Selbstbild vs. äussere Wahrnehmung

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Einsamkeit_is_doof
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Selbstbild vs. äussere Wahrnehmung

Beitrag von Einsamkeit_is_doof »

Hallo zusammen :winken:

Als AB neigt man ja irgendwie dazu, sich selbst öfter mal abzuwerten. "Ich bin nicht gut genug!"-"Niemand mag mich"!-"Ich bin hässlich!" usw.. Allerdings hat diese Denkweise bei mir in letzter Zeit einige Risse bekommen. Warum? Nun, vor ungefähr zwei Wochen war ich in einem Geschäft, dort begegnete ich einer attraktiven jungen Frau. Als ich an ihr vorbei ging trafen sich unsere Blicke. Und was passierte? Sie lächelte mich an. MICH!!! :gewinner: Leider habe ich sie nicht angesprochen, aber immerhin schaffte ich es noch zurück zulächeln. Vor ein paar Tagen auf der Arbeit sah ich wieder eine attraktive junge Frau und als sich unsere Blicke trafen, lächelte ich sie an ohne darüber nachzudenken. Sie lächelte tatsächlich zurück. :gewinner:
Ja ok, ich weiss, dass sind jetzt keine Riesen Erfolge. Aber für mich sind es wieder Kleien Schritte nach vorne. Zumal ich bisher immer davon ausging, dass ich sowas von unattraktiv für Frauen bin, dass diese mich nicht mal beachten.

Vor ein paar Tagen ebenfalls auf der Arbeit: Eine Kollegin sagt zu mir, dass sie mit einer anderen Kollegin darüber gesprochen hätte, dass ich ja wohl vor nichts Angst hätte. "Äh, wie jetzt!", war meine Antwort darauf. "Naja, du machst halt den Eindruck, als wenn du vor nichts Angst hättest.", war ihre Antwort.

Diese Geschichten aus meinem leben haben mir eines vor Augen geführt: Mein Selbstbild scheint irgendwie falsch zu sein. Zumindest strahle ich meine Unsicherheit offenbar nicht aus. Ich scheine beispielsweise auf Frauen doch attraktiver zu wirken, als ich es annehme. Ausserdem scheine ich selbstsicherer zu wirken, als ich es von mir annehme.
Was ich damit sagen will: Wir sollten hin und wieder mal hinterfragen, ob unser Selbstbild tatsächlich mit der äusseren Wahrnehmung und Ausstrahlung zusammen passt. Und wie realistisch das eigene Bild tatsächlich mit dem wahren Bild zusammen passt.
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TheHoff
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Re: Selbstbild vs. äussere Wahrnehmung

Beitrag von TheHoff »

Sehr cool!

Und ja, völlig rational betrachtet ist unser Selbstbild oft falsch. Solche Dinge wie "Ich bin nicht gut genug" flackern bei mir auch immer wieder auf und ich weiß ganz genau, dass das eine Prägung aus der Kindheit ist und ich das mit rationalem Denken schnell wieder beiseite wischen kann.
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Obelix
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Re: Selbstbild vs. äussere Wahrnehmung

Beitrag von Obelix »

Einsamkeit_is_doof hat geschrieben: 08 Aug 2023 15:00 Vor ein paar Tagen ebenfalls auf der Arbeit: Eine Kollegin sagt zu mir, dass sie mit einer anderen Kollegin darüber gesprochen hätte, dass ich ja wohl vor nichts Angst hätte. "Äh, wie jetzt!", war meine Antwort darauf. "Naja, du machst halt den Eindruck, als wenn du vor nichts Angst hättest.", war ihre Antwort.
Kenn ich. Mich hat auch mal jemand als "sehr selbstbewusst" eingeschätzt, weil ich in dem Moment, in dem er seinen ersten Eindruck von mir bekommen hat, hinter der Tür kräftig durchgeatmet hatte und dann trotz Verspätung mit erhobenem Kopf den Raum betreten hatte. Dass ich ein paar Minuten danach total durch den Wind war und nicht mal meinen eigenen Namen korrekt schreiben konnte, ging hingegen unter.

Einsamkeit_is_doof hat geschrieben: 08 Aug 2023 15:00 Diese Geschichten aus meinem leben haben mir eines vor Augen geführt: Mein Selbstbild scheint irgendwie falsch zu sein. Zumindest strahle ich meine Unsicherheit offenbar nicht aus. Ich scheine beispielsweise auf Frauen doch attraktiver zu wirken, als ich es annehme. Ausserdem scheine ich selbstsicherer zu wirken, als ich es von mir annehme.
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Manche verweisen ja für ein Außenbild auf Photofeeler und ähnliche Dienste, aber für einen vollen Eindruck reicht ein Foto nicht aus, sondern man muss jemanden schon "in real life" erleben. Mit aller Gestik, Mimik und der Art zu sprechen.
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Re: Selbstbild vs. äussere Wahrnehmung

Beitrag von Mercury »

Erstmal schön, dass du die Erfahrung machen konntest. Das Problem bei solchen Sachen, ist ja dass es oft nicht ewig haften bleibt. Und die negativen Sachen länger haften bleiben. Ich habe zumindest einen Lerneffekt von gefühlt einer Stunde 😂.

Deine Beobachtungen, dass man oft selbstbewusster eingeschätzt wird, wundern mich nicht. Habe mir da nämlich oft schon meine Gedanken darüber gemacht. Und ich glaube, dass man es meistens nur bei Extremfällen merkt. Sowohl in die Eine als auch in die Andere Richtung. Oder würdet ihr auf einem belebten Platz erkennen können, wer selbstbewusst ist und wer nicht? Ich würde sagen, die meisten Leute strahlen was normales/ neutrales aus.
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Re: Selbstbild vs. äussere Wahrnehmung

Beitrag von LesHommes »

So ein Realitäts-Check ist auf jeden Fall hilfreich, um sich selbst besser einordnen zu können. Gleich noch ein kleiner Ego-Booster & Konzentration auf Positives, was oft hintenüberfällt im der Wahrnehmung! Menschen fokussieren ja generell lieber auf Negatives, um “Steinzeit-Gefahren” wie Ablehnung von der Gruppe im Blick zu haben. Das schießt heute oft übers Ziel hinaus und ist evolutionär einfach ein bisschen veraltet.
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Einsamkeit_is_doof
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Re: Selbstbild vs. äussere Wahrnehmung

Beitrag von Einsamkeit_is_doof »

Mercury hat geschrieben: 08 Aug 2023 17:06 Erstmal schön, dass du die Erfahrung machen konntest. Das Problem bei solchen Sachen, ist ja dass es oft nicht ewig haften bleibt. Und die negativen Sachen länger haften bleiben. Ich habe zumindest einen Lerneffekt von gefühlt einer Stunde 😂.
Ja da ist tatsächlich ein Problem. Komischerweise bleiben negative Erfahrungen oder Gedanken deutlich länger im Kopf, wie positive Dinge. :wuetend: :specht:
Oder würdet ihr auf einem belebten Platz erkennen können, wer selbstbewusst ist und wer nicht? Ich würde sagen, die meisten Leute strahlen was normales/ neutrales aus.
Mhh, wahrscheinlich nicht. Interessant finde ich aber, dass mich eine Kollegin so eingeschätzt hat. Immerhin arbeiten wir ja zusammen und kennen uns dadurch ja ein bisschen besser.

Was wir ABs aber auch gerne denken ist ja, dass man uns ansieht, dass wir noch nie eine Beziehung hatten. Aus eigener Erfahrung kann ich aber sagen, dass auch das nicht stimmt. :tanzen2:
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Re: Selbstbild vs. äussere Wahrnehmung

Beitrag von Lazarus Long »

Ich war in der zweiten Hälfte der 80er Jahre in einer geleiteten Selbstbilfegruppe. Dort wurde mir von einigen, nach einiger Zeit gesagt, daß ich auf Anfang in einigen Situationen sehr arrogant gewirkt hätte. Zum Glück konnten sie mir auf Nachfrage einige solche Situationen benennen. Es waren für mich typische Situationen, in denen ich extrem unsicher war.
Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.

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Re: Selbstbild vs. äussere Wahrnehmung

Beitrag von Strange Lady »

Lazarus Long hat geschrieben: 08 Aug 2023 17:59 Ich war in der zweiten Hälfte der 80er Jahre in einer geleiteten Selbstbilfegruppe. Dort wurde mir von einigen, nach einiger Zeit gesagt, daß ich auf Anfang in einigen Situationen sehr arrogant gewirkt hätte. Zum Glück konnten sie mir auf Nachfrage einige solche Situationen benennen. Es waren für mich typische Situationen, in denen ich extrem unsicher war.
Das ist bei mir ähnlich. Wenn ich versuche meine Unsicherheit zu überspielen, wirke ich unnahbar und schroff. Deswegen mögen mich manche Menschen auch nicht und machen einen Bogen um mich. Grad letzte Woche wieder erlebt. ;(
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Re: Selbstbild vs. äussere Wahrnehmung

Beitrag von Hoppala »

Einsamkeit_is_doof hat geschrieben: 08 Aug 2023 17:19 Ja da ist tatsächlich ein Problem. Komischerweise bleiben negative Erfahrungen oder Gedanken deutlich länger im Kopf, wie positive Dinge. :wuetend: :specht:
Gute Sache! Es weist darauf hin, dass das Leben und die Welt im Allgemeinen einem nichts Böses wollen. Deshlab braucht man sich auch nur die paar schlechten Erlebnisse merken; um mit denen künftig besser umzugehen (oder ganz vermeiden).

Die einfache Frage: was merke ich mir nicht und warum? Wir sind es halt meist gewöhnt, dass es irgendwie schon ganz okay läuft. Es wäre nicht effizient, würde sich das Hirn mit dem normalen "Is okay und passt" belasten.
Nun sind wir Menschen so, dass uns das Besondere besonders auffällt.
Wir sind aber auch so, dass wir uns das selbst immer wieder mal klar machen können.

Wenn's kacke läuft, hat man oft auch wenig Einfluss darauf (sonst wiürde man es ja nicht so sehr zulassen). Man ist irgendwie "Opfer": Und klar, das belastet und bleibt hängen.
Wenn super läuft, hat man oft einen Beitrag dazu geleistet (bzw. meint das) - und sei es, dass man den Lottoschein abgegeben hat - und sieht sich als berechtigter Glückspilz, wenn nicht Leistungserbringer. Ich souvverän. Muss man sich nciht merken.
Stell dir vor, 30 Tage lang klingelt jede Vormittag ne Lottogesellschaft bei dir und teilt dir mit: nochmal 10 Millionen gewonnen. Obwohl du gar nicht gespielt hast. Tolle Sache? Oder wird es dir nach ner Woche zuviel "70 Millionne reichen echt. Lasst mich in Ruhe, Muss erst sehen, was ich mti der Kohle anfangen. Neeee, nicht schon wieder ...ich möcht feiern!" So ist das, wenn du nicht souverän bist. "Opfer" - in diesen Fall glücklicher Umstände - bist. Mit der Güte des Ereignisses selbst hat das gar nicht so unbedingt zu tun.


Wenn's mit der Frau klappt, hast du alles richtig gemacht! In deiner Wahrnehmung.
Wenn sie sich nur mit nem genervten Blick abwendet ... na, wer/was hat das Gefühl verursacht, das du dann hast?
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Re: Selbstbild vs. äussere Wahrnehmung

Beitrag von Tony2021 »

Solche Erfahrungen sind hilfreich, um das eigene Selbstbewusstsein/Ego zu streicheln.

Ich bin eher ein ruhiger Typ (INTJ-T), kann aber in der richtigen Gesellschaft auch richtig aufblühen. Trotzdem hat es mich jetzt wieder überrascht, dass mir im Urlaub mir eigentlich fremde Menschen nach wenigen Tagen auf meine Äußerung „ich bin introvertiert“ sagen, dass sie mich für offen und locker halten (klar, hat nichts miteinander zu tun, das weiß ich, aber ich hab es da dann unkommentiert gelassen).

Auf der Arbeit hab ich über die Jahre gelernt, dass ich wirklich gut präsentieren oder vortragen kann. Das Sprechen vor Anderen war mir anfangs ein Graus. Aber ich konnte es anscheinend ganz gut. Das gipfelte darin, dass mein damaliger Chef mich als Rampensau beschrieben hat und ich mehrfach Präsis vor Abteilungsleitern halten musste, weil das in meinem Team sonst keiner gut genug konnte. Inzwischen mach ich das sogar gern.

Was Beziehungen angeht: die Frau von meinem ersten Date meinte, als es ans Küssen und Fummeln ging und ich irgendwas über Schüchternheit sagte, dass ich doch gar nicht schüchtern sei. Anscheinend hab ich mich da nicht so schlecht angestellt. Es war mir halt nur zu schnell, das heißt sie konnte dann auch nicht verstehen, warum ich nicht mit ihr beim zweiten Treffen schlafen wollte.

Das sind alles Sachen, die ich mir vor sagen wir 10 Jahren nicht vorstellen konnte.
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Re: Selbstbild vs. äussere Wahrnehmung

Beitrag von TheHoff »

Ich finde es auch echt krass, wie gut ich bei um einiges jüngeren Frauen, so ab 30, ankomme. Das musste ich erstmal realisieren und checke es oft noch nicht, aber wieder mal rational betrachtet, ist es wohl einfach so.
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Re: Selbstbild vs. äussere Wahrnehmung

Beitrag von Richard »

Du bist nicht mal richtig hesslich...

Das wurde mir gesagt, nachdem ich mich zum x mal hesslich genant habe...

Ein kumpel sagte mir: hab mir mal deine alten bilder angeschaut du warst ja wie ein model

Ein kollege von der uni sagte mir mal: du sahst stabil aus, du solltest wieder tranieren


Ich war und bin ein idiot...
Wie ich sehe viele von euch auch.


Ich weis sehr gut wieso ich so geworden bin, aber nicht wie man es endert.
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Re: Selbstbild vs. äussere Wahrnehmung

Beitrag von TheHoff »

Richard hat geschrieben: 09 Aug 2023 01:05 Ich war und bin ein idiot...
Wie ich sehe viele von euch auch.
Sei nicht zu hart zu dir, für diese Prägungen können wir meistens nichts. Aber da du nun rational weißt, dass dein Selbstbild nicht stimmt, kannst du dir diese positiven Aussagen immer wieder ins Gedächtnis rufen. Und mit jedem Mal glaubst du ein wenig mehr an dich.
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Re: Selbstbild vs. äussere Wahrnehmung

Beitrag von Le Chiffre Zéro »

Wenn ich mich selbst vergleiche mit einerseits dem, was Frauen tendentiell an Männern attraktiv finden, und andererseits dem, was sie abstoßend finden, liege ich deutlich auf der „Abstoßend“-Seite.

Das hatte sich schon zu meiner Zeit auf dem Gymnasium entwickelt. Damals konnte ich mir nicht vorstellen, daß irgendjemand mich auch nur erträglich finden könnte. Was mich in meiner Ansicht noch bestärkte, war, daß Widerworte aus Mitschülerreihen im allgemeinen eher Plattitüden oder Allgemeinplätze waren, als daß sie auf mich ganz konkret eingegangen wären. Es war, als hätten sie einfach nur ein schlechtes Gewissen gehabt, weil ich ihretwegen teilweise massives Social Distancing betrieben habe, bevor das eigentlich erfunden worden war.

Andererseits …

Eine Mitschülerin fällt mir ein, die meine Anwesenheit nicht nur möglicherweise genossen hat, sondern mir auch einmal wortwörtlich gesagt hat, daß sie mich mag.

Eine andere war nicht ganz so direkt, war aber recht unnachgiebig darin, mir zu verstehen zu geben, daß sie mir durchaus zugeneigt war.

Auch von ihrer später besten Freundin – meinem Vize-Super-OdB – kam ab und an etwas, was wohl ein Signal der Zuneigung war. Allerdings war sie eher introvertiert.

Sogar von ihr wiederum die nochmals introvertiertere Schwester – mein Super-OdB – gab mir im nachhinein immer wieder Zeichen, daß sie mich gern hatte. Auch sie hat nie direkt etwas gesagt. Ich habe auch erst viel später angefangen einzusehen, wie deutlich und eigentlich eindeutig ehrlich diese Zeichen waren. Und gerade bei ihr konnte ich nicht damit gegenhalten, daß sie mich ja gar nicht richtig kannte – von den genannten Mitschülerinnen kannte sie mich mit Abstand am längsten.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.

Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.

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Re: Selbstbild vs. äussere Wahrnehmung

Beitrag von Hoppala »

Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 03 Sep 2023 18:48 ...
LCZ, dieser Post von dir macht traurig.
Ich lese, dass du es bist, der sich bemüht, andere auf Distanz zu halten. Weil du initial der festen Ansicht warst und bist, niemand könne dich mögen. Wenn das doch mal der Fall zu sein scheint, suchst du nach Wegen, um "dagegen zu halten".
Alles andere - deine Mutmaßungen über de soziale Welkt und die Mitmenschen, und daraus fölgend deine wahrgenomenenen und gewerteteten Erfahrungen - ist davon geprägt.
Was ist dir widerfahren, dass du dich schon in jungen Jahren für ein so seltsam unausstehliches Wesen gehalten hast?

Nein: "andere sehen und behandeln mich so" ist keine zulässige Antwort.
Zuletzt geändert von Kolinatan am 06 Sep 2023 11:53, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Vollzitat gekürzt.
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Re: Selbstbild vs. äussere Wahrnehmung

Beitrag von Zuya Hiyaye »

Einsamkeit_is_doof hat geschrieben: 08 Aug 2023 15:00
Als AB neigt man ja irgendwie dazu, sich selbst öfter mal abzuwerten. "Ich bin nicht gut genug!"-"Niemand mag mich"!-"Ich bin hässlich!" usw.. Allerdings hat diese Denkweise bei mir in letzter Zeit einige Risse bekommen.
Schön dass dein negatives Selbstbild nun Risse bekommen hat. Freut mich.

Du hast Recht. Irgendwoher müssen die ganzen Zurückweisungen ja kommen.
Da macht man sich als AB halt seine Gedanken.
Kehrt das Äußere nach innen.
Das Innere nach außen.
Stellt fest, dass es zu dem Thema mehr Ratgeber als Menschen auf der Erde gibt.
Kombiniert das ganze mit Aussagen von Leuten, die einem schon immer mal die Meinung gei... ähäm sagen wollte, weil man ja ausgerechnet deren Rat brauchte.

Und Voila! Mission complete. Fertig ist das am Boden zerstörte Selbstbild, dass zuvor schon durch die ganzen Zurückweisungen ohnehin angeschlagen war.

Jetzt wieder mit blutender Nase in den Ring zu steigen bedeutet für manchen dann nur sich vollends KO schlagen und sich auf der Trage raustragen zu lassen.

Wenn man dagegen mit offenen Augen durch die Welt geht (Welt! Nicht das abendliche Fernsehprogramm oder Tic-Toc wo 95% aller Menschen wie auf den Partnerbörsen Selbständig sind, ein Jahreseinkommen 80.000€+ haben und damit beschäftigt sind den Ponyhof zu retten), stellt man fest, dass ein Großteil der Menschen sich wertlos vorkommt, weil ihnen zu wenig Wertschätzung zuteil wird. Dazu muss man nicht zwangsläufig AB sein. *

Vielleicht hilft es, wenn man den Blickwinkel verändert. Weg vom begehrten Objekt (sic!) hin zu den Menschen.
Dann ist es an uns sie wertzuschätzen und dankbar zu sein, dass sie für uns Abends noch an der Kasse sitzen, die Eltern pflegen, falls sie noch leben, sich für die Gemeinde, die Stadt, die Umwelt oder den Garten vor dem Haus kümmern.

Das verhilft zwar nicht zur gewünschten Partnerin, wohl aber dazu, dass man dazugehört und dass man sich sagen kann: "Ja das ist meine Mitwelt, das sind meine Mitmenschen."
Dann sind nicht mehr die gutmeinenden Ratgeber das Maß, die für mich die Latte so hoch gehängt haben, dass ich jedenfalls sie nicht mehr erreichen kann, sondern die anderen, die große Mehrheit der Mitmenschen, die irgendwie noch auf dem Boden geblieben sind.

*Hinweis: An der Stelle sich nicht zum verständnisvollen Frauenversteher instrumentalisieren lassen. Dein Problem ist keine Partnerin abzubekommen. So lange sie dafür kein Verständnis aufbringt, soll sie dich mit ihren Beziehungsproblemen in Ruhe lassen. Es sei denn du bist geweihter Priester und jederzeit bereit ihr die Beichte abzunehmen. "ego te absolvo a peccatis tuis in nomine Patria et Filia et Spiritus"(Oder so ähnlich.)
Wer früh aufgibt, kann anderen beim Verlieren zusehen.
(Nico Semsrott)
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Re: Selbstbild vs. äussere Wahrnehmung

Beitrag von Le Chiffre Zéro »

Hoppala hat geschrieben: 04 Sep 2023 09:07 LCZ, dieser Post von dir macht traurig.
Ich lese, dass du es bist, der sich bemüht, andere auf Distanz zu halten. Weil du initial der festen Ansicht warst und bist, niemand könne dich mögen. Wenn das doch mal der Fall zu sein scheint, suchst du nach Wegen, um "dagegen zu halten".
Alles andere - deine Mutmaßungen über de soziale Welkt und die Mitmenschen, und daraus fölgend deine wahrgenomenenen und gewerteteten Erfahrungen - ist davon geprägt.
Was ist dir widerfahren, dass du dich schon in jungen Jahren für ein so seltsam unausstehliches Wesen gehalten hast?
Ich wäre leicht in Versuchung geführt, das aufs Mobbing in der gymnasialen Unterstufe zu schieben – das heißt, mehr noch auf mein Unvermögen, irgendetwas dagegen zu tun, und darauf, daß mir absolut niemand dabei zur Seite stand. Aber wenn, dann ist das nur ein kleiner Teil des Ganzen.

Man könnte sagen, in der Mittelstufe entwickelte ich ein „Selbstbewußtsein“ im Wortsinne: Ich wurde mir meiner selbst zunehmend bewußt. Und damit vor allem all derjenigen Attribute, die entweder gemeinhin oder zumindest in meinem sozialen Umfeld eher weniger positiv bewertet werden, um es vorsichtig auszudrücken. Zwingend mußte ich ja auch dem Vergleich mit meinen Klassenkameraden standhalten.

Da kam viel zusammen. Viele mehr oder weniger offensichtliche körperliche und optische Defizite bis hin zu meinem Kleidungsstil, der nicht der „Norm“ entsprach, von dem ich aber auch nicht wollte, daß er der „Norm“ entspricht. Generell Anderssein in vielerlei Hinsicht. Soziale Mängel bis hin zum Nichtvorhandensein von Freunden in irgendeiner Form. Mediale Vorlieben, die ich auch mit niemandem in der Klasse auch nur annähernd teilte – und in diesem Alter neigt man leicht dazu, jemanden anhand dessen Musikgeschmacks zu verurteilen.

Ich war damals Walkman-Nutzer, hörte also gern und viel Musik über Kopf- oder Ohrhörer, allerdings nie mit einer solchen Lautstärke, daß sie nach außen hörbar war. Auch darin unterschied mich mich von so ziemlich allen anderen. Zu meiner Standardantwort auf die Frage, was ich denn hörte, wurde: „Kennst du nicht, und wenn, würdest du es eh nicht mögen.“ Es war einfach zu sehr anders als das, was mein Umfeld hörte, und stand dem sogar entgegen.

Kurzum: Ich fand immer mehr an mir, was auf meine Mitmenschen abstoßend wirken könnte, entweder unmittelbar oder nach näherem Kennenlernen. Gleichzeitig fand ich aber kaum etwas, was das Abstoßende wieder hätte ausgleichen können, geschweige denn genügend davon. Und was ich fand, war zumeist wiederum so sehr Geschmackssache, daß die eigentlich erhoffte Wirkung auch ins Negative umschlagen konnte.

Gegenteilige Äußerungen gab es, aber sie waren höchst selten und durchweg schwammige Allgemeinplätze. Oder mir wurde gesagt, ich sollte mich nicht so aussondern – aber nicht, weil das nicht gut für mich sei, sondern weil es die anderen störte. Der Tenor ging allerdings in Richtung: „Setz’ dich irgendwo dazu, aber bitte nicht zu mir!“ Nur wenn alle so eingestellt sind bzw. niemand sich gegenteilig äußert, dann ist es am besten, sich zu niemandem zu setzen und weiter Abstand zu halten.

Eher, so empfand ich es, wurde mir tatsächlich mehr oder minder unterschwellig signalisiert, daß ich störe. Obendrein paßte ich sowieso nirgendwo dazu, auch nach zwei „Ehrenrunden“ nicht.

Es gab auch Leute, die partout nicht verstanden, warum ich mich verhielt, wie ich mich verhielt. Das war ausschließlich in meinem zweiten und dritten Jahrgang. Weil ich es irgendwann leid war, es zu erläutern, schrieb ich meine tendentiell negativen Seiten auf, um sie denjenigen Personen vorlegen zu können. Bis zum Ende meiner Schulzeit wuchs die Liste auf über 180 Punkte an. Niemand hat auch nur zu einem einzigen Punkt auf der Liste gesagt, daß er auf mich nicht zutrifft oder daß er überhaupt nicht negativ oder gar eigentlich etwas Positives ist.

Noch dazu war die Mittelstufe die Zeit, in der eine Klassenkameradin immer mehr zu meinem Super-OdB wurde. Das machte eigentlich alles noch schlimmer. Zunächst einmal wußte ich nicht, wie ich einen Schritt in ihre Richtung hätte tun sollen. Außerdem spielte sie etliche Ligen über mir – meines Erachtens sogar noch einige Ligen über dem Durchschnitt. Ich habe sie nicht einmal auf ein Podest gestellt, denn da stand sie sowieso schon. Und ein paar Jahre später kam ihre Schwester als Vize-Super-OdB dazu.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.

Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.

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Re: Selbstbild vs. äussere Wahrnehmung

Beitrag von TheHoff »

Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 Ich wäre leicht in Versuchung geführt, das aufs Mobbing in der gymnasialen Unterstufe zu schieben – das heißt, mehr noch auf mein Unvermögen, irgendetwas dagegen zu tun, und darauf, daß mir absolut niemand dabei zur Seite stand. Aber wenn, dann ist das nur ein kleiner Teil des Ganzen.
Hast du denn dazu jemandem überhaupt einen Grund bzw. eine Chance gegeben? S.u., Stichwort "Walkman".
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 Man könnte sagen, in der Mittelstufe entwickelte ich ein „Selbstbewußtsein“ im Wortsinne: Ich wurde mir meiner selbst zunehmend bewußt. Und damit vor allem all derjenigen Attribute, die entweder gemeinhin oder zumindest in meinem sozialen Umfeld eher weniger positiv bewertet werden, um es vorsichtig auszudrücken.
Nimm mal an, du hast zwei Optionen:

1) Du bekommst die Erkenntnis, dass du damals falsch lagst, musst es allen sagen, aber erfährst eine massive Veränderung zum positiven in deinem Leben.

2) Du bekommst die Erkenntnis, dass du damals falsch lagst, kannst aber allen sagen, das du recht hattest und niemals wird dich jemand widerlegen können. An deinem Leben ändert sich nichts.

Welche Option wählst du? Sei ehrlich!
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19Zwingend mußte ich ja auch dem Vergleich mit meinen Klassenkameraden standhalten.
Musstest du nicht, konntest du nicht und solltest du nicht. Nie!
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 Da kam viel zusammen. Viele mehr oder weniger offensichtliche körperliche und optische Defizite
Haben wir die nicht alle, gerade in diesem Alter und männlich?
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 bis hin zu meinem Kleidungsstil, der nicht der „Norm“ entsprach, von dem ich aber auch nicht wollte, daß er der „Norm“ entspricht. Generell Anderssein in vielerlei Hinsicht. Soziale Mängel bis hin zum Nichtvorhandensein von Freunden in irgendeiner Form. Mediale Vorlieben, die ich auch mit niemandem in der Klasse auch nur annähernd teilte –
Hast du denn versucht, andere für deine Vorlieben zu begeistern? Gerade bei medialen Inhalten funktioniert das oft sehr gut.

Was war dir wichtiger an deinem Kleidungsstil? Bequem, praktisch und gut aussehend? Oder war die Priorität, dass es anders sein musste, als das was andere anhaben? D.h. die anderen Eigenschaften waren zweitrangig?
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 und in diesem Alter neigt man leicht dazu, jemanden anhand dessen Musikgeschmacks zu verurteilen.
Thema Walkman, s.u. Hast du denn überhaupt jemandem die Chance gegeben, deinen Musikgeschmack zu entdecken? Oder überhaupt den Musikgeschmack von anderen zu erfahren.

Fiktives Szenario:

Fünf Klassenkameraden hören heimlich eine total unbekannte Band, die aber richtig gut Musik macht. Sie trauen sich aber nicht, das zuzugeben, sondern geben an, die total angesagteste Band überhaupt zu hören. Und weil sie sich einander nicht sagen, was sie wirklich hören, finden sie auch nicht heraus, dass sie das gleiche hören. Ideale Strategie dafür: Eiskalten Blick aufsetzen, die Stimme leicht genervt, aber hauptsächlich desinteressiert, um ja nicht wie lebendiger Mensch zu wirken, der Freude empfinden kann: „Kennst du nicht, und wenn, würdest du es eh nicht mögen.“

Ich finde, das ist ein interessantes Szenario, über das man nachdenken kann.
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 Ich war damals Walkman-Nutzer, hörte also gern und viel Musik über Kopf- oder Ohrhörer, allerdings nie mit einer solchen Lautstärke, daß sie nach außen hörbar war. Auch darin unterschied mich mich von so ziemlich allen anderen.
Und das fandest du an dir besser, schlechter oder einfach nur anders?
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 Zu meiner Standardantwort auf die Frage, was ich denn hörte, wurde: „Kennst du nicht, und wenn, würdest du es eh nicht mögen.“ Es war einfach zu sehr anders als das, was mein Umfeld hörte, und stand dem sogar entgegen.
Wie hättest du es empfunden, hätte dir jemand so eine Antwort gegeben?
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 Kurzum: Ich fand immer mehr an mir, was auf meine Mitmenschen abstoßend wirken könnte, entweder unmittelbar oder nach näherem Kennenlernen. Gleichzeitig fand ich aber kaum etwas, was das Abstoßende wieder hätte ausgleichen können, geschweige denn genügend davon. Und was ich fand, war zumeist wiederum so sehr Geschmackssache, daß die eigentlich erhoffte Wirkung auch ins Negative umschlagen konnte.
Entschiedst du also schon proaktiv für andere? Nicht nur, was anziehend und abstoßend an dir ist, sondern auch, dass nur das Anziehende Geschmacksache sein kann, nicht aber das Abstoßende?
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 Gegenteilige Äußerungen gab es, aber sie waren höchst selten und durchweg schwammige Allgemeinplätze. Oder mir wurde gesagt, ich sollte mich nicht so aussondern – aber nicht, weil das nicht gut für mich sei, sondern weil es die anderen störte. Der Tenor ging allerdings in Richtung: „Setz’ dich irgendwo dazu, aber bitte nicht zu mir!“ Nur wenn alle so eingestellt sind bzw. niemand sich gegenteilig äußert, dann ist es am besten, sich zu niemandem zu setzen und weiter Abstand zu halten.
Bist du dir über das Prinzip von Ursache und Wirkung gewahr? Was war zuerst da? Henne oder Ei?
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 Es gab auch Leute, die partout nicht verstanden, warum ich mich verhielt, wie ich mich verhielt.
Warum sollte man das verstehen, wenn man nicht mal versteht, warum man sich selbst so verhält, wie man es tut? Gerade in dem Alter noch. War denn deine Erwartung, dass andere dich verstehen, ohne dass du sie über die Umstände aufklären musstest?
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 Das war ausschließlich in meinem zweiten und dritten Jahrgang. Weil ich es irgendwann leid war, es zu erläutern, schrieb ich meine tendentiell negativen Seiten auf, um sie denjenigen Personen vorlegen zu können. Bis zum Ende meiner Schulzeit wuchs die Liste auf über 180 Punkte an. Niemand hat auch nur zu einem einzigen Punkt auf der Liste gesagt, daß er auf mich nicht zutrifft oder daß er überhaupt nicht negativ oder gar eigentlich etwas Positives ist.
Vielleicht, weil man es total merkwürdig fand, dass jemand sowas tut? Vielleicht weil man jemandem, der solche Listen führt, besser nicht widersprechen möchte, sofern man sich keine zusätzlichen Probleme einhandeln will? Ich meine, wie viele Leute kennst du, die ein solches verhalten an den Tag legen? Wie viele solcher Leute kennt das Forum?

Ursache und Wirkung? Henne und Ei?

Ich sehe, ich muss mich mehr mit dem INTJ beschäftigen.
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 Noch dazu war die Mittelstufe die Zeit, in der eine Klassenkameradin immer mehr zu meinem Super-OdB wurde. Das machte eigentlich alles noch schlimmer. Zunächst einmal wußte ich nicht, wie ich einen Schritt in ihre Richtung hätte tun sollen. Außerdem spielte sie etliche Ligen über mirmeines Erachtens sogar noch einige Ligen über dem Durchschnitt. Ich habe sie nicht einmal auf ein Podest gestellt, denn da stand sie sowieso schon. Und ein paar Jahre später kam ihre Schwester als Vize-Super-OdB dazu.
Und dir fällt das beim Schreiben wirklich nicht auf?

Eine Frage habe ich noch - wieder zwei Optionen:

1) Du triffst so einige Menschen, die total viele Dinge und Interessen mit dir teilen, dabei sogar zwei oder drei, die dir gespenstisch ähnlich sind. Und bist ab sofort nie mehr einsam.

2) Absolut niemand ist dir auch im geringsten ähnlich, du bist also ein absolutes Unikat und so individuell wie es sonst keiner ist. Aber du bleibst für immer einsam.

Welche Option ist dir lieber?
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Re: Selbstbild vs. äussere Wahrnehmung

Beitrag von Hoppala »

Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19
Hoppala hat geschrieben: 04 Sep 2023 09:07 LCZ, dieser Post von dir macht traurig.
Ich lese, dass du es bist, der sich bemüht, andere auf Distanz zu halten. Weil du initial der festen Ansicht warst und bist, niemand könne dich mögen. Wenn das doch mal der Fall zu sein scheint, suchst du nach Wegen, um "dagegen zu halten".
Alles andere - deine Mutmaßungen über de soziale Welkt und die Mitmenschen, und daraus fölgend deine wahrgenomenenen und gewerteteten Erfahrungen - ist davon geprägt.
Was ist dir widerfahren, dass du dich schon in jungen Jahren für ein so seltsam unausstehliches Wesen gehalten hast?
Ich wäre leicht in Versuchung geführt, das aufs Mobbing in der gymnasialen Unterstufe zu schieben – das heißt, mehr noch auf mein Unvermögen, irgendetwas dagegen zu tun, und darauf, daß mir absolut niemand dabei zur Seite stand. Aber wenn, dann ist das nur ein kleiner Teil des Ganzen.

Man könnte sagen, in der Mittelstufe entwickelte ich ein „Selbstbewußtsein“ im Wortsinne: Ich wurde mir meiner selbst zunehmend bewußt. Und damit vor allem all derjenigen Attribute, die entweder gemeinhin oder zumindest in meinem sozialen Umfeld eher weniger positiv bewertet werden, um es vorsichtig auszudrücken. Zwingend mußte ich ja auch dem Vergleich mit meinen Klassenkameraden standhalten.

Da kam viel zusammen. Viele mehr oder weniger offensichtliche körperliche und optische Defizite bis hin zu meinem Kleidungsstil, der nicht der „Norm“ entsprach, von dem ich aber auch nicht wollte, daß er der „Norm“ entspricht. Generell Anderssein in vielerlei Hinsicht. Soziale Mängel bis hin zum Nichtvorhandensein von Freunden in irgendeiner Form. Mediale Vorlieben, die ich auch mit niemandem in der Klasse auch nur annähernd teilte – und in diesem Alter neigt man leicht dazu, jemanden anhand dessen Musikgeschmacks zu verurteilen.

Ich war damals Walkman-Nutzer, hörte also gern und viel Musik über Kopf- oder Ohrhörer, allerdings nie mit einer solchen Lautstärke, daß sie nach außen hörbar war. Auch darin unterschied mich mich von so ziemlich allen anderen. Zu meiner Standardantwort auf die Frage, was ich denn hörte, wurde: „Kennst du nicht, und wenn, würdest du es eh nicht mögen.“ Es war einfach zu sehr anders als das, was mein Umfeld hörte, und stand dem sogar entgegen.

Kurzum: Ich fand immer mehr an mir, was auf meine Mitmenschen abstoßend wirken könnte, entweder unmittelbar oder nach näherem Kennenlernen. Gleichzeitig fand ich aber kaum etwas, was das Abstoßende wieder hätte ausgleichen können, geschweige denn genügend davon. Und was ich fand, war zumeist wiederum so sehr Geschmackssache, daß die eigentlich erhoffte Wirkung auch ins Negative umschlagen konnte.

Gegenteilige Äußerungen gab es, aber sie waren höchst selten und durchweg schwammige Allgemeinplätze. Oder mir wurde gesagt, ich sollte mich nicht so aussondern – aber nicht, weil das nicht gut für mich sei, sondern weil es die anderen störte. Der Tenor ging allerdings in Richtung: „Setz’ dich irgendwo dazu, aber bitte nicht zu mir!“ Nur wenn alle so eingestellt sind bzw. niemand sich gegenteilig äußert, dann ist es am besten, sich zu niemandem zu setzen und weiter Abstand zu halten.

Eher, so empfand ich es, wurde mir tatsächlich mehr oder minder unterschwellig signalisiert, daß ich störe. Obendrein paßte ich sowieso nirgendwo dazu, auch nach zwei „Ehrenrunden“ nicht.

Es gab auch Leute, die partout nicht verstanden, warum ich mich verhielt, wie ich mich verhielt. Das war ausschließlich in meinem zweiten und dritten Jahrgang. Weil ich es irgendwann leid war, es zu erläutern, schrieb ich meine tendentiell negativen Seiten auf, um sie denjenigen Personen vorlegen zu können. Bis zum Ende meiner Schulzeit wuchs die Liste auf über 180 Punkte an. Niemand hat auch nur zu einem einzigen Punkt auf der Liste gesagt, daß er auf mich nicht zutrifft oder daß er überhaupt nicht negativ oder gar eigentlich etwas Positives ist.

Noch dazu war die Mittelstufe die Zeit, in der eine Klassenkameradin immer mehr zu meinem Super-OdB wurde. Das machte eigentlich alles noch schlimmer. Zunächst einmal wußte ich nicht, wie ich einen Schritt in ihre Richtung hätte tun sollen. Außerdem spielte sie etliche Ligen über mir – meines Erachtens sogar noch einige Ligen über dem Durchschnitt. Ich habe sie nicht einmal auf ein Podest gestellt, denn da stand sie sowieso schon. Und ein paar Jahre später kam ihre Schwester als Vize-Super-OdB dazu.
Danke für deine Antwort.
Du hast Ähnliches vor recht langer Zeit schon mal beschrieben.
Und leider ist sehr unwahrschienlich, dass es das ist, was dir initial widerfahren ist. Was du schilderst, ist bereits Ergebnis. Bzw. dein Beginn deines abwehrenden Verhaltens. Es ist, gelinde gesagt, höchst ungewöhnlich, dass sich ein Schulkind/Heranwachsender sozial primär über das definiert, was es selbst meint, das andere an ihm abstoßend finden könnten.
Ich wurde mir meiner selbst zunehmend bewußt. Und damit vor allem all derjenigen Attribute, die entweder gemeinhin oder zumindest in meinem sozialen Umfeld eher weniger positiv bewertet werden, um es vorsichtig auszudrücken.
"Normal" wäre meines Erachtens und meiner Kenntnis nach, dann einzelne dieser Aspekte abstellen zu wollen, sowie insbesondere eigene, sozial positiv akzeptierte Eigenschaften/Kompetenzen stärker ins Spiel zu bringen.
Gegenteilige Äußerungen gab es, aber sie waren höchst selten und durchweg schwammige Allgemeinplätze. Oder mir wurde gesagt, ich sollte mich nicht so aussondern – aber nicht, weil das nicht gut für mich sei, sondern weil es die anderen störte. Der Tenor ging allerdings in Richtung: „Setz’ dich irgendwo dazu, aber bitte nicht zu mir!“ Nur wenn alle so eingestellt sind bzw. niemand sich gegenteilig äußert, dann ist es am besten, sich zu niemandem zu setzen und weiter Abstand zu halten.
"Normal" wäre, an die "gegenteiligen Äußerungen" stärker anzuknüpfen. "Normal" wäre, dem Wunsch nach "Nicht-Aussondern" versuchen so gut es geht nachzukommen - ganz egal, welche Motivation du dahinter vermutest. Denn erst das "dabei sein" gäbe dir die Chance, wenigsten mit einigen deiner speziellen Eigenarten sozial akzeptiert zu werden, es wäre ein Startpunkt. "Normal" wäre, Widerstand zu zeigen und sich "erst Recht" zu jemand zu setzen: "Ihr wolltet es so, ich nehm euch beim Wort"

Dein Fokus auf deine "Negativität", dein "ich gehöre nicht dazu", das noch zudem, deinen Worten nach, insbesondere deiner Einschätzung der Einschätzung anderer entspringt, ist bereits Folge. Alles klingt danach, dass du gar keine andere soziale Position als die des merkwürdigen Außenseiters einnehmen wolltest. Das muss nich tmal bewusst geschehen sein - zumindest initial.

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Re: Selbstbild vs. äussere Wahrnehmung

Beitrag von Le Chiffre Zéro »

TheHoff hat geschrieben: 10 Sep 2023 22:28
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 Ich wäre leicht in Versuchung geführt, das aufs Mobbing in der gymnasialen Unterstufe zu schieben – das heißt, mehr noch auf mein Unvermögen, irgendetwas dagegen zu tun, und darauf, daß mir absolut niemand dabei zur Seite stand. Aber wenn, dann ist das nur ein kleiner Teil des Ganzen.
Hast du denn dazu jemandem überhaupt einen Grund bzw. eine Chance gegeben? S.u., Stichwort "Walkman".
Einen Grund wofür bzw. eine Chance wozu?

Zwölfjährige stellen sich nicht auf die Seite von Mobbingopfern. Schon gar nicht, wenn das Mobbing auch Gewalt umfaßt. Erst recht nicht, wenn der Ersteindruck, den der Gemobbte hinterläßt, der ist, daß Mobbing der einzige sinnvolle Weg ist, mit ihm umzugehen.

Wir reden hier ja nicht von zwei, drei Leuten von 24, die mich gemobbt haben – sondern von genügend, daß ich den Eindruck hatte, die komplette Klasse hätte sich gegen mich verschworen. Ich konnte zeitweise niemandem mehr trauen.
TheHoff hat geschrieben: 10 Sep 2023 22:28
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 Man könnte sagen, in der Mittelstufe entwickelte ich ein „Selbstbewußtsein“ im Wortsinne: Ich wurde mir meiner selbst zunehmend bewußt. Und damit vor allem all derjenigen Attribute, die entweder gemeinhin oder zumindest in meinem sozialen Umfeld eher weniger positiv bewertet werden, um es vorsichtig auszudrücken.
Nimm mal an, du hast zwei Optionen:

1) Du bekommst die Erkenntnis, dass du damals falsch lagst, musst es allen sagen, aber erfährst eine massive Veränderung zum positiven in deinem Leben.

2) Du bekommst die Erkenntnis, dass du damals falsch lagst, kannst aber allen sagen, das du recht hattest und niemals wird dich jemand widerlegen können. An deinem Leben ändert sich nichts.

Welche Option wählst du? Sei ehrlich!
Die dritte Option: Ich lag nicht falsch. Jedenfalls nicht bezüglich meiner Eigenschaften.

Heutzutage wäre ich allenfalls bereit, es zu akzeptieren, wenn mich jemand so toleriert hätte, wie ich war. Gemocht – gut, die Leute mögen manchmal die seltsamsten Dinge.
TheHoff hat geschrieben: 10 Sep 2023 22:28
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19Zwingend mußte ich ja auch dem Vergleich mit meinen Klassenkameraden standhalten.
Musstest du nicht, konntest du nicht und solltest du nicht. Nie!
Doch, mußte ich durchaus.

Rein im Sozialen haben meine anderen Klassenkameraden sehr viel besser zueinander gepaßt als ich zu irgendeinem oder irgendeiner von ihnen.

Warum hätten sie sich mit mir abgeben können, wenn es reihenweise nettere, sympathischere, weniger abstoßende und sehr viel kompatiblere Leute um sie herum gab?
TheHoff hat geschrieben: 10 Sep 2023 22:28
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 Da kam viel zusammen. Viele mehr oder weniger offensichtliche körperliche und optische Defizite
Haben wir die nicht alle, gerade in diesem Alter und männlich?
Nicht in dem Umfang. Das kannst du mir glauben, nicht in dem Umfang.
TheHoff hat geschrieben: 10 Sep 2023 22:28
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 bis hin zu meinem Kleidungsstil, der nicht der „Norm“ entsprach, von dem ich aber auch nicht wollte, daß er der „Norm“ entspricht. Generell Anderssein in vielerlei Hinsicht. Soziale Mängel bis hin zum Nichtvorhandensein von Freunden in irgendeiner Form. Mediale Vorlieben, die ich auch mit niemandem in der Klasse auch nur annähernd teilte –
Hast du denn versucht, andere für deine Vorlieben zu begeistern? Gerade bei medialen Inhalten funktioniert das oft sehr gut.
Oft. Aber nicht immer. Und bei mir schon mal erst recht nicht. Denn ich habe von dem, was die Leute in meinem Umfeld gehört haben, ziemlich genau das diameterale Gegenteil gehört, quasi die Antithese dazu.

Näher kann ich es dir nicht erklären, ohne meinen damaligen und teilweise heute noch gültigen Musikgeschmack an einem Ort im Forum offenzulegen, an dem Google mitliest. Wenn ich das täte, hätte es das AB4 noch leichter, mich zu doxxen.
TheHoff hat geschrieben: 10 Sep 2023 22:28 Was war dir wichtiger an deinem Kleidungsstil? Bequem, praktisch und gut aussehend? Oder war die Priorität, dass es anders sein musste, als das was andere anhaben? D.h. die anderen Eigenschaften waren zweitrangig?
Das, was ich als Provinzbewohner 90 km von der nächsten Großstadt entfernt als „gut aussehend“ mit Tendenz zu „elegant“ erachtete. Aus praktischen Gründen fand das Ende der 80er, Anfang der 90er nur zu besonderen Anlässen Anwendung – ab ca. Mitte der 90er Jahre dann ständig und zu besonderen Anlässen in etwas verschärfter Form.
TheHoff hat geschrieben: 10 Sep 2023 22:28
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 und in diesem Alter neigt man leicht dazu, jemanden anhand dessen Musikgeschmacks zu verurteilen.
Thema Walkman, s.u. Hast du denn überhaupt jemandem die Chance gegeben, deinen Musikgeschmack zu entdecken? Oder überhaupt den Musikgeschmack von anderen zu erfahren.

Fiktives Szenario:

Fünf Klassenkameraden hören heimlich eine total unbekannte Band, die aber richtig gut Musik macht. Sie trauen sich aber nicht, das zuzugeben, sondern geben an, die total angesagteste Band überhaupt zu hören. Und weil sie sich einander nicht sagen, was sie wirklich hören, finden sie auch nicht heraus, dass sie das gleiche hören. Ideale Strategie dafür: Eiskalten Blick aufsetzen, die Stimme leicht genervt, aber hauptsächlich desinteressiert, um ja nicht wie lebendiger Mensch zu wirken, der Freude empfinden kann: „Kennst du nicht, und wenn, würdest du es eh nicht mögen.“

Ich finde, das ist ein interessantes Szenario, über das man nachdenken kann.
Ich wußte ja, was die anderen so an Musik hörten. Und das war meilenweit von dem entfernt, was ich hörte.

Ich hatte nur zwischen den beiden Ehrenrunden eine Schulkameradin, die zufällig denselben Lieblingsmusiker hatte wie ich. Aber selbst in der Klasse/in dem Jahrgang hörte man sonst auch nur weit davon entfernte Sachen.
TheHoff hat geschrieben: 10 Sep 2023 22:28
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 Ich war damals Walkman-Nutzer, hörte also gern und viel Musik über Kopf- oder Ohrhörer, allerdings nie mit einer solchen Lautstärke, daß sie nach außen hörbar war. Auch darin unterschied mich mich von so ziemlich allen anderen.
Und das fandest du an dir besser, schlechter oder einfach nur anders?
Anders. Von mir selbst auf mich selbst bezogen wertungsfrei. Andere hätten es aber eher als schlechter bewertet, weil es anders war. „Eigentlich“ hört man doch Musik über Kopf- bzw. Ohrhörer so laut wie noch irgendwie erträglich. Als wäre ich zu dumm, einen Walkman „richtig“ zu benutzen.
TheHoff hat geschrieben: 10 Sep 2023 22:28
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 Zu meiner Standardantwort auf die Frage, was ich denn hörte, wurde: „Kennst du nicht, und wenn, würdest du es eh nicht mögen.“ Es war einfach zu sehr anders als das, was mein Umfeld hörte, und stand dem sogar entgegen.
Wie hättest du es empfunden, hätte dir jemand so eine Antwort gegeben?
„So eine Antwort“ auf welche Frage?

Was der- oder diejenige hört?

Die Frage ist kompletter Nonsens, denn niemals hätte ich irgendjemanden so etwas gefragt. Es hat mich ganz einfach nicht interessiert, auch weil die Wahrscheinlichkeit, daß dabei eine Gemeinsamkeit zu Tage gekommen wäre, verschwindend gering war. Nicht nur – es interessierte mich wirklich nicht –, aber auch.
TheHoff hat geschrieben: 10 Sep 2023 22:28
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 Kurzum: Ich fand immer mehr an mir, was auf meine Mitmenschen abstoßend wirken könnte, entweder unmittelbar oder nach näherem Kennenlernen. Gleichzeitig fand ich aber kaum etwas, was das Abstoßende wieder hätte ausgleichen können, geschweige denn genügend davon. Und was ich fand, war zumeist wiederum so sehr Geschmackssache, daß die eigentlich erhoffte Wirkung auch ins Negative umschlagen konnte.
Entschiedst du also schon proaktiv für andere? Nicht nur, was anziehend und abstoßend an dir ist, sondern auch, dass nur das Anziehende Geschmacksache sein kann, nicht aber das Abstoßende?
Du weißt nicht, was auf der Liste meiner Eigenschaften stand. Nahezu alle der letztlich fast 190 negativen Eigenschaften waren alles andere als Geschmackssache. Die weniger als 20 positiven Eigenschaften hatten dagegen, wenn ich es recht in Erinnerung habe, alle eine „Kehrseite der Medaille“.
TheHoff hat geschrieben: 10 Sep 2023 22:28
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 Gegenteilige Äußerungen gab es, aber sie waren höchst selten und durchweg schwammige Allgemeinplätze. Oder mir wurde gesagt, ich sollte mich nicht so aussondern – aber nicht, weil das nicht gut für mich sei, sondern weil es die anderen störte. Der Tenor ging allerdings in Richtung: „Setz’ dich irgendwo dazu, aber bitte nicht zu mir!“ Nur wenn alle so eingestellt sind bzw. niemand sich gegenteilig äußert, dann ist es am besten, sich zu niemandem zu setzen und weiter Abstand zu halten.
Bist du dir über das Prinzip von Ursache und Wirkung gewahr? Was war zuerst da? Henne oder Ei?
Und das hat hiermit was genau zu tun?
TheHoff hat geschrieben: 10 Sep 2023 22:28
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 Es gab auch Leute, die partout nicht verstanden, warum ich mich verhielt, wie ich mich verhielt.
Warum sollte man das verstehen, wenn man nicht mal versteht, warum man sich selbst so verhält, wie man es tut?
Ich wußte ganz genau, warum ich mich verhielt, wie ich mich verhielt.
TheHoff hat geschrieben: 10 Sep 2023 22:28 War denn deine Erwartung, dass andere dich verstehen, ohne dass du sie über die Umstände aufklären musstest?
Ja. Denn meine negativen Eigenschaften steckten ja nicht alle im Verborgenen. Viele davon waren offensichtlich. Einige von denen, die nicht unmittelbar offenkundig waren, erfuhren die anderen früher oder später indirekt auch.
TheHoff hat geschrieben: 10 Sep 2023 22:28
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 Das war ausschließlich in meinem zweiten und dritten Jahrgang. Weil ich es irgendwann leid war, es zu erläutern, schrieb ich meine tendentiell negativen Seiten auf, um sie denjenigen Personen vorlegen zu können. Bis zum Ende meiner Schulzeit wuchs die Liste auf über 180 Punkte an. Niemand hat auch nur zu einem einzigen Punkt auf der Liste gesagt, daß er auf mich nicht zutrifft oder daß er überhaupt nicht negativ oder gar eigentlich etwas Positives ist.
Vielleicht, weil man es total merkwürdig fand, dass jemand sowas tut? Vielleicht weil man jemandem, der solche Listen führt, besser nicht widersprechen möchte, sofern man sich keine zusätzlichen Probleme einhandeln will?
Vielleicht auch, weil man schon nach einem dreisekündigen Blick auf die Liste feststellte, daß man lügen müßte, um die Punkte darauf zu widerlegen, sich das aber nicht traute?
TheHoff hat geschrieben: 10 Sep 2023 22:28
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: 10 Sep 2023 14:19 Noch dazu war die Mittelstufe die Zeit, in der eine Klassenkameradin immer mehr zu meinem Super-OdB wurde. Das machte eigentlich alles noch schlimmer. Zunächst einmal wußte ich nicht, wie ich einen Schritt in ihre Richtung hätte tun sollen. Außerdem spielte sie etliche Ligen über mirmeines Erachtens sogar noch einige Ligen über dem Durchschnitt. Ich habe sie nicht einmal auf ein Podest gestellt, denn da stand sie sowieso schon. Und ein paar Jahre später kam ihre Schwester als Vize-Super-OdB dazu.
Und dir fällt das beim Schreiben wirklich nicht auf?
TheHoff hat geschrieben: 10 Sep 2023 22:28 Eine Frage habe ich noch - wieder zwei Optionen:

1) Du triffst so einige Menschen, die total viele Dinge und Interessen mit dir teilen, dabei sogar zwei oder drei, die dir gespenstisch ähnlich sind. Und bist ab sofort nie mehr einsam.

2) Absolut niemand ist dir auch im geringsten ähnlich, du bist also ein absolutes Unikat und so individuell wie es sonst keiner ist. Aber du bleibst für immer einsam.

Welche Option ist dir lieber?
Am ehesten noch Option 1, aber auch die ist weit davon entfernt, perfekt zu sein.
Hoppala hat geschrieben: 10 Sep 2023 22:56 "Normal" wäre meines Erachtens und meiner Kenntnis nach, dann einzelne dieser Aspekte abstellen zu wollen, sowie insbesondere eigene, sozial positiv akzeptierte Eigenschaften/Kompetenzen stärker ins Spiel zu bringen.
Hätte ich eine hinreichende Untermenge dieser Aspekte abstellen wollten, dann hätte ich bereit sein müssen zu a) teils aufwendiger plastischer Chirurgie, b) dem bedenkenlosen Konsum von Suchtmitteln (zu meinen negativen Eigenschaften gehörte auch, daß ich absolut keinen Alkohol trank, und sogar, daß ich nicht rauchte) und c) der kompletten Aufgabe all dessen, was meine Persönlichkeit ausmachte (meine negativen Eigenschaften umfaßten beispielsweise auch meinen Musikgeschmack).

„Normal“ wäre auch, sportlich genug zu sein, daß man im Sportunterricht immer mindestens eine Zwei und bei den Bundesjugendspielen mindestens die 5000 Punkte für eine Siegerurkunde hatte. Ich hingegen kam nie auf einen höheren Wert als 112 Punkte und bekam von einem Amtsarzt (!) ein Attest zur Befreiung vom Schulsportunterricht, weil meine Sportnote jedes Jahr meine Versetzung gefährdete.

Hätte ich dopen sollen, um das abzustellen?
Hoppala hat geschrieben: 10 Sep 2023 22:56
Gegenteilige Äußerungen gab es, aber sie waren höchst selten und durchweg schwammige Allgemeinplätze. Oder mir wurde gesagt, ich sollte mich nicht so aussondern – aber nicht, weil das nicht gut für mich sei, sondern weil es die anderen störte. Der Tenor ging allerdings in Richtung: „Setz’ dich irgendwo dazu, aber bitte nicht zu mir!“ Nur wenn alle so eingestellt sind bzw. niemand sich gegenteilig äußert, dann ist es am besten, sich zu niemandem zu setzen und weiter Abstand zu halten.
"Normal" wäre, an die "gegenteiligen Äußerungen" stärker anzuknüpfen. "Normal" wäre, dem Wunsch nach "Nicht-Aussondern" versuchen so gut es geht nachzukommen - ganz egal, welche Motivation du dahinter vermutest. Denn erst das "dabei sein" gäbe dir die Chance, wenigsten mit einigen deiner speziellen Eigenarten sozial akzeptiert zu werden, es wäre ein Startpunkt. "Normal" wäre, Widerstand zu zeigen und sich "erst Recht" zu jemand zu setzen: "Ihr wolltet es so, ich nehm euch beim Wort"
Wenn das „normal“ sein soll, dann ist es folglich „normal“, ein arrogantes, rücksichtsloses Arschloch zu sein, das die Befindlichkeiten seiner Mitmenschen aus Vorsatz mit den Füßen tritt.

Damit wäre ich bestimmt richtig toll bei meinem Mitschülern angekommen.

(Wer Sarkasmus findet, darf ihn behalten.)
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.

Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.

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