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Wayfaring_Stranger15
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Beitrag von Wayfaring_Stranger15 »

Guten Morgen,
Ich wollte jetzt kurz vor der Uni nochmal hier das Thema ansprechen, weil ich das für sinnvoller halte als in meinem Begrüßungsthread mich die ganze Zeit im Kreis zu drehen. Hier kann ich vielleicht auch nochmal spezifischer auf ein paar Punkte eingehen. Habt bitte etwas Nachsehen, falls ich hier noch was falsch mache, ich bin noch neu hier :)

Also, ich habe immer wieder mit Freunden gesprochen und mein größter Wunsch ist es schon seit Jahren, endlich mal nicht mehr einsam zu sein und eine eigene Familie zu bekommen. Aber es will bei mir partout nicht funktionieren und ich kann mir nicht erklären, warum.
- Seit 7 Jahren engagier ich mich in Vereinen. Zugegeben, einige davon sind online, aber ich halte es nicht für sinnvoll, mich bei etwas zu engagieren, was mich nicht interessiert, das nützt genauso wenig. Ich hab auch so neue Kontakte gewonnen. Von der männlichen Seite hör ich dann oft "Ja, kann ich nachvollziehen" oder "Nein, kann ich nicht nachvollziehen (weil die noch nie in so ner Situation gewesen sind)". Vom anderen Geschlecht hingegen oft ein "Du kriegst noch deine Chance", oder "Bist ganz nett zum reden" (also friendzoning) oder "Ich hab schon nen Freund".
- Seit fast 2 Jahren studier ich jetzt Soziale Arbeit. Eine Arbeit, die mir Spaß macht, ich liebe es, den jungen Leuten zu helfen (ja, ich bilde mich in Richtung Kinder- und Jugendhilfe fort). Und außerdem ist sowohl der Studiengang als auch viele Arbeitsplätze größtenteils von Frauen besetzt. Da mag man meinen, sollte es doch eigentlich nicht so schwer sein, seine Anvertraute zu finden - ist es aber. Zu meinen Kommilitoninnen habe ich oft nicht mehr als ein "geschäftliches" Verhältnis (also wir arbeiten zusammen um gemeinsam ans Ziel zu kommen, die Prüfung zu bestehen, mehr aber nicht.) Außerdem gibt es da dann auch noch viele queere Frauen
- Seit 6 Jahren benutze ich Dating-Portale. Ich bin ja neulich verrückt geworden, als die Freundin meines Bruders mir gezeigt hat, dass sie nach 2 Wochen keine neuen Likes mehr erhielt, weil sämtliche Männer in der Umgebung ihr bereits Likes gegeben haben bei Tinder (zur Info: Sie hat sich bei Tinder zum Spaß einen neuen Account angelegt, weil sie das Portal bei mir kennengelernt hat). Ich sprech jetzt bewusst nur von Tinder und nicht von anderen Plattformen, weil ich da bislang die besten Erfahrungen mit hatte und die besten Chancen meiner Meinung nach, vielleicht auch wegen der großen Nutzerbasis - aber immerhin, 2 Chats über die Spanne von 6 Jahren sind mehr als bei allen andern zusammen. (Und btw würd ich mich jetzt nicht gerade als hässlich betrachten; also eigentlich bin ich sogar sehr schlank. Und das Gewicht ist meist auf solchen Seiten ja eher ein Abturner)

Mache ich irgendwas falsch? Warum hat denn jeder um mich herum das Glück, nur ich nicht?
Ich bin - oder war- eine Kämpfernatur. Im Moment bin ich nämlich soweit zu sagen, dann soll es einfach nicht sein. Dann muss ich mich einfach damit einrichten, dass mein Leben so einsam und leer bleibt. Aber dass ich hier bin, beweist ein stückweit auch, dass meine Natur das immer noch nicht wahrhaben will. Ich musste mir sowieso schon alles erkämpfen im Leben, nur - Glück kann man sich nicht erkämpfen.
Ganz oft hör ich dann, ich ziehe halt die falschen Personen an und bräuchte Geduld. Nun, ich bin jetzt einer der Ältesten in meinen Freundeskreisen; da denk ich mir immer "Die haben gut reden", haben ja nie so lange gebraucht und gesucht wie ich. Dazu sei auch noch gesagt, ich hege diesen Wunsch ja nicht erst seit 7 Jahren, sondern schon viel länger. Außerdem habe ich den Eindruck, von oben herab lässt sich immer leicht sagen "Du kriegst das auch noch", oder "Es ist gar nicht so toll, wie du denkst", während man das halt für sich selber schon hat und gar nicht in dem Loch steckt, in dem ich stecke.

Was denkt ihr denn dazu? Bin ich vielleicht wirklich einfach zu ungeduldig? Diese Einsamkeit zerfrisst mich halt inzwischen komplett. Nach 10 Jahren immer noch keine Fortschritte gemacht zu haben, während andere schon heiraten und Kinder kriegen, bringt mich einfach nur noch zum verzweifeln.
Also bin ich dann einfach nur noch ein Lost Case?
Per aspera ad astra.

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Ninja Turtle

Re: Aussichtslos

Beitrag von Ninja Turtle »

Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 11 Jan 2023 09:38 Seit 6 Jahren benutze ich Dating-Portale.
Vielleicht mal was anderes versuchen?
halbkaputt
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Re: Aussichtslos

Beitrag von halbkaputt »

Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 11 Jan 2023 09:38 Guten Morgen,
erstmal Hallo :winken:
Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 11 Jan 2023 09:38 Mache ich irgendwas falsch? Warum hat denn jeder um mich herum das Glück, nur ich nicht?
sorry, aber das klingt sehr nach Opfermentalität. ich glaube nicht, dass Frauen das attraktiv finden und würde sogar behaupten, dass Viele die Verzweiflung bemerken und davon abgeschreckt werden
aber, um zur Ausgangsfrage zurückzukommen: ich glaube es geht eher um Wahrscheinlichkeiten. die sind bei ABs geringer, aber bei dem, was ich schon gesehen hab, fällt es mir schwer zu glauben, dass es jemanden gibt, bei dem es Aussichtslos, d. h. die Wahrscheinlichkeit 0 ist. ich habe vor einer Weile mal jemand mit Glasknochenkrankheit im Rollstuhl auf Youtube gesehen. seine Freundin ist neben ihm hergelaufen und hat dabei seinen kleinen Finger gehalten - mehr ging nicht. das war bei den Beiden "Händchenhalten". vor dieser Szene hätte ich seine Wahrscheinlichkeit eine Freundin zu finden vermutlich auf 0 geschätzt, aber das wäre offensichtlich falsch gewesen
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Re: Aussichtslos

Beitrag von katebe »

Wir können deine Situation natürlich nur oberflächlich betrachten, nach dem, was du hier beschreibst. Für mich hört es sich nicht so an, als würdest du was falsch machen. Du bist viel unter Menschen, durch dein Studium auch viel unter Frauen, siehst laut eigener Aussage auch nicht hässlich aus. Aber was vielen wohl nicht klar ist, ist die Tatsache, dass man manchmal alles richtig machen kann und trotzdem nicht zum angestrebten Ergebnis kommt. Wie viele Menschen auf dieser Welt laufen mit unerfüllten Sehnsüchten und Wünschen herum, obwohl sie sich doch so sehr bemühen? Die Dinge hängen nunmal nicht ausschließlich vom eigenen Handeln, sondern auch vom Zufall und Glück ab.

Einsam und leer muss dein Leben aber trotzdem nicht sein. Das ist deine Entscheidung.
Dominik

Re: Aussichtslos

Beitrag von Dominik »

Hallo Wayfaring_Stranger15,
Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 11 Jan 2023 09:38.
- Seit 7 Jahren engagier ich mich in Vereinen. Zugegeben, einige davon sind online, aber ich halte es nicht für sinnvoll, mich bei etwas zu engagieren, was mich nicht interessiert, das nützt genauso wenig.
Hier würde ich vorschlagen die Onlinevereine durch mehr echte zu ersetzen. Du musst dich in der Tat nicht für etwas engagieren, was dich nicht interessiert. Wie wäre es denn, wenn du mal etwas organisierst? Z.B. einen Stammtisch für unter 30/35 in deiner Region. Villeicht lernst du so eine Frau kennen? Und selbst wenn du da nur Männer kennenlernst, einer von den hat bestimmt eine tolle Schwester/Cousine/beste Freundin, die noch Single ist.
Interessierst du dich fürs Tanzen? Da gibt es auch viele Frauen, gerade bei HipHop, Salza etc. Halte dich (soweit es dein Studium bzw. dein Leben ermöglicht) immer in Bewegung bezüglich neuer Erfahrungen und neuen Menschen.
Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 11 Jan 2023 09:38 Diese Einsamkeit zerfrisst mich halt inzwischen komplett.
Das kann ich absolut nachvollziehen, ist bei mir leider oft ähnlich. Dieses Loch kann jedoch durch ein positives Selbstbild, neue Hobbies und neue Bekanntschafen gestopft werden. Du bist wahrscheinlich nicht einsam, weil du (noch) keine Freundin hast, sondern wegen deiner inneren Einstellungen zu dir selbst/zum Leben.
Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 11 Jan 2023 09:38 Also bin ich dann einfach nur noch ein Lost Case?
Nein, es sei denn, du wirfst das Handtuch.

Edit:
Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 11 Jan 2023 09:38 Zu meinen Kommilitoninnen habe ich oft nicht mehr als ein "geschäftliches" Verhältnis (also wir arbeiten zusammen um gemeinsam ans Ziel zu kommen, die Prüfung zu bestehen, mehr aber nicht.)
Und da gibt es keine Möglichkeit, nach der Arbeit mal unverbindlich (ohne das Wort "Date" in den Mund zu nehmen) was trinken zu gehen?
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Wayfaring_Stranger15
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Re: Aussichtslos

Beitrag von Wayfaring_Stranger15 »

Wie das so meine Art ist, zuerst einmal wieder ein herzliches Dankeschön an alle, die geantwortet haben. :)
(mal eben ganz nebenbei; diese ganzen Foren Commands zum quoten und so machen mich echt feddig xD)
Dominik hat geschrieben: 11 Jan 2023 13:40
Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 11 Jan 2023 09:38 Also bin ich dann einfach nur noch ein Lost Case?
Nein, es sei denn, du wirfst das Handtuch.
Mir ist aktuell auch wirklich danach. Ich weiß nicht, wie es bei dir war, aber stell dir mal vor, du kämpfst dein halbes Leben lang gegen Windmühlen an, wieder und wieder musst du aufstehen und den Blick aufrichten, den Staub abklopfen und bekommst als Zeugnis "Netter Versuch, vielleicht beim nächsten Mal". Während anderen das, wofür du gekämpft und immer wieder aufgestanden bist, einfach so in den Schoß fällt. Das frustriert. Und inzwischen fehlt mir einfach die Kraft und die Lust dafür, weiter zu kämpfen.
Dominik hat geschrieben: 11 Jan 2023 13:40
Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 11 Jan 2023 09:38 Zu meinen Kommilitoninnen habe ich oft nicht mehr als ein "geschäftliches" Verhältnis (also wir arbeiten zusammen um gemeinsam ans Ziel zu kommen, die Prüfung zu bestehen, mehr aber nicht.)
Und da gibt es keine Möglichkeit, nach der Arbeit mal unverbindlich (ohne das Wort "Date" in den Mund zu nehmen) was trinken zu gehen?
Ich tu mich schwer damit... Da sprichst du wirklich was an, was ich noch an mir verbessern kann.
Zum einen, häufig hab ich so eine gefühlte Hemmschwelle, sowas eine Frau zu fragen. Ich bin schon auf Kommilitoninnen zugegangen, um mit denen eine Prüfungsgruppe oder Lerngruppe zu bilden. Aber danach zu sagen "Willst du noch was essen/trinken gehen?" hab ich mich irgendwie nie getraut. (Und der studiert Soziale Arbeit... paradox, ich weiß :D) Ich versuch auch schon, mich dahingehend zu enthemmen, aber irgendwie krieg ichs noch nicht hin. Zumal wenn es um das Thema geht, ich mich meist wie ein Idiot vorkomme, der die ganze Zeit versucht, das richtige zu sagen, aber dann irgendwas antwortet, was vielleicht nicht mal Sinn ergibt... Vielleicht kennst du / kennt ihr das ja auch.
Zum andern, ich wohne ja nicht da wo ich studiere. Ist vielleicht auch mehr eine billige Ausrede, aber ich fahr mit der Bahn jedes mal 20 Minuten hin mindestens (meistens schafft die Bahn aber noch mehr, weils die Bahn ist). Und ich kenn die Stadt jetzt nicht sooo gut, in der ich studiere, wo man da gut was essen/trinken gehen könnte, etc.
Wie wäre es denn, wenn du mal etwas organisierst? Z.B. einen Stammtisch für unter 30/35 in deiner Region. Villeicht lernst du so eine Frau kennen?
Ebenfalls etwas, was mir nicht so liegt. Ich hör das häufig von Leuten aus meinem Freundeskreis, ich hätte doch die Qualitäten eines Anführers. Aber ich selbst fühl mich nicht so wie jemand, der vorausgeht, dem andere folgen können. Sprich, etwas selbst zu organisieren, vielleicht sogar nen eigenen Verein zu machen, ist absolut nicht so meins. Ich begebe mich lieber in etablierte Kreise, als selber einen zu machen.
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Re: Aussichtslos

Beitrag von Egil »

Hi WS15, du hattest ja neulich schon mal einen Thread gestartet und dann wohl gleich wieder gelöscht. Meine Antwort an dich war damit auch gleich weg.
Woran es bei dir konkret liegt, kann wohl keiner anhand einer halben Seite Text sagen. Das bedarf etwas mehr Analyse. Als Rat erst mal nur: Geduld, Forum lesen, eigene Schwachstellen finden und bearbeiten, und die Hoffnung nicht aufgeben. Ich bin 11 Jahre älter als du und war bis vor ziemlich genau einem Jahr noch Hardcore AB, bin jetzt nach einer kurzen ersten schon in meiner zweiten, wenn auch etwas hakeligen Beziehung. Ähnliche Beispiele wirst du hier noch mehr finden. Alles ist immer noch möglich, auch wenn es mit zunehmendem Alter und nach wie vor mangelnder Erfahrung nicht einfacher wird.
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Wayfaring_Stranger15
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Re: Aussichtslos

Beitrag von Wayfaring_Stranger15 »

Egil hat geschrieben: 11 Jan 2023 21:34 Hi WS15, du hattest ja neulich schon mal einen Thread gestartet und dann wohl gleich wieder gelöscht. Meine Antwort an dich war damit auch gleich weg.
Ja, ich bitte um Entschuldigung, das war keine böse Absicht :lol:
Ich hatte einen Begrüßungsthread geöffnet, hatte aber nach der Registrierung nicht gesehen, dass es dafür einen extra Bereich gibt, den nur Mitglieder sehen können. Und dann dacht ich mir, bevors zu spät ist, schiebstes eben da rüber. Sorry. :mrgreen:
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Re: Aussichtslos

Beitrag von Sternenwanderer »

Eine Stelle in deinem Text sticht wirklich heraus.
Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 11 Jan 2023 09:38 Zu meinen Kommilitoninnen habe ich oft nicht mehr als ein "geschäftliches" Verhältnis...
Du wirst es nicht schaffen von einem geschäftlichen Verhältnis zu einem romantischen Verhältnis zu kommen. Davor steht nämlich erstmal das persönliche Verhältnis. Versuch ein persönliches Verhältnis aufzubauen, eine Freundschaft, indem du anfängst über persönliche Dinge zu sprechen, was dich interessiert, was dich bewegt etc..
Falls es dir schwer fällt über dich zu reden, frag sie solche Fragen. (Wenn sie nicht an so einem Gespräch interessiert ist wirst du das auch schnell merken.) Es ist vielleicht auch besser so etwas erstmal mit einer Frau zu üben die du zwar nett und sympathisch findest, mit der du also wirklich ein gutes Verhältnis/eine Freundschaft haben willst, mit der du dir aber nicht unbedingt eine Beziehung vorstellen kannst. Das erleichtert die Sache.
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Re: Aussichtslos

Beitrag von Einsamkeit_is_doof »

Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 11 Jan 2023 09:38 Mache ich irgendwas falsch? Warum hat denn jeder um mich herum das Glück, nur ich nicht?
Ich bin - oder war- eine Kämpfernatur. Im Moment bin ich nämlich soweit zu sagen, dann soll es einfach nicht sein. Dann muss ich mich einfach damit einrichten, dass mein Leben so einsam und leer bleibt. Aber dass ich hier bin, beweist ein stückweit auch, dass meine Natur das immer noch nicht wahrhaben will. Ich musste mir sowieso schon alles erkämpfen im Leben, nur - Glück kann man sich nicht erkämpfen.
Ich kann das gut nachvollziehen, wie du dich fühlst. Mir geht es ähnlich. Allerdings mit dem Unterscheid, dass ich eher wenige soziale Kontakte habe, was die Sache nochmal schwieriger macht. Was mich fuchst ist die Tatsache, dass wenn ich dann mal eine Frau kennenlerne, diese entweder vergeben ist, keine Interesse an mir hat oder mir vom Typ her nicht gefällt. :wuetend:
Dann denke ich immer: "Da draussen muss es doch irgendwo eine Frau geben, die zu mir passt." :brille1:

Manchmal denke ich auch, dass es wohl so sein soll. Aber meinen Frieden kann ich mit diesem Gedanken ehrlich gesagt nicht machen. :fessel:

Ganz oft hör ich dann, ich ziehe halt die falschen Personen an und bräuchte Geduld. Nun, ich bin jetzt einer der Ältesten in meinen Freundeskreisen; da denk ich mir immer "Die haben gut reden", haben ja nie so lange gebraucht und gesucht wie ich. Dazu sei auch noch gesagt, ich hege diesen Wunsch ja nicht erst seit 7 Jahren, sondern schon viel länger. Außerdem habe ich den Eindruck, von oben herab lässt sich immer leicht sagen "Du kriegst das auch noch", oder "Es ist gar nicht so toll, wie du denkst", während man das halt für sich selber schon hat und gar nicht in dem Loch steckt, in dem ich stecke.
Es tut weh zu sehen, wie es den anderen das Glück scheinbar zufliegt. Und natürlich haben diese Leute leicht reden. Wenn man "normal" ist, dann kann man sich meiner Meinung nach in einen AB gar nicht reindenken.
"Es ist gar nicht so toll, wie du denkst."??? :shock: Ne, is klar... :?

Gestern habe ich auch wieder so einen Nackenschlag bekommen: An meinem Arbeitsplatz gibt es in einer anderen Abteilung eine junge Frau, die mir gefällt. Natürlich habe ich es bisher noch nicht gewagt ihr das irgendwie zu zeigen. Gott sei Dank muss ich sagen. Denn gestern habe ich erfahren, dass sie verheiratet ist und im Sommer ein Kind erwartet. Das tat schon irgendwie weh. Nicht nur, weil sie mir gefällt, sondern auch, weil sie 2 Jahre jünger ist wie ich und eine Familie haben wird. Ich hingegen bekomme das irgendwie nicht hin. :wuetend:
Einziger Trost ist, dass es noch andere Leute gibt, denen es ähnlich geht. :sadman:
Amor gib mir den verdammten Pfeil, ich mach' den Scheiß jetzt selber!
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Re: Aussichtslos

Beitrag von Wayfaring_Stranger15 »

@Einsamkeit_is_doof (Ich bezieh mich jetzt mal so auf dich und deine Nachricht, weil ich glaube, wenn ich das quoten würde, würd das den Rahmen sprengen. So ist es viel Platz sparender :D) Weißt du, es freut mich gerade wirklich, dass du diese Nachricht geschrieben hast, in der du ein bisschen von dir erzählst. Es kann echt wohltuend sein, zu sehen, dass man mit seiner Einsamkeit nicht allein ist, und es anderen ähnlich geht. Es tut mir sehr leid, dass du auch diese Erfahrungen machen musstest, ich sag immer ist doch schon schlimm genug, wenn es schon einem von uns so geht. Und es tut mir auch leid, dass du kurz vor den 40 immer noch an diesem Punkt stehst, mit diesem Problem. Ich kann nur hoffen, dass es sich bei mir irgendwann mal ändert, bevor ich mir 'zu alt' dafür vorkomme. Nix für ungut... :sadman: Aber danke dir, dass du deine Erfahrungen hier mit mir - bzw. mit uns - geteilt hast. :)

Der Dank geht natürlich auch wieder mal an alle, die generell sich die Zeit genommen haben, sich hier am Thread zu beteiligen (oder mir eine PN schreiben ;) ) um eine Antwort zu meinen Problemen zu geben!
Als Rat erst mal nur: Geduld, Forum lesen, eigene Schwachstellen finden und bearbeiten, und die Hoffnung nicht aufgeben. Ich bin 11 Jahre älter als du und war bis vor ziemlich genau einem Jahr noch Hardcore AB, bin jetzt nach einer kurzen ersten schon in meiner zweiten, wenn auch etwas hakeligen Beziehung.
Danke für deinen Ratschlag. Geduld war nie wirklich eine meiner großen Stärken... :D
Ich fühl mich bloß einfach so abgehängt in allem. Es ist ja nicht von der Hand zu weisen, dass mit verheiratet sein und eigene Familie gründen auch ein gewisser sozialer, gesellschaftlicher Status einhergeht. Dass man von den anderen Leuten anders wahrgenommen wird. Und dass das eben alle um mich herum, meistens jünger, kriegen und ich nicht, find ich einfach so unfair.
Zumal ich auch in einer eher ländlich geprägten Region lebe, wo so das klassische Familienbild immer noch vornehmlich dominiert, also Mann+Frau+Kinder, und das am Besten mit 25, sonst gilt man als Versager. Ich hab sogar letztens von wem gehört, wenn man ab einem gewissen Alter immer noch unverheiratet ist, gäbe es so demütigende Rituale; Sockenkranz mit 25, dann Treppenhaus fegen, dann Klinken putzen. Also eine Demütigung nach der andern für etwas, was man selbst gar nicht zu verschulden hat. Ich bin nur froh, dass meine Familie da überhaupt nicht so tickt, also ich war von dieser Demütigung zum Glück befreit.
Und um noch ein bisschen Schwarzmalerei zu betreiben (als sonst eigentlich optimistischer Realist ^^): Es gibt ja keine Garantie für mich, dass ich jemals meine bessere Hälfte finde. Es gibt keinen Gutschein, wofür ich meine Traumfrau einlösen kann oder so. Von daher bin ich da inzwischen so hoffnungslos geworden. Was zusätzlich für mich meine Zukunft und das halbe Leben, was noch vor mir liegt, so aussichtslos und ohne Perspektive erscheinen lässt. Nur arbeiten und irgendwann sterben klingt für mich jedenfalls nicht nach einem sehr erfüllten Leben...
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Re: Aussichtslos

Beitrag von Egil »

Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 12 Jan 2023 09:24 Ich hab sogar letztens von wem gehört, wenn man ab einem gewissen Alter immer noch unverheiratet ist, gäbe es so demütigende Rituale; Sockenkranz mit 25, dann Treppenhaus fegen, dann Klinken putzen. Also eine Demütigung nach der andern für etwas, was man selbst gar nicht zu verschulden hat.
Ich kenne jetzt nur das Fegen der Rathaustreppe mit 30. Aber demütigend finde ich das jetzt nicht, eher ein Spaß für Normalos, die Freunde haben, die sie dazu "nötigen". Wenn du keine Lust auf sowas hast, dann machst du das halt nicht. Aber wenn du Freunde hast, die das mit dir machen wollen, dann wärst du immerhin sozial eingebunden, mehr, als viele andere hier behaupten können.
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Re: Aussichtslos

Beitrag von Dr. House »

Egil hat geschrieben: 12 Jan 2023 12:37
Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 12 Jan 2023 09:24 Ich hab sogar letztens von wem gehört, wenn man ab einem gewissen Alter immer noch unverheiratet ist, gäbe es so demütigende Rituale; Sockenkranz mit 25, dann Treppenhaus fegen, dann Klinken putzen. Also eine Demütigung nach der andern für etwas, was man selbst gar nicht zu verschulden hat.
Ich kenne jetzt nur das Fegen der Rathaustreppe mit 30. Aber demütigend finde ich das jetzt nicht, eher ein Spaß für Normalos, die Freunde haben, die sie dazu "nötigen". Wenn du keine Lust auf sowas hast, dann machst du das halt nicht. Aber wenn du Freunde hast, die das mit dir machen wollen, dann wärst du immerhin sozial eingebunden, mehr, als viele andere hier behaupten können.
Verstehe ich das richtig? Sich zum Affen machen (lassen) um den „Freunden“ zu gefallen und „sozial eingebunden“ zu sein? Ich empfinde diese Dinge ebenfalls als demütigend und würde sowas nicht mit mir machen lassen.
Aber wer’s mag und gern die Lachnummer des Tages oder Abends sein will… wohl bekomms.
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Re: Aussichtslos

Beitrag von Tania »

Dr. House hat geschrieben: 14 Jan 2023 05:59
Egil hat geschrieben: 12 Jan 2023 12:37
Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 12 Jan 2023 09:24 Ich hab sogar letztens von wem gehört, wenn man ab einem gewissen Alter immer noch unverheiratet ist, gäbe es so demütigende Rituale; Sockenkranz mit 25, dann Treppenhaus fegen, dann Klinken putzen. Also eine Demütigung nach der andern für etwas, was man selbst gar nicht zu verschulden hat.
Ich kenne jetzt nur das Fegen der Rathaustreppe mit 30. Aber demütigend finde ich das jetzt nicht, eher ein Spaß für Normalos, die Freunde haben, die sie dazu "nötigen". Wenn du keine Lust auf sowas hast, dann machst du das halt nicht. Aber wenn du Freunde hast, die das mit dir machen wollen, dann wärst du immerhin sozial eingebunden, mehr, als viele andere hier behaupten können.
Verstehe ich das richtig? Sich zum Affen machen (lassen) um den „Freunden“ zu gefallen und „sozial eingebunden“ zu sein? Ich empfinde diese Dinge ebenfalls als demütigend und würde sowas nicht mit mir machen lassen.
Aber wer’s mag und gern die Lachnummer des Tages oder Abends sein will… wohl bekomms.
Au weia.
Warum so herablassend? Selbst wenn Du (der so etwas offensichtlich noch nie erlebt hast) glaubst, dass Du es als demütigend empfinden würdest, musst Du Leute, die Spaß daran haben, doch nicht als Lachnummer oder Affen einordnen oder sie mit "Au weia" kommentieren.

Wir haben mit 25 "Schachtelfest" (im Sinne von "alte Schachtel") gefeiert. Dazu wochenlang vorher kleine Schachteln (damals gab es noch Streichhölzer ;) ) gesammelt, liebevoll verziert, kleine Überraschungen reingepackt (von Kondom über Schokolade bis Radiergummi), auf eine Kette gefädelt und es dem Geburtstagsmädel dann um den Hals gehängt. Dazu gab es noch ein mit einem passenden Spruch beschriebenes Shirt (Auf meinem stand "Ich bin (Name) - jung, schüchtern, unschuldig, ungeküsst, unverdorben, scheu und naiv"). Und so sind wir dann "um die Häuser gezogen". Und zumindest der Teil des Abends, an den ich mich noch ungetrübt erinnern kann, war ziemlich lustig für alle Beteiligten. ;)

Das hatte weder was mit lächerlich machen noch mit demütigen zu tun. War halt ne spezielle Geburtstagsfeier mit speziellen Ritualen. Eher mit Junggesellenabschieden vergleichbar, da geht es ja auch nicht um Demütigungen.

Wer es als Demütigung empfindet, kann selbstverständlich von solchen Festlichkeiten Abstand nehmen. Würde ich auch nicht mit "Au weia" oder "Spaßbremse" kommentieren. Menschen sind nun mal verschieden.
Zukünftig hauptsächlich im https://www.ab-forum.de zu finden.
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Re: Aussichtslos

Beitrag von blank pager »

Ninja Turtle hat geschrieben: 11 Jan 2023 10:28
Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 11 Jan 2023 09:38 Seit 6 Jahren benutze ich Dating-Portale.
Vielleicht mal was anderes versuchen?
Bin leider selbst von einem ähnlichen Problem betroffen. Es gibt ja heute eine derartige Vielzahl an Datingplattformen, dass man nur hin und her switchen kann, aber doch letzten Endes erfolglos bleibt. Vielleicht mündet es in einen ONS, aber ich muss zugeben, für mich wirkt das alles sehr oberflächlich.
Am Anfang hat man noch einige Kontakte (offenbar weil die Algorithmen stets die neuen User vorschlagen), aber das flaut recht rasch ab und es kostet doch einiges an Zeit und Energie, die man investieren muss um nur eine, zwei oder drei Plattformen gut zu bedienen im Sinne einer Qualität. Ich meine, links/rechts wischen ist weder eine Qualität noch für mich zielführend in der Partnersuche. (Tinder, Bumble etc.) Einen Einzeiler a la "Hey, hast du interesse auf ein Date?" zu verschicken genausowenig.
Vielleicht bin ich da zu kompliziert gestrickt und wenn ich es einfacher wäre, dann... wäre ich erfolgreicher.

Auch frage ich mich, ob Quantität in der Partnersuche das um und auf ist, worauf es allerdings (so mein Eindruck) hinausläuft zunehmend. Quantität im Sinne, dass ich einfach nur möglichst viele Frauen (in meinem Fall) anhand des Bildes angezeigt bekomme, ohne überhaupt zu wissen, ob die Person auf dem Bild auch wirklich jene ist, die dahinter steckt (sofern nicht nur ein Bot) und zugleich nur aufgrund des Bildes eine Entscheidung für ein Kennenlernen treffe.
Gut, manche Dating-Plattformen bieten zusätzlich noch weitere Aspekte an, wie z.B. Matching-Punkte, welche aus einem psychologischen Test heraus resultieren um einen groben Vergleich zu erhalten, ob 2 Personen zusammenpassen können oder nicht.

Auf der anderen Seite - Was bleibt als Alternative übrig zu den Dating-Portalen heutzutage? Wir leben nun mal im digitalen Zeitalter und dieses hat eben auch den Bereich der Partnersuche voll erfasst. Je nachdem, wo man wohnt bzw. wie das individuelle soziale Umfeld bzw. das Verhalten ist, ist man u.U. auf solche angewiesen, um überhaupt in Kontakt treten zu können. Daher frage ich mich ernsthaft, ob man am Online-Dating heute noch vorbei kommt?
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Re: Aussichtslos

Beitrag von umlaut_a »

blank pager hat geschrieben: 14 Jan 2023 07:55 Daher frage ich mich ernsthaft, ob man am Online-Dating heute noch vorbei kommt?
Das frage ich mich auch. Ich habe das Gefühl dass Datingapps eine "normale" user experience nur für "schöne" Menschen bieten können. Ich habe mangels Erfolg nur als unbeteiligter Zuseher (Swiper) teilgenommen, obwohl ich relativ aufwändige und auch von Freunden für gut befundene Fotos verwendet haben. Mittlerweile verwende ich keine Datingapps mehr. Wenn es allen so gehen würde wie mir, wären das keine Milliardenkonzerne geworden.
blank pager
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Re: Aussichtslos

Beitrag von blank pager »

umlaut_a hat geschrieben: 14 Jan 2023 08:22 Das frage ich mich auch. Ich habe das Gefühl dass Datingapps eine "normale" user experience nur für "schöne" Menschen bieten können. Ich habe mangels Erfolg nur als unbeteiligter Zuseher (Swiper) teilgenommen, obwohl ich relativ aufwändige und auch von Freunden für gut befundene Fotos verwendet haben. Mittlerweile verwende ich keine Datingapps mehr. Wenn es allen so gehen würde wie mir, wären das keine Milliardenkonzerne geworden.
Ich sehe es in Zusammenhang mit unserem heutigen Zeitgeist in diesem Sinne, dass wir als Menschen und Gesellschaft immer oberflächlicher werden. In sehr vielen Belangen des tlg. Lebens - so auch bei der Partnersuche, in Beziehungen und im zwischenmenschlichen Kontakt. Es zählt die Quantität immer mehr und die Qualität geht flöten.
Letzten Endes ist die Äußerlichkeit/Erscheinungsbild das einzige, was über das I-net leicht & schnell transportierbar ist! Es ist praktisch unmöglich, die Persönlichkeit des Menschen als Ganzes über das I-net/Apps etc. rüber zu bringen. Nachdem ein Bild mehr als 1000 Worte sagt, reduzieren wir es eben darauf. Das mag in vielerlei Hinsicht im Leben vorteilhaft sein, weil es einfach kognitive Anstrengung vermeidet, indem ich als Mensch mich mit dem anderen Auseinandersetzen muss - und sei es nur verbal in einem simplen Gespräch, egal ob als Textnachricht oder im Reallife. Hinschauen und binnen Millisekunden wegwischen ist einfacher als zumindest ein Gespräch (sei es auch nur in Textform via I-net) zu beginnen.

Es wird wohl auch aufs Motiv des einzelnen drauf ankommen - worum geht es einem selbst dabei? Nur um eine simple Triebbefriedigung, z.B. im Sinne mal wieder (kostenlosen) Sex zu haben und dann sieht man den anderen nicht mehr oder geht es um den Aufbau einer echten Beziehung zu einem Menschen mit all den bunten Facetten, die das mit sich bringt. Das sind jetzt 2 Extrembsp. - dazwischen gibt es klarerweise viele Nuancen. Jedoch, mein Eindruck ist, dass ersteres durch solche Plattformen, a la Tinder, Bumble, gefördert wird auch im Hinblick dessen, dass es eine experience ist, laufend neue Gesichter angezeigt zu bekommen, wo das eine schöner als das andere ist. Eine experience im Sinne des Haschens nach Aufmerksamkeit. Laufend ein neuer Kick, der wiederum durch laufend stärkere Reize am Kochen gehalten wird, weil er schon verfliegt - man benötigt kontinuierlich eine höhere Dosis.
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Re: Aussichtslos

Beitrag von Wayfaring_Stranger15 »

Tania hat geschrieben: 14 Jan 2023 07:01
Dr. House hat geschrieben: 14 Jan 2023 05:59 Verstehe ich das richtig? Sich zum Affen machen (lassen) um den „Freunden“ zu gefallen und „sozial eingebunden“ zu sein? Ich empfinde diese Dinge ebenfalls als demütigend und würde sowas nicht mit mir machen lassen.
Aber wer’s mag und gern die Lachnummer des Tages oder Abends sein will… wohl bekomms.
Au weia.
Warum so herablassend? Selbst wenn Du (der so etwas offensichtlich noch nie erlebt hast) glaubst, dass Du es als demütigend empfinden würdest, musst Du Leute, die Spaß daran haben, doch nicht als Lachnummer oder Affen einordnen oder sie mit "Au weia" kommentieren.
Ich glaube, Dr. House wollte jetzt nicht kollektiv jeden herabwürdigen, der Spaß an solchen Gesellschaftsspielchen hat. Ganz ehrlich, ich kann gut nachvollziehen, dass er so darüber denkt, weil es mir auch so geht. Ich finde es auch affig und eine Demütigung à la sich für einen Tag zum Gespött der Nation machen zu lassen, unter Erheiterung des eigenen Freundeskreises - egal, ob man darüber mitlachen kann oder nicht. Das ist einfach unsere Wahrnehmung über diese Dinge, weswegen wir das wahrscheinlich auch nie machen werden, was wir noch nie gemacht haben. Aber das heißt jetzt nicht, dass jeder ein Affe ist oder eine Lachnummer, der das mitmacht. Wer Spaß daran hat, kann das ja gerne machen. Ich hab da meine eigene Meinung zu.
Was ich allerdings mit dem "au weia" nachvollziehen kann ist, was Egil sagte - dass man dann den Freunden gefällt und sozial eingebunden wird. Als wäre das fast schon ein Alleinstellungsmerkmal dieser Aktion.
Bin leider selbst von einem ähnlichen Problem betroffen. Es gibt ja heute eine derartige Vielzahl an Datingplattformen, dass man nur hin und her switchen kann, aber doch letzten Endes erfolglos bleibt. Vielleicht mündet es in einen ONS, aber ich muss zugeben, für mich wirkt das alles sehr oberflächlich.
Am Anfang hat man noch einige Kontakte (offenbar weil die Algorithmen stets die neuen User vorschlagen), aber das flaut recht rasch ab und es kostet doch einiges an Zeit und Energie, die man investieren muss um nur eine, zwei oder drei Plattformen gut zu bedienen im Sinne einer Qualität. Ich meine, links/rechts wischen ist weder eine Qualität noch für mich zielführend in der Partnersuche. (Tinder, Bumble etc.) Einen Einzeiler a la "Hey, hast du interesse auf ein Date?" zu verschicken genausowenig.
Vielleicht bin ich da zu kompliziert gestrickt und wenn ich es einfacher wäre, dann... wäre ich erfolgreicher.
Ich glaube sogar, du bist zu einfach gestrickt :D
Was ich schon ganz oft gehört habe ist, wenn du auf Dating-Plattformen Erfolg haben willst, solltest du täglich ins Fitnessstudio gehen, die Sonnenbank dein neuer bester Freund sein und der reborn Casanova sein. Ansonsten gibt glaube ich Tinder sogar selbst zu, ein Algorithmus für mehr Matches zu verwenden auf Basis des Elo-Systems (vom Schach entstanden, um gleich gute Gegner für eine Partie zu finden). Das Problem; im Elo-System bekommst du Pluspunkte, wenn du ein Spiel gewinnst und Minuspunkte, wenn du eins verlierst. Aber... Was ist denn das Spiel bei Tinder? Wenn du ein Match bekommst, steigt dein Elo Rating, ansonsten sinkt es über Zeit. Das heißt, die, die ein hohes Rating haben, kriegen ein noch höheres, weil sie häufiger gesehen und geliked werden, und die, die ein niedriges Rating haben, werden nie gesehen und bekommen nie Matches. Eigentlich total bescheuert.

Außerdem stell ich hier mal die These in den Raum, dass Datingplattformen wie Tinder niemanden zusammenbringen, sondern die meisten Leute eher noch weiter auseinander treibt. Es gibt ja so ein Internet-Insider über Männer auf diesen Datingplattformen, die eine Frau so lange anschreiben und loben, bis sie irgendwann sagt, kein Interesse zu haben oder schon einen Freund zu haben - dann werden die Herren, die sie vorher vergöttert haben, beleidigend. Das resultiert mMn daraus, dass Tinder einem viele Sachen anbietet, wie ein Premium-Modell, extra Funktionen, etc. pp., alles kostet Geld (und die Ironie dahinter ist, es gibt dafür nichtmal eine echte Gegenleistung). Wenn jetzt dadurch ein Match allerdings zustande kommen sollte, will man natürlich alles geben, damit sich die Investitionen - also Zeit, Geld und Schweiß - auch gelohnt haben. Unser rationaler Verstand treibt uns zu wirtschaftlichem, effizienten Handeln an, allerdings bei einem Thema, wo das gar nicht reinpasst, weil es einfach viel mehr von Glück, Charakter und zwischenmenschlichen Beziehungen abhängt als von Wirtschaftlichkeit und Effizienz. Dadurch entstehen dann diese toxischen Auswüchse, wenn man mal wieder kein Date bekommen hat, obwohl man dafür so viel investiert hat. Es verhält sich im Prinzip wie mit einem einarmigen Banditen im Kasino, nur dass der Automat halt kein fühlendes Wesen ist, dem man die Beschimpfungen an den Kopf wirft.
Deshalb verbreitet sich so viel Toxizität auf Datingplattformen, die davon zwar massiv profitieren, aber am Ende niemanden zusammenbringen.
Ich sehe es in Zusammenhang mit unserem heutigen Zeitgeist in diesem Sinne, dass wir als Menschen und Gesellschaft immer oberflächlicher werden. In sehr vielen Belangen des tlg. Lebens - so auch bei der Partnersuche, in Beziehungen und im zwischenmenschlichen Kontakt. Es zählt die Quantität immer mehr und die Qualität geht flöten.
Hierzu noch ne kleine, vielleicht unbeliebte Meinung; natürlich ist auch die sonst so verpönte Quantität für eine gute Partnerschaft wichtig. Wenn ich mit einer Frau zusammenlebe, aber mir jeden Tag denke "Oh mein Gott sieht die schrecklich aus" ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis die Beziehung zu Bruch geht. Quantität und Qualität sind wichtig, vielleicht sogar im gleichen Maße. Denn eine Beziehung mit einer schönen Frau mit schlechtem Ego hält genauso wenig wie eine Beziehung mit einer nicht so schönen Frau aber gutem Ego. Was schön ist, wird übrigens subjektiv bewertet - meistens jedenfalls.
Was allerdings auch stimmt ist, dass der Charakter das Aussehen einer Person attraktiver machen kann. Das hab ich schon bei mir selbst erlebt, dass Frauen, die ich erst gar nicht als schön empfand, mir vom Aussehen später doch immer mehr und mehr gefielen, nachdem ich deren Auftreten und Verhalten erlebt habe, vielleicht sogar mal mit denen gesprochen habe.

Also wir sollten das Aussehen einer Person finde ich nicht klein reden. Es ist für eine gute Beziehung anhand genannter Beispiele eben auch wichtig, dass man sich gegenseitig schön findet. Aber wie schon gesagt, macht das den Charakter nicht minder wichtig - und ganz im Gegenteil, kann der Charakter sogar das Aussehen beeinflussen. Das funktioniert andersrum nicht.
Per aspera ad astra.
Tyrion

Re: Aussichtslos

Beitrag von Tyrion »

Dr. House hat geschrieben: 14 Jan 2023 05:59
Egil hat geschrieben: 12 Jan 2023 12:37
Wayfaring_Stranger15 hat geschrieben: 12 Jan 2023 09:24 Ich hab sogar letztens von wem gehört, wenn man ab einem gewissen Alter immer noch unverheiratet ist, gäbe es so demütigende Rituale; Sockenkranz mit 25, dann Treppenhaus fegen, dann Klinken putzen. Also eine Demütigung nach der andern für etwas, was man selbst gar nicht zu verschulden hat.
Ich kenne jetzt nur das Fegen der Rathaustreppe mit 30. Aber demütigend finde ich das jetzt nicht, eher ein Spaß für Normalos, die Freunde haben, die sie dazu "nötigen". Wenn du keine Lust auf sowas hast, dann machst du das halt nicht. Aber wenn du Freunde hast, die das mit dir machen wollen, dann wärst du immerhin sozial eingebunden, mehr, als viele andere hier behaupten können.
Verstehe ich das richtig? Sich zum Affen machen (lassen) um den „Freunden“ zu gefallen und „sozial eingebunden“ zu sein? Ich empfinde diese Dinge ebenfalls als demütigend und würde sowas nicht mit mir machen lassen.
Aber wer’s mag und gern die Lachnummer des Tages oder Abends sein will… wohl bekomms.
Au weia.
Ob es eine Demütigung ist, hängt von dir selbst ab. Wenn du dich natürlich zierst, einen Aufstand machst und dich wie ein kleines Kind verhältst ("Ich will aber nicht"), dann ist das für alle Beteiligten sicherlich unangenehmer als würde man den Spaß einfach mal mitmachen und locker damit umgehen.
Vor wenigen Monaten bin ich 30 geworden und da ich auch noch keinen Trauschein vorzeigen konnte, haben sich meine Kollegen bei der Arbeit einen Spaß mit mir erlaubt. Ich wurde in ein Einhornkostüm gezwängt (was mir übrigens viel zu klein war und kaum über meine großen Oberschenkel gepasst hat) und musste damit Kronkorken fegen - mit Zahnbürsten. Um mich herum standen einige aus der Belegschaft, so auch einige junge Damen *zwinker zwinker*. Da kann man sich natürlich beschämt seinem Schicksal ergeben oder man nimmt das Heft des Handelns in die eigene Hand. Ich dachte, okay, ICH bin hier der Protagonist und ICH beschließe, worüber hier gelacht wird. Also gab es von mir immer wieder ein paar Sprüche und die anderen haben gelacht. So konnte ich die Souveränität erhalten.
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Re: Aussichtslos

Beitrag von Egil »

Tyrion hat geschrieben: 14 Jan 2023 10:50 Ob es eine Demütigung ist, hängt von dir selbst ab. Wenn du dich natürlich zierst, einen Aufstand machst und dich wie ein kleines Kind verhältst ("Ich will aber nicht"), dann ist das für alle Beteiligten sicherlich unangenehmer als würde man den Spaß einfach mal mitmachen und locker damit umgehen.
Vor wenigen Monaten bin ich 30 geworden und da ich auch noch keinen Trauschein vorzeigen konnte, haben sich meine Kollegen bei der Arbeit einen Spaß mit mir erlaubt. Ich wurde in ein Einhornkostüm gezwängt (was mir übrigens viel zu klein war und kaum über meine großen Oberschenkel gepasst hat) und musste damit Kronkorken fegen - mit Zahnbürsten. Um mich herum standen einige aus der Belegschaft, so auch einige junge Damen *zwinker zwinker*. Da kann man sich natürlich beschämt seinem Schicksal ergeben oder man nimmt das Heft des Handelns in die eigene Hand. Ich dachte, okay, ICH bin hier der Protagonist und ICH beschließe, worüber hier gelacht wird. Also gab es von mir immer wieder ein paar Sprüche und die anderen haben gelacht. So konnte ich die Souveränität erhalten.
Genau, solche Veralberungen sind immer auch ein Test auf Souveränität (das habe ich leider erst viel zu spät verstanden - dass ich mich über die ersten relativen harmlosen Scherze im frühen Teeniealter teilweise höllisch aufgeregt habe, hat damals sicher auch dazu beigetragen, dass ich als Mobbingopfer auserkoren wurde). Im Wolfsrudel hat das Alphatier es auch nicht nötig, am lautesten zu sein, (jedenfalls behaupten das diverse Ratgeber der Hundeerziehung) sondern kann sich eine relative Gelassenheit leisten. Man kann es auch bei Hunden beobachten: Welche Hunde sind es denn, die ohne Unterbrechung kläffen? Eigentlich immer nur die Handtaschenhunde. Meine Flora, ein Hovawart (für die, denen das nichts sagt, so gute Schäferhundgröße) guckt die dann immer nur mitleidig an. Und, wenn wir ehrlich sind, so viel weiter sind wir in unserem Sozialverhalten nun auch nicht als Wölfe. Oder, wenn wir den ollen Hobbes bemühen: "Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf".
Ähnliches konnte ich neulich übrigens auch bei meinen Rindern beobachten: Ich habe einen Ochsen neu in der Herde gehabt. Mit den Jungbullen und auch mit den Kühen gab es teilweise heftige Reibereien. Mein Dicker, ca. eine Tonne Gewicht und ungefähr 1m Hörnerspannweite, hat ihn nur ungefähr so angeguckt, wie Bud Spencer einen Fliegengewichtsboxer, der frech wird.
Das heißt nun nicht, dass man sich immer und jederzeit zum Clown machen soll (das wirkt ebenfalls unattraktiv), aber 'über sich selbst lachen können' ist m.M. ein wichtiges Attraktivitätsmerkmal. Habe ich auch häufiger gelesen bei Frauen auf die Frage, wie denn ihr Traummann sein soll.
Relationship between men and women is psychological. One is psycho. The other is logical. Don't try to figure out who is who.

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