen" Entwicklung. Man kann es da auch echt übertreiben. Mal 2 Jahre Einschränkungen zu haben wegen Corona, wie wir alle, das wird niemanden seelisch verkrüppeln. Da gibt es ganz andere Sachen, die sowas verursachen. Corona und die Jugend hierzulande - das ist einfach jammern auf hohem Niveau.
Ich finde es irgendwie wirklich komisch und in gewissem Maßen auch ärgerlich, dass jungen Leuten während der ganzen Corona-Pandemie scheinbar so oft abgesprochen wird zu leiden. Das ist jetzt auch gar nicht auf deinen Kommentar allein gemünzt. Sobald es bei Zeit oder Spiegel Online mal Artikel aus der Perspektive von Schülern oder Studenten (oder allgemein jungen Erwachsenen) gibt, kommen ja ähnliche Kommentare.
Bin zwar mit Mitte 20 jetzt nicht mehr in der ganz jungen Zielgruppe enthalten, als Student fühl ich mich aber dennoch angesprochen, und ganz ehrlich, das ärgert mich schon. Seit 2 Jahren wird von jungen Leuten zwar viel Solidarität mit Älteren erwartet, zurück bekommt man aber so gar nichts und wenn man sich dann doch mal beschwert, wird einem mehr oder weniger direkt gesagt, dass man es ja nicht so schwer habe und doch ruhig sein solle.

Für Leute mit Depressionen (zu denen ich mich in geringem Ausmaß auch zähle), ist es dann toll zu hören, dass ihre Depression ja nicht so schlimm ist, weil sie nur durch Corona entstanden ist. Ich kenn mittlerweile einige bei denen die psychische Gesundheit seit Corona abgenommen hat, eben weil man lange Zeit so gar nichts machen konnte und nur zu Hause rumsaß. Oder wie schnell die Konzentrationsfähigkeit nachlässt wenn man neben der Online-Uni nichts anderes mehr zu tun hat. Von fehlendem Geld wegen mangelnden Möglichkeiten auf Nebenjobs mal ganz zu schweigen. Auch die zeitweisen Ausgangssperren und das öffentliche Alkoholverbot bis zum letzten Sommer waren da echt klasse.

Dabei ist den meisten, die ich kenne, durchaus klar, dass sie es im Vergleich zu anderen Menschen immer noch gut haben. Aber die Logik kann ich auf so ziemlich alle Menschen in Mitteleuropa anwenden. In anderen Teilen der Welt gibt es immer andere und deutlich grundlegendere Probleme. Aber so könnt ich auch jedem AB hier absprechen zu leiden.
Du findest keinen Partner / keine Partnerin? Was sollen da erst die Leute in XY sagen, die müssen sich Sorgen machen, ob sie morgen überhaupt noch was zu essen oder einen Platz zum Schlafen haben.
Am Ende führt das ja nur zu einem Wettbewerb, wer den jetzt überhaupt leiden darf.
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Re: „Der Wunsch“ (Penny-Werbung)

Beitrag von Einzelgänger »

Einsamer Igel hat geschrieben: 22 Nov 2021 18:23 ...
+1

Du hast das sehr gut zusammengefasst. Auch wenn das jetzt scheiße von mir ist, aber mein Mitleid hält sich absolut in Grenzen. Um mich hat sich nämlich auch keiner gekümmert und mein Leben wird wahrscheinlich auch nach Corona nicht besser.
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Re: „Der Wunsch“ (Penny-Werbung)

Beitrag von inVinoVeritas »

Sense8 hat geschrieben: 21 Nov 2021 17:57 Ich finde nur die dargestellte Intensität und die Wichtigkeit, die manchen Aspekten beigemessen wird etwas übertrieben. Mir selber ist nicht ganz klar inwiefern Betrunkensein essentiell wichtig für das Heranreifen eines Jugendlichen ist. Natürlich geht es um Spaß haben, Kontakte knüpfen, das andere Geschlecht kennen lernen..etc. und das ist ja auch wichtig.
Aber das hört doch nicht einfach mit 18 aufeinmal auf. Feiern und Partymachen geht doch gut und gerne auch noch in den 20gern. Oder welche Aspekte meinst du jetzt genau, die man nur in einem kurzen beschränkten Zeitfenster kennen lernen kann?
Tania hatte ja bereits einen Link gepostet, wonach landesweit die Psychologen Alarm schlagen, weil unfassbar viele Kinder und Jugendliche mittlerweile psychische Krankheiten entwickelt haben.
Dabei geht es nicht "nur" um ausgefallene Partys, sondern um alles, was die Jugend erst zur "Jugend" macht: sich ausprobieren, Neues erleben, sich selbst finden, soziales Verhalten weiterentwickeln, Pläne für die Zukunft schmieden, Dates haben, erste Liebe.
Stattdessen: Bis auf die Sommermonate Zuhause rumhängen und auf den Bildschirm starren, am besten noch rund um die Uhr mit den Eltern zusammen, die im Homeoffice sitzen. Sturmfrei und Freunde zum Videoabend oder zum Feiern einladen? Manche Jugendliche haben nie erlebt, was das überhaupt bedeutet. Onlinegaming- und Socialmedia-Sucht nimmt überhand, während die Leute gleichzeitig verlernen, wie man überhaupt in "echt" neue Menschen kennenlernt und "socialized".
Gespräche aus meinem Umfeld bestätigen das, die Jugendlichen und auch Studenten befinden sich in einem gemischten Dauerzustand aus Wut, Verzweiflung, Depression, Langeweile und Frust.

Da ist so viel, das sich nicht mehr nachholen lässt, einfach weil es für viele Dinge nur ein bestimmtes Zeitfenster gibt. Der Sohn einer Bekannten schreibt bald seine letzten Bachelorprüfungen und hat die Uni nur für wenige Tage von Innen gesehen und kaum neue Freunde gefunden, hängt stattdessen immer noch ausschließlich mit den alten Buddys aus Schulzeiten ab, denen es genauso geht. Der ist sowas von gefrustet, weil sein Studentenleben komplett ausgefallen ist. Unnötig zu erwähnen, dass er Dauersingle ist. O-Ton: "Auf Tinder kann ich nix reißen und da ich außerhalb meines Sandkastenfreundeskreises kaum jemanden kenne, lerne ich auch nicht "einfach so" neue Mädels kennen. Außerdem habe ich das Gefühl, total verlernt zu haben wie man überhaupt jemand Neues kennenlernt".

Und ja, gerade wenn es um das Erlernen von "Balzverhalten" geht, sind all die Partys, die man als Jugendlicher erlebt, eine extrem wichtige Spielwiese um sich auszuprobieren und um zu lernen, wie man Signale interpretiert/sendet, wie man flirtet, etc.
Schlagt mich nun gerne, aber ich sehe hier im AB-Forum überproportional viele Menschen vertreten, die mit Partys noch nie viel anfangen konnten und teilweise sogar generell soziale Events meiden. Andersherum kenne ich kaum jemanden persönlich, der früher (wie auch heute hin und wieder noch) gerne auf Feiern und Partys unterwegs war und gleichzeitig keinen Plan hat wie man Frauen kennenlernt. Die Korrelation ist definitiv vorhanden, über die Kausalität kann man nun gerne streiten. ;)
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Re: „Der Wunsch“ (Penny-Werbung)

Beitrag von Hathor »

Einzelgänger hat geschrieben: 23 Nov 2021 12:58
Einsamer Igel hat geschrieben: 22 Nov 2021 18:23 ...
+1

Du hast das sehr gut zusammengefasst. Auch wenn das jetzt scheiße von mir ist, aber mein Mitleid hält sich absolut in Grenzen. Um mich hat sich nämlich auch keiner gekümmert und mein Leben wird wahrscheinlich auch nach Corona nicht besser.
Ich schließe mich an.
Als "Young Carer" (immerhin gibt es inzwischen einen coolen, englischen Begriff dafür :roll:) hatte ich eine sehr schwierige und völlig atypische Jugendzeit, und zwar nicht nur zwei, drei Jahre lang. Diese Zeit hat meine Berufswahl in Richtung eines mistigen Jobs beeinflusst, mir eine diagnostizierte Angststörung mitgegeben und nicht unwesentlich zu meiner ABinenkarriere beigetragen. Es hat damals keine Sau interessiert, und jetzt ist es zu lange her, als dass es irgendjemanden interessieren würde.
Das mag jetzt verbittert klingen; macht nix, is' eben so. :mrgreen: Bin ich halt auch scheiße.
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Re: „Der Wunsch“ (Penny-Werbung)

Beitrag von Momo »

Das ist irgendwie ein ziemlich bescheidenes Phänomen.
Je tiefer man in seinem eigenen Leid feststeckt, bzw. je mehr man damit hadert, umso weniger Geduld und Nachsicht hat man dem Leid anderer gegenüber.
Obwohl man gute Voraussetzungen dafür hätte, es nachzuempfinden.
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Re: „Der Wunsch“ (Penny-Werbung)

Beitrag von Tania »

Momo hat geschrieben: 23 Nov 2021 13:30 Das ist irgendwie ein ziemlich bescheidenes Phänomen.
Je tiefer man in seinem eigenen Leid feststeckt, bzw. je mehr man damit hadert, umso weniger Geduld und Nachsicht hat man dem Leid anderer gegenüber.
Obwohl man gute Voraussetzungen dafür hätte, es nachzuempfinden.
Ist halt so - der Splitter im eigenen Auge ist immer größer als der Balken im Gesicht des Nachbarn. Nur wird das eigene Leben leider kein bisschen besser, wenn man anfängt, das eigene Leid mit dem der anderen zu vergleichen - und schon gar nicht, wenn man den anderen ihre Sorgen abspricht oder sie für geringfügig erklärt. Denn damit erscheinen nicht nur die eigenen Probleme größer und man selbst fühlt sich wie der einzige wirklich leidende Mensch - man erfährt nach dem Prinzip "wie man in den Wald hinein ruft" auch deutlich weniger Mitgefühl und Unterstützung durch besagte andere ...
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Re: „Der Wunsch“ (Penny-Werbung)

Beitrag von Einzelgänger »

Tania hat geschrieben: 23 Nov 2021 14:09
Momo hat geschrieben: 23 Nov 2021 13:30 Das ist irgendwie ein ziemlich bescheidenes Phänomen.
Je tiefer man in seinem eigenen Leid feststeckt, bzw. je mehr man damit hadert, umso weniger Geduld und Nachsicht hat man dem Leid anderer gegenüber.
Obwohl man gute Voraussetzungen dafür hätte, es nachzuempfinden.
Ist halt so - der Splitter im eigenen Auge ist immer größer als der Balken im Gesicht des Nachbarn. Nur wird das eigene Leben leider kein bisschen besser, wenn man anfängt, das eigene Leid mit dem der anderen zu vergleichen - und schon gar nicht, wenn man den anderen ihre Sorgen abspricht oder sie für geringfügig erklärt. Denn damit erscheinen nicht nur die eigenen Probleme größer und man selbst fühlt sich wie der einzige wirklich leidende Mensch - man erfährt nach dem Prinzip "wie man in den Wald hinein ruft" auch deutlich weniger Mitgefühl und Unterstützung durch besagte andere ...
Wir können gerne sehen wie es nach Corona so läuft. Wenn alle wieder ihr mehr oder weniger normales Leben zurückhaben, wird uns dann mehr Aufmerksamkeit geschenkt oder sind wir weiterhin Außenseiter die sich auf einem Forum tummeln von denen kaum jemand etwas gehört hat?
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Re: „Der Wunsch“ (Penny-Werbung)

Beitrag von alex321 »

Tania hat geschrieben: 21 Nov 2021 09:21
Sense8 hat geschrieben: 20 Nov 2021 10:16
Ich finde aber die Behauptung, das die Coronaregelungen ein wichtige Phase im Leben von Jugendlichen komplett zerstört auch übertrieben. Ich glaube kein Jugendlicher verarmt und wird depressiv, weil er nicht die Erfahrung gemacht hat wie es ist, wenn man sich auf Partys zulaufen lässt.
Ich fürchte, die Jugendlichen mussten auf viel mehr verzichten als auf gelegentliche Partys. Und wenn ich mich erinnere, welchen Stellenwert eine Party damals für mich hatte, ist auch schon die partylose Zeit schlimm genug ...

Wie man hier im Forum oft liest: manche Erfahrungen lassen sich nicht "später irgendwann" nachholen.
Dann bekommen die Jugendlichen eben mal eine kleine Kostprobe des Lebens eines Außenseiters. Mir ging es als Jugendlicher auch ähnlich, obwohl es damals kein Corona gab. Zu den Parties wurde ich nicht eingeladen und die Mädchen haben mich ignoriert. Ich wäre froh über Fernunterricht gewesen, denn dann hätte ich mich viel besser gegen das Mobbing wehren können.
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Re: „Der Wunsch“ (Penny-Werbung)

Beitrag von Reinhard »

Tania hat geschrieben: 23 Nov 2021 14:09
Momo hat geschrieben: 23 Nov 2021 13:30 Das ist irgendwie ein ziemlich bescheidenes Phänomen.
Je tiefer man in seinem eigenen Leid feststeckt, bzw. je mehr man damit hadert, umso weniger Geduld und Nachsicht hat man dem Leid anderer gegenüber.
Obwohl man gute Voraussetzungen dafür hätte, es nachzuempfinden.
Ist halt so - der Splitter im eigenen Auge ist immer größer als der Balken im Gesicht des Nachbarn. Nur wird das eigene Leben leider kein bisschen besser, wenn man anfängt, das eigene Leid mit dem der anderen zu vergleichen - und schon gar nicht, wenn man den anderen ihre Sorgen abspricht oder sie für geringfügig erklärt. Denn damit erscheinen nicht nur die eigenen Probleme größer und man selbst fühlt sich wie der einzige wirklich leidende Mensch - man erfährt nach dem Prinzip "wie man in den Wald hinein ruft" auch deutlich weniger Mitgefühl und Unterstützung durch besagte andere ...

Es ist nicht unbedingt eine Frage des Mitleids oder des Leid-Vergleichen-Wollens. ich habe irgendwie gar keinen Zugang dazu, warum es so schlimm sein soll, wenn Partys und Feste abgesagt sind. Wenn man bestimmte Leute nicht treffen kann und einem das weh tut, das leuchtet mir ein. Trennungsschmerz bis Trauer und so ...

... aber Partys? :gruebel: :gruebel: Oder gar Schule vermissen? Bild



Der Unterschied ist so groß, ich glaube, ich gehöre zu einer anderen Spezies. :sadman: Homo sapiens stubenhockeris oder so.
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Re: „Der Wunsch“ (Penny-Werbung)

Beitrag von alex321 »

Reinhard hat geschrieben: 23 Nov 2021 18:57 ... aber Partys? :gruebel: :gruebel: Oder gar Schule vermissen? Bild

Der Unterschied ist so groß, ich glaube, ich gehöre zu einer anderen Spezies. :sadman: Homo sapiens stubenhockeris oder so.
Ich konnte mit Parties auch noch nie was anfangen ... Der Lärm, das Gedränge, die nervigen Betrunkenen, der Rauch (früher gab es nirgends Rauchverbote), ... Angenehm ist was anderes.
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Re: „Der Wunsch“ (Penny-Werbung)

Beitrag von Hathor »

Tania hat geschrieben: 23 Nov 2021 14:09
Momo hat geschrieben: 23 Nov 2021 13:30 Das ist irgendwie ein ziemlich bescheidenes Phänomen.
Je tiefer man in seinem eigenen Leid feststeckt, bzw. je mehr man damit hadert, umso weniger Geduld und Nachsicht hat man dem Leid anderer gegenüber.
Obwohl man gute Voraussetzungen dafür hätte, es nachzuempfinden.
Ist halt so - der Splitter im eigenen Auge ist immer größer als der Balken im Gesicht des Nachbarn. Nur wird das eigene Leben leider kein bisschen besser, wenn man anfängt, das eigene Leid mit dem der anderen zu vergleichen - und schon gar nicht, wenn man den anderen ihre Sorgen abspricht oder sie für geringfügig erklärt. Denn damit erscheinen nicht nur die eigenen Probleme größer und man selbst fühlt sich wie der einzige wirklich leidende Mensch - man erfährt nach dem Prinzip "wie man in den Wald hinein ruft" auch deutlich weniger Mitgefühl und Unterstützung durch besagte andere ...
Ich habe wirklich intensiv über eure Beiträge nachgedacht und tief in mich reingelauscht... aber nee, ich erkenne mich in ihnen nur in Ansätzen wieder. ;) Weder suhle ich mich in erlittenem Ungemach - jedenfalls nicht gewohnheitsmäßig -, noch halte ich mich für unempathisch - jedenfalls nicht grundsätzlich -, aber ich bin ganz klar der Meinung, dass man auf unterschiedlich hohem oder niedrigem Niveau jammern kann.

Es gibt in meiner Stadt eine Initiative für Kinder krebskranker Eltern, die ich schon seit Jahren regelmäßig mit Spenden unterstütze. Weil ich auch so ein Kind war. Und bei dem Gedanken, dass so ein Kind oder Jugendlicher monatelang nicht zur Schule oder zum Training oder mit Freunden ins Kino gehen konnte und 24/7 mit dem Elend zuhause/in der Klinik und den daraus resultierenden Ängsten konfrontiert war, wird mir ganz anders. :sadwoman:

Ich fühle auch mit den Studienanfängern. Ich bin heilfroh, dass ich zu Unizeiten sowas nicht erleben musste, denn ich hätte keinen Plan, wie man ohne den regelmäßigen direkten Austausch mit den Kommilitonen und Dozenten überhaupt einen halbwegs glatten Studieneinstieg schaffen könnte. Aber hier von "Leid" zu sprechen, strapaziert den Begriff doch schon ein klitzekleines bisschen über...

Es gibt mit Sicherheit noch andere Rahmenbedingungen, die dazu führen, dass viele Kinder, Teenager und auch junge Erwachsene durch die Lockdowns über Gebühr beeinträchtigt waren. Aber ich bin nicht der Meinung, dass die Gesamtheit der Jugendlichen pauschal Anspruch auf mein Mitgefühl hat. Und die allermeisten haben es auch gar nicht nötig, denn was die Corona-bedingten Einschränkungen hinsichtlich Schule/Uni/Freizeitgestaltung angeht, sitzen die betroffenen Jahrgänge doch in einem Boot, haben Leidensgenossen, bei denen sie sich auskotzen können und auf Verständnis treffen werden.

Mein Bedauern gilt eher denen, in deren Boot niemand sitzt außer ihnen selbst.
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Re: „Der Wunsch“ (Penny-Werbung)

Beitrag von Tania »

Hathor hat geschrieben: 23 Nov 2021 22:23
Mein Bedauern gilt eher denen, in deren Boot niemand sitzt außer ihnen selbst.
Bedauern muss die partylosen Teenies sicher niemand. Und es ist auch nicht nötig, selbst zu verstehen, was an Partys so unglaublich wichtig ist. Aber zu behaupten, dass wegen der Corona-Begleitumstände kein Jugendlicher depressiv geworden ist, widerspricht einfach allen bekannten Zahlen.

Ich fürchte, dieses Nicht-Nachvollziehen-Können von ausfallenden Partys ist mit dafür verantwortlich, dass die Politik sich so leicht damit tut, Konzerte und Clubbesuche zu verbieten. Ist ja schließlich nicht so schlimm, wenn Jugendliche mal nicht feiern können. Zumindest längst nicht so schlimm wie das Schließen von Möbelhäusern ...

Apropos Nicht-Nachvollziehen-Können ... erinnert sich noch jemand an die Dramen bei der Auflösung von Take That? Da wurden Sorgentelefone eingerichtet, Teenager drohten massenhaft mit Selbstmord oder setzten den Plan sogar um ... Musste man nicht verstehen - aber helfen war trotzdem angesagt.
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Re: „Der Wunsch“ (Penny-Werbung)

Beitrag von NBUC »

Mein spontaner Eindruck ist, dass "Jugend" medial eben mit dem hippen Partyvolk gleich gesetzt wird und der "uncoole" Teil der Jugend (die ggf eine viel höhere Grunddepressionsrate zeigen würden?) wieder einmal einfach bei "der Jugend" ausgeblendet werden und unter den Tisch fallen, unsichtbar bleiben - und mit dem Mitleidsaufruf so noch einmal einen vor den Latz geknallt bekommen.
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Re: „Der Wunsch“ (Penny-Werbung)

Beitrag von Momo »

Hathor hat geschrieben: 23 Nov 2021 22:23[Ich] bin ganz klar der Meinung, dass man auf unterschiedlich hohem oder niedrigem Niveau jammern kann.
Das sehe ich anders. Den meisten Menschen hilft es, über die Dinge zu reden, unter denen sie gerade leiden, die sie gerade belasten oder mit denen sie gerade zu kämpfen haben. Und wenn es nur ist, weil dann da ein anderer Mensch ist, der es weiß, der einen damit sieht.
Ich finde, jeder sollte mit dem Wunsch/der Bitte, gehört zu werden, ernst genommen werden, egal, worum es geht.
Genau wie jeder ablehnen darf, zuzuhören, ohne Gründe angeben zu müssen, warum das gerade nicht geht.
Das einzige, was das Wort "Jammern" bewirkt, ist Menschen zum Schweigen zu bringen, sodass sie mit ihren Sorgen alleine bleiben.
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Ich fühle auch mit den Studienanfängern. [...] Aber hier von "Leid" zu sprechen, strapaziert den Begriff doch schon ein klitzekleines bisschen über...[/quote]
Ich würde auch nicht pauschal sagen, dass die Studienanfänger unter den Corona-Einschränkungen leiden. Aber nicht, weil es irgendwie zu wenig dafür ist, sondern weil da zum einen noch so viele andere Faktoren eine Rolle spielen, wie gut jemand mit der Situation umgehen kann, und weil man das zum anderen von außen meiner Meinung nach nicht bewerten kann.
Ich unterscheide zwischen schwierigen/schlimmen Umständen und dem subjektiven Empfinden von Leid.
Ich glaube, für ersteres hat jeder eine Art Hierarchie. Und deine Situation - die Jugend damit zu verbringen, deine Eltern zu pflegen - ist wahrscheinlich unbestritten recht weit oben anzusiedeln.
Zweiteres dagegen ist schlicht nicht vergleichbar. Da gibt es kein Mehr oder Weniger.
Du kannst in einem Tümpel genauso ertrinken, wie in einem See.
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Re: kollektives versus individuelles Problem/Defizit

Beitrag von time4change »

Sense8 hat geschrieben: 22 Nov 2021 12:27
time4change hat geschrieben: 22 Nov 2021 10:51
Sense8 hat geschrieben: 20 Nov 2021 10:16Ich finde aber die Behauptung, das die Coronaregelungen ein wichtige Phase im Leben von Jugendlichen komplett zerstört auch übertrieben. ...

wenn ALLE mal 2 Jahre nicht/nur stark reduziert feiern können, dann sind alle danach auf demselben Stand
(und in dann kommenden "roaring twenties" könnte das Nachholbedürfnis ausgelebt werden?)

wer aus individuellen Gründen nicht dabei sein konnte, der hat (in späteren Lebensphasen) eher ein Erfahrungsdefizit?
Ziehst du diese Aussagen aus meiner Meinung? Oder wie/was meinst du?


nicht direkt

das ist ergänzend zu Deiner These meine (eigene) Überlegung:

dass es einen wesentlichen Unterschied machen kann, ob man als Einzelner "ausgeschlossen" ist/wird (aus welchen Gründen auch immer) oder ob alle (in der peer group) gleichermaßen auf etwas verzichten müssen
--> im letzteren Fall "gehört man dazu" und steht nicht außerhalb des "normalen"/kollektiven Erfahrungshorizontes
Sollten wesentliche Teile des Forums in den "Lesemodus" versetzt werden, so freue ich mich auf weiteren Austausch im
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Re: „Der Wunsch“ (Penny-Werbung)

Beitrag von Hathor »

Tania hat geschrieben: 24 Nov 2021 11:37 Aber zu behaupten, dass wegen der Corona-Begleitumstände kein Jugendlicher depressiv geworden ist, widerspricht einfach allen bekannten Zahlen.
Das habe ich nicht behauptet.
Ich verstehe, dass einfach irgendwann das Maß voll ist, wenn z. B. zu schwierigen Rahmenbedingungen im Elternhaus oder zu ohnehin eher stressbehafteten Situationen wie einem Schulwechsel oder dem Beginn einer Ausbildung auch noch Corona on top kommt.
Tania hat geschrieben: 24 Nov 2021 11:37 Ich fürchte, dieses Nicht-Nachvollziehen-Können von ausfallenden Partys ist mit dafür verantwortlich, dass die Politik sich so leicht damit tut, Konzerte und Clubbesuche zu verbieten. Ist ja schließlich nicht so schlimm, wenn Jugendliche mal nicht feiern können. Zumindest längst nicht so schlimm wie das Schließen von Möbelhäusern ...
Dabei sind aber auch noch andere Aspekte zu bedenken, z. B. in welcher Branche ist der wirtschaftliche Schaden eher vertretbar und vor allem auch, wo können die Abstandsregeln und Maskenpflicht eher umgesetzt werden usw. :roll:
Tania hat geschrieben: 24 Nov 2021 11:37 Apropos Nicht-Nachvollziehen-Können ... erinnert sich noch jemand an die Dramen bei der Auflösung von Take That? Da wurden Sorgentelefone eingerichtet, Teenager drohten massenhaft mit Selbstmord oder setzten den Plan sogar um ... Musste man nicht verstehen - aber helfen war trotzdem angesagt.
Oh Mann, ja, ich erinnere mich, Drama hoch 10. :sadwoman:
Ich muss zugeben, dass ich das damals mit großem Befremden zur Kenntnis genommen habe. Ich hätte allerdings schon in meiner eigenen Teenagerzeit angesichts meines eigenen Backgrounds mit völligem Unverständnis auf ein solches Verhalten reagiert.

Kann und sollte man jungen Menschen nicht im Elternhaus ein Gespür für Relationen vermitteln? Natürlich darf man auch angesichts von vermeintlichen "Kinkerlitzchen" wütend, enttäuscht und traurig sein - das bin ich selbst heute noch oft genug. ;-) Aber wenn ein Teenager angesichts eines solchen Schicksalsschlages wie der Auflösung seiner Lieblingsboygroup Selbstmordgedanken (!!!) äußert, ist m. E. in dieser Hinsicht etwas grundlegend misslungen.
Hathor

Re: kollektives versus individuelles Problem/Defizit

Beitrag von Hathor »

time4change hat geschrieben: 25 Nov 2021 13:58 dass es einen wesentlichen Unterschied machen kann, ob man als Einzelner "ausgeschlossen" ist/wird (aus welchen Gründen auch immer) oder ob alle (in der peer group) gleichermaßen auf etwas verzichten müssen
--> im letzteren Fall "gehört man dazu" und steht nicht außerhalb des "normalen"/kollektiven Erfahrungshorizontes
Das ist nach meiner eigenen Erfahrung ein ganz fundamentaler Aspekt! Die Erfahrungen, die ich als Kind und Jugendliche gemacht habe, konnte ich mit keinem einzigen Altersgenossen teilen. Ich hatte im Umgang mit Gleichaltrigen ganz oft das Gefühl, dass mich eine unsichtbare Wand von ihnen trennt, konnte ihr Verhalten, ihre Interessen, ihre Probleme vielfach nicht nachvollziehen, und ihnen muss es mit mir ebenso gegangen sein. :sadwoman:

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