Sich öffnen

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Henrietta
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Beitrag von Henrietta »

Hallo zusammen,
weil ich es immer wieder irgendwo (auch hier gerade wieder) lese, dass es für gelungene zwischenmenschliche Beziehungen von Vorteil ist, wenn man "sich öffnen" kann, wollte ich mal nachfragen, was ihr so darunter versteht.
Ich weiß nämlich nicht so genau, ob ich das kann.

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halbkaputt
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Re: Sich öffnen

Beitrag von halbkaputt »

Henrietta hat geschrieben: 05 Jan 2024 17:23 Hallo zusammen,
weil ich es immer wieder irgendwo (auch hier gerade wieder) lese, dass es für gelungene zwischenmenschliche Beziehungen von Vorteil ist, wenn man "sich öffnen" kann, wollte ich mal nachfragen, was ihr so darunter versteht.
Ich weiß nämlich nicht so genau, ob ich das kann.
vielleicht bin ich da allein, aber für mich ist das eine Art "in Vorleistung gehen", z. B. indem man Dinge erzählt, die jmd. gegen einen verwenden könnte und sich so verletzlich macht. eine Frau hatte mir vor ein paar Jahren z. B. erzählt, dass sie klinisch diagnostizierte Depressionen gehabt hat und auch wenn es menschlich natürlich absolut unterirdisch gewesen wäre das irgendwie gegen sie zu verwenden, wäre es theoretisch denkbar gewesen und hat mir zumindest einen halben Schritt sich zu öffnen angezeigt und das sie sich soweit wohl (mit mir)fühlt. für etwas weitergehendes hat der Rahmen dann einfach nicht gepasst. wir hatten uns erst ein paar Stunden vorher kennengelernt. insofern ist sie als "in Vorleistung" gegangen ohne mich wirklich zu kennen
Henrietta
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Re: Sich öffnen

Beitrag von Henrietta »

Henrietta hat geschrieben: 05 Jan 2024 17:23 Hallo zusammen,
weil ich es immer wieder irgendwo (auch hier gerade wieder) lese, dass es für gelungene zwischenmenschliche Beziehungen von Vorteil ist, wenn man "sich öffnen" kann, wollte ich mal nachfragen, was ihr so darunter versteht.
Ich weiß nämlich nicht so genau, ob ich das kann.
Ich muss mich mal selbst zitieren, weil ich noch was hinzufügen möchte:
würdert Ihr unter "sich öffnen können" und "offen sein" dassselbe verstehen?
Ich würde von mir denken, dass ich zwar offen bin (Zb gegenüber neuen Sachen/Menschen), aber beim sich öffnen bin ich immer wieder sehr vorsichtig, bzw. weiß manchmal gar nicht, was ich machen kann, damit ich mich öffne. bzw. ob das, bei dem ich denke, dass ich mich geöffnet habe, beim gegenüber auch als solches ankommt.
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Rantanplan
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Re: Sich öffnen

Beitrag von Rantanplan »

Sich öffnen heisst, Du redest über etwas, was Dich persönlich betrifft. Das fängt schon an, wenn Du sagst, was Du magst oder was Du nicht magst. Lieblingsessen, Lieblingsfilme, sowas in der Art. Das dürfte meistens auch noch leichter fallen, als wie im Beispiel genannt gleich mit den Depressionen rauszurücken. Da machst Du Dich ja noch nicht so angreifbar (außer Du stehst auf total schräge Sachen vielleicht). Einfach gesagt, beweg Dich weg von der Sachebene. Danach ist aber in verschiedenen Stufen halt auch alles drin.

Mich sprechen Leute an, die Gefühle zeigen können. Und wenn der Gesichtsausdruck auch zu den Gefühlen passt..bei manchen Leuten lachen zwar die Augen, aber der Rest vom Gesicht nicht, nur mal als Beispiel. Also wenn es einfach echt rüberkommt. Freude, Trauer, was auch immer. Einer Person überhaupt näher zu kommen, wenn diese sich nur auf der Sachebene bewegt und keine Gefühle zeigt finde ich fast unmöglich.
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Re: Sich öffnen

Beitrag von Henrietta »

Rantanplan hat geschrieben: 05 Jan 2024 18:03 Sich öffnen heisst, Du redest über etwas, was Dich persönlich betrifft. Das fängt schon an, wenn Du sagst, was Du magst oder was Du nicht magst. Lieblingsessen, Lieblingsfilme, sowas in der Art. Das dürfte meistens auch noch leichter fallen, als wie im Beispiel genannt gleich mit den Depressionen rauszurücken. Da machst Du Dich ja noch nicht so angreifbar (außer Du stehst auf total schräge Sachen vielleicht). Einfach gesagt, beweg Dich weg von der Sachebene. Danach ist aber in verschiedenen Stufen halt auch alles drin.
Ich denke, das ist genau meine Unsicherheit. Was gebe ich von mir Preis und was besser nicht. Mit Deinen ersten Vorschlägen habe ich keine Probleme, das mache ich auch.
Bei persönlicheren Dingen bin ich dann oft sehr vorsichtig. Durch Mobbingerfahrungen in der Schule habe ich gelernt, dass ich scheinbar nicht okay bin, wie ich bin und dann habe ich angefangen, mich so zu verhalten, dass ich mich möglichst wenig angreifbar mache, dass ich nicht nerve, keine unpopuläre Meinung habe, dass ich nicht mit schlechter Laune auffalle usw. Dadurch habe ich dann viele meiner Emotionen lange verborgen und mir zT auch selbst nicht zugestanden.
Ich lerne es erst jetzt so mehr und mehr, meine Gefühle auch zu zeigen (und diese nicht zu verurteilen) und habe aber immer noch ein Problem damit, alle Teile meiner Persönlichkeit zu zeigen und weiß auch manchmal gar nicht, wie ich das machen soll. Daher habe ich auch kein richtiges Gefühl dazu, ob ich es schaffe, mich zu öffnen, oder eher nicht. Also, ob ich mich anderen gegenüber genügend öffne, dass sie meine Persönlichkeit fassen können oder eher nicht. Fällt mir echt schwer. Wahrscheinlich, weil ich mich so lange verstellt habe.
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Re: Sich öffnen

Beitrag von halbkaputt »

Henrietta hat geschrieben: 05 Jan 2024 19:19 persönlicheren Dingen bin ich dann oft sehr vorsichtig. Durch Mobbingerfahrungen in der Schule habe ich gelernt, dass ich scheinbar nicht okay bin, wie ich bin und dann habe ich angefangen, mich so zu verhalten, dass ich mich möglichst wenig angreifbar mache, dass ich nicht nerve, keine unpopuläre Meinung habe, dass ich nicht mit schlechter Laune auffalle usw. Dadurch habe ich dann viele meiner Emotionen lange verborgen und mir zT auch selbst nicht zugestanden.
Ich lerne es erst jetzt so mehr und mehr, meine Gefühle auch zu zeigen (und diese nicht zu verurteilen) und habe aber immer noch ein Problem damit, alle Teile meiner Persönlichkeit zu zeigen und weiß auch manchmal gar nicht, wie ich das machen soll. Daher habe ich auch kein richtiges Gefühl dazu, ob ich es schaffe, mich zu öffnen, oder eher nicht. Also, ob ich mich anderen gegenüber genügend öffne, dass sie meine Persönlichkeit fassen können oder eher nicht. Fällt mir echt schwer. Wahrscheinlich, weil ich mich so lange verstellt habe.
merkst du es denn sofort, wenn du gerade dicht machst? gibt es vielleicht Trigger? mir hat es bei einer komplett anderen Geschichte geholfen mich erstmal richtig selbst zu beobachten und ein Muster auszumachen, sodass ich die Situationen inzwischen vorab erkenne und mir mental schon einen Plan zurecht legen kann, anstatt instinktiv zu reagieren(was in dem Fall ein Problem war, dass ich zwar immer noch nicht 100% im Griff hab, sich aber definitiv gebessert hat). etwas im Nachhinein zu analysieren ist ja schön und gut, aber da ist die Situation schon gelaufen und die Vergangenheit kann man nicht mehr ändern
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Beitrag von Henrietta »

halbkaputt hat geschrieben: 05 Jan 2024 19:42
Henrietta hat geschrieben: 05 Jan 2024 19:19 persönlicheren Dingen bin ich dann oft sehr vorsichtig. Durch Mobbingerfahrungen in der Schule habe ich gelernt, dass ich scheinbar nicht okay bin, wie ich bin und dann habe ich angefangen, mich so zu verhalten, dass ich mich möglichst wenig angreifbar mache, dass ich nicht nerve, keine unpopuläre Meinung habe, dass ich nicht mit schlechter Laune auffalle usw. Dadurch habe ich dann viele meiner Emotionen lange verborgen und mir zT auch selbst nicht zugestanden.
Ich lerne es erst jetzt so mehr und mehr, meine Gefühle auch zu zeigen (und diese nicht zu verurteilen) und habe aber immer noch ein Problem damit, alle Teile meiner Persönlichkeit zu zeigen und weiß auch manchmal gar nicht, wie ich das machen soll. Daher habe ich auch kein richtiges Gefühl dazu, ob ich es schaffe, mich zu öffnen, oder eher nicht. Also, ob ich mich anderen gegenüber genügend öffne, dass sie meine Persönlichkeit fassen können oder eher nicht. Fällt mir echt schwer. Wahrscheinlich, weil ich mich so lange verstellt habe.
merkst du es denn sofort, wenn du gerade dicht machst? gibt es vielleicht Trigger?
Ja, bei Fragen zu meinem Beziehungsstatus bzw. zu meiner Beziehungsvergangenheit zB, da mache ich ziemlich schnell dicht. Das habe ich erst vor kurzem sehr genau an mir beobachten können, sogar mit körperlichen Symptomen.
Aber es gibt bestimmt auch viele andere Themen, wo ich es nicht so bemerke. Wo es eher so ein allgemeiner Automatismus ist.
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Re: Sich öffnen

Beitrag von halbkaputt »

Henrietta hat geschrieben: 05 Jan 2024 19:53
halbkaputt hat geschrieben: 05 Jan 2024 19:42
Henrietta hat geschrieben: 05 Jan 2024 19:19 persönlicheren Dingen bin ich dann oft sehr vorsichtig. Durch Mobbingerfahrungen in der Schule habe ich gelernt, dass ich scheinbar nicht okay bin, wie ich bin und dann habe ich angefangen, mich so zu verhalten, dass ich mich möglichst wenig angreifbar mache, dass ich nicht nerve, keine unpopuläre Meinung habe, dass ich nicht mit schlechter Laune auffalle usw. Dadurch habe ich dann viele meiner Emotionen lange verborgen und mir zT auch selbst nicht zugestanden.
Ich lerne es erst jetzt so mehr und mehr, meine Gefühle auch zu zeigen (und diese nicht zu verurteilen) und habe aber immer noch ein Problem damit, alle Teile meiner Persönlichkeit zu zeigen und weiß auch manchmal gar nicht, wie ich das machen soll. Daher habe ich auch kein richtiges Gefühl dazu, ob ich es schaffe, mich zu öffnen, oder eher nicht. Also, ob ich mich anderen gegenüber genügend öffne, dass sie meine Persönlichkeit fassen können oder eher nicht. Fällt mir echt schwer. Wahrscheinlich, weil ich mich so lange verstellt habe.
merkst du es denn sofort, wenn du gerade dicht machst? gibt es vielleicht Trigger?
Ja, bei Fragen zu meinem Beziehungsstatus bzw. zu meiner Beziehungsvergangenheit zB, da mache ich ziemlich schnell dicht. Das habe ich erst vor kurzem sehr genau an mir beobachten können, sogar mit körperlichen Symptomen.
Aber es gibt bestimmt auch viele andere Themen, wo ich es nicht so bemerke. Wo es eher so ein allgemeiner Automatismus ist.
das ist doch schonmal ein erster Schritt, um nicht wie ein Reh paralysiert im Scheinwerferlicht zu stehen, sondern die Kontrolle zu behalten, und (sofern du das willst) diesen Automatismus zu unterbrechen. was kann schon schlimmstenfalls passieren, wenn du es sagst? wenn es ein Typ ist, an dem du Interesse hast und der steht auf, dann ist halt eine Chance im Eimer, aber effektiv hat sich nix geändert. vorher ABine/Single. danach auch, aber du hast dich von dem Muster befreit, dass dich gefangen hält
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Re: Sich öffnen

Beitrag von Henrietta »

halbkaputt hat geschrieben: 05 Jan 2024 20:18
Henrietta hat geschrieben: 05 Jan 2024 19:53
halbkaputt hat geschrieben: 05 Jan 2024 19:42

merkst du es denn sofort, wenn du gerade dicht machst? gibt es vielleicht Trigger?
Ja, bei Fragen zu meinem Beziehungsstatus bzw. zu meiner Beziehungsvergangenheit zB, da mache ich ziemlich schnell dicht. Das habe ich erst vor kurzem sehr genau an mir beobachten können, sogar mit körperlichen Symptomen.
Aber es gibt bestimmt auch viele andere Themen, wo ich es nicht so bemerke. Wo es eher so ein allgemeiner Automatismus ist.
das ist doch schonmal ein erster Schritt, um nicht wie ein Reh paralysiert im Scheinwerferlicht zu stehen, sondern die Kontrolle zu behalten, und (sofern du das willst) diesen Automatismus zu unterbrechen. was kann schon schlimmstenfalls passieren, wenn du es sagst? wenn es ein Typ ist, an dem du Interesse hast und der steht auf, dann ist halt eine Chance im Eimer, aber effektiv hat sich nix geändert. vorher ABine/Single. danach auch, aber du hast dich von dem Muster befreit, dass dich gefangen hält
Es geht dabei auch um Gespräche im Freundeskreis/Kollegenkreis usw. Es weiß niemand von meinem AB-Status und ich habe eigentlich auch nicht vor, es zu erzählen. Also, so gesehen möchte ich mich in diesem Punkt gar nicht öffnen. Gleichzeitig merke ich aber, dass ich ein Problem damit habe, wenn ich dann darauf angesprochen werde.
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Re: Sich öffnen

Beitrag von Reinhard »

Henrietta hat geschrieben: 05 Jan 2024 17:56 würdert Ihr unter "sich öffnen können" und "offen sein" dassselbe verstehen?

Nein.

Sich öffnen können ist den anderen was erzählen und etwas über sich preisgeben. Einen Einblick in sein Inneres gewähren, wie ein Fenster, in das jemand von außen reinschauen kann.


Offen sein ist, den anderen mit seinen mit seinen Problemen und Verhaltensweisen annehmen können und verstehen wollen anstatt verurteilen zu wollen. Unter anderem auch, sich in den anderen reinversetzen, wenn das nicht geht, dann wenigstens die Phantasie anstrengen, wie irgendwelche Ideen im Kopf des anderen aufgehen könnten.


TLDR:
Sich öffnen = reden können
Offen sein = zuhören können
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Re: Sich öffnen

Beitrag von halbkaputt »

Henrietta hat geschrieben: 05 Jan 2024 20:39 Es geht dabei auch um Gespräche im Freundeskreis/Kollegenkreis usw. Es weiß niemand von meinem AB-Status und ich habe eigentlich auch nicht vor, es zu erzählen. Also, so gesehen möchte ich mich in diesem Punkt gar nicht öffnen. Gleichzeitig merke ich aber, dass ich ein Problem damit habe, wenn ich dann darauf angesprochen werde.
vielleicht ne blöde Idee, aber ich erzähl es trotzdem mal: in der Vergangenheit als ich noch gefragt wurde, habe ich bei Frauen geantwortet: wieso? Interesse? teils dann auch bei der 30 Jahre Älteren Tante. das war dann so skurril, dass es den Leuten den Wind aus den Segeln genommen hat und dann nix mehr nachkam. und bei Männern schlicht: da hat keine Interesse - die gucken dann in der Regel nur betreten und dann ist Schluss. da fragt aber auch schon lange keiner mehr
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Re: Sich öffnen

Beitrag von Obelix »

Henrietta hat geschrieben: 05 Jan 2024 19:53
halbkaputt hat geschrieben: 05 Jan 2024 19:42 merkst du es denn sofort, wenn du gerade dicht machst? gibt es vielleicht Trigger?
Ja, bei Fragen zu meinem Beziehungsstatus bzw. zu meiner Beziehungsvergangenheit zB, da mache ich ziemlich schnell dicht. Das habe ich erst vor kurzem sehr genau an mir beobachten können, sogar mit körperlichen Symptomen.
Aber es gibt bestimmt auch viele andere Themen, wo ich es nicht so bemerke. Wo es eher so ein allgemeiner Automatismus ist.
Zu wissen, wo die "wunden Punkte" sind, bei denen man reflexartig verkrampft, ist auf jeden Fall schon mal ein guter Anfang. Die ersten paar kennst Du anscheinend schon, und ob es weitere gibt, bekommst Du vielleicht mit, wenn Du Dich in Gesprächen etwas beobachtest.

Eine Möglichkeit, mit solchen Fragen umzugehen, habe ich vor einigen Jahren mal in einer Therapie kennengelernt. Das "Übungsbeispiel" war bei mir auch die Frage nach der Beziehungsvergangenheit. Der "Trick" bestand darin, dass ich mir eine kurze, vorformulierte Antwort überlegen sollte, für den Fall, dass die "heikle" Frage kommt. Nach ein paar Übungen im Rollenspiel konnte ich diese Antwort dann in der echten Situation aus dem Gedächtnis abrufen. Das kam dann deutlich selbstsicherer rüber als mein sonst übliches Stottern und Erröten. Und siehe da: Nach einer kurzen Phase der Überraschung kam von meinem Gegenüber nur eine kurze Rückfrage (auf die ich auch schon eine "eingeübte" Antwort hatte), und dann die Offenbarung eines ähnlich heiklen Details zur Persönlichkeit meines Gegenübers.
So eine Übung kann man prinzipiell auch vor dem Spiegel machen. Wichtig dabei ist, darauf zu achten, wie man sich beim Aussprechen der Antwort fühlt, und wie man dabei sein Spiegelbild erlebt - auch hinsichtlich Tonfall und Körperhaltung: Kommt das überzeugend rüber?
Ich will nicht behaupten, dass ich diese Technik jetzt perfekt drauf hätte. Aber sie hat mir seitdem über den einen oder anderen mit Scham beladenen Moment hinweggeholfen.
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Re: Sich öffnen

Beitrag von Levyn »

Reinhard hat geschrieben: 05 Jan 2024 20:46 TLDR:
Sich öffnen = reden können
Offen sein = zuhören können
Sehe ich ähnlich. Ich würde unter "sich öffnen" noch ein "über sich..." hinzufügen.

@Thema
Hier wurde ja schon einiges darüber geschrieben über seine Probleme reden zu können. Ich würde das aber noch sehr viel weiter ausdehnen. Für mich bedeutet "sich öffnen" auch über Ängste, Träume, Sehnsüchte oder auch ganz einfach Dinge, die man an anderen Menschen faszinierend oder inspirierend findet zu reden und vor allem die Frage nach dem "warum" für sich zu beantworten. Es bedeutet auch über seine eigenen Gedankengänge zu sprechen und auffallende Widersprüche der eigenen Gedanken zu reflektieren.
Damit wird ein Mensch für mich nahbar und ich kann sehen, dass er auch ein Mensch mit Gefühlen und Gedanken ist.
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Re: Sich öffnen

Beitrag von MFGMitleser »

Henrietta hat geschrieben: 05 Jan 2024 17:23 Hallo zusammen,
weil ich es immer wieder irgendwo (auch hier gerade wieder) lese, dass es für gelungene zwischenmenschliche Beziehungen von Vorteil ist, wenn man "sich öffnen" kann, wollte ich mal nachfragen, was ihr so darunter versteht.
Ich weiß nämlich nicht so genau, ob ich das kann.

Hallo,

damit Du nachvollziehen und verstehen kannst, wie jemand als Persönlichkeit tickt, muss diese Person sich öffnen. Darunter würde ich verstehen, was man gern mag, worüber macht man sich Gedanken, was beschäftigt einen, was bedrückt einen.

Wie redet jemand, wenn es nicht darum geht, das Gesicht zu wahren oder sich im Job gut zu stellen.

Man gibt die Dinge über sich preis, die Schwäche und Verwundbarkeit zeigen.

Man zeigt, dass man ein Mensch mit Gefühlen ist, mit Herz und Seele, mit Fehlern. Das nenne ich in der Summe gern die "Dinge, an denen man sich fest liebt", weil sie Ausstrahlung bedeuten, Charakter, Ecken und Kanten.

Wenn man ständig nur eine Hochglanzfassade zeigt und sich businessmässig aalglatt effizient verhält, wirkt man leicht unnahbar und eiskalt. Man hat dann keine Ausstrahlung und es scheint nichts zu geben, was einen attraktiv macht als Mensch.

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Re: Sich öffnen

Beitrag von Volta »

MFGMitleser hat geschrieben: 06 Jan 2024 00:08
Wenn man ständig nur eine Hochglanzfassade zeigt und sich businessmässig aalglatt effizient verhält, wirkt man leicht unnahbar und eiskalt. Man hat dann keine Ausstrahlung und es scheint nichts zu geben, was einen attraktiv macht als Mensch.

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Re: Sich öffnen

Beitrag von 3tagebard »

Henrietta hat geschrieben: 05 Jan 2024 17:23 Hallo zusammen,
weil ich es immer wieder irgendwo (auch hier gerade wieder) lese, dass es für gelungene zwischenmenschliche Beziehungen von Vorteil ist, wenn man "sich öffnen" kann, wollte ich mal nachfragen, was ihr so darunter versteht.
Ich weiß nämlich nicht so genau, ob ich das kann.
Siehe unter Medien meinen vorherigen Betrag:
viewtopic.php?t=28384

Dort ist alles über Offenheit wunderbar geschrieben, also:


- viel Lächeln,
- seine schwächen nicht verbergen,
- offen und ungefiltert seine eigene Gedanken anderen mitzuteilen...

u.s.w.

Offen bedeutet: keine Angst vor Ablehnung haben oder zumindest trotz der Angst sich nicht verbergen.

P.s. offene Körpersprache ist hier mindestens genauso bedeutend.
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Re: Sich öffnen

Beitrag von Übriggeblieben61 »

Wieviele schon geschrieben haben heisst - auch für mich - "sich öffnen" - seinem Gegenüber über sich Dinge preiszugeben die man vielleicht nur seinem besten Freund/beste Freundin erzählt oder die nur Personen des engeren Freundschafts- und Familienkreis eventuell noch wissen. Ob es allerdings immer von Vorteil ist, seinem Gegenüber gleich seine ganze Lebens- und (nicht vorhandene) Liebesgeschichte zu erzählen lasse ich mal dahingestellt. Es kommt auch darauf an, warum man mit seinem Gegenüber in Kontakt gekommen ist. Nur mal so kennen lernen oder aus intensiveren Beziehungsaufbau. Und dann liefe man vielleicht noch Gefahr, ob vielleicht ein zu weites Öffnen nicht wieder den Gegenüber verschreckt. Ich wüsste nicht, ob ich gleich erzählen würde, nie eine Beziehung gehabt zu haben. Gut jetzt in meinem Alter wäre es egal, da ich keine intimen Beziehungen mehr anstrebe.

Offen sein oder mit offenen Karten spielen heißt demgegenüber, dass man jemand unverblümt seine Meinung über etwas sagt oder was man von jemanden hält oder zumindest von dessen Handlungsweisen. Oder man sagt vielleicht, wie man politisch eingestellt ist und welche Parteien man mag oder nicht. Oder wenn der Chef sich über einen anderen Mitarbeiter oder Azubi erkundigt und man unverblümt mitteilt, was Masse ist.

Natürlich gibt es Situationen, wo die Grenze zwischen "sich öffnen" oder "offen sein" nicht immer klar zu ziehen ist.
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Re: Sich öffnen

Beitrag von Kolinatan »

Für mich bedeutet ein sich öffnen über seine eigenen Gefühle und Emotionen zu sprechen und zuzulassen, dass diese nonverbal in der Körpersprache sichtbar sind. Wenn ich traurig bin oder mich etwas berührt, dass ich Tränen zulassen kann. Eine Form des sich öffnen ist also die Fähigkeit/Bereitschaft in der Gegenwart anderer Menschen zu weinen.

Wenn ich Gefühle und Emotionen zeige und erzähle, warum mich etwas belastet oder Freude bereitet, hat dies nichts mit der abwertenden Bewertung von jammern oder klagen zu tun. Im Gegenteil. Es ist für mich ein ganz anderer Gesprächsmodus, in welchem es darum geht einander in die Seele zu blicken.

Sich zu öffnen ist dabei für mich weniger mit intimen oder privaten Geheimnissen oder konkreten Ereignissen verbunden. Ich kann intimes und persönliches erzählen, ohne dabei Details zu verraten, welche ein Mitteilen irgendwie riskant erscheinen ließen.

Ich würde gerne ein Beispiel geben, was für mich ein solches Detail ist. Allerdings ist es in schriftlicher Form kaum möglich, weil die Verbindung im Gespräch hängt sehr stark mit der nonverbalen Kommunikation zusammen und erfolgt vor allem über die Augen. Also unbedingt Sonnenbrillen vermeiden. :coolgun:

Auf einem Treffen im Sommer hatte ich viele solcher wunderbaren persönlichen Gespräche. Wenn ich voll Dankbarkeit daran zurückdenke, spüre ich direkt wie mir das Wasser in die Augen tritt. Ohne Vorurteile einander zuhören, annehmen und das Zulassen, was entstehen möchte und sich auf die Verbindung einlassen. Es ist für mich so ähnlich wie beim Tanzen. Auch hier funktioniert es um so besser, je mehr beide Tanzenden sich füreinander öffnen, um sich gemeinsam der Bewegung hinzugeben.

Für mich ist ein klares Zeichen, eine tiefe Ebene in einem Gespräch erreicht zu haben und wir uns beide gegenseitig berühren lassen - metaphorisch nicht körperlich* - wenn die Augen feucht werden oder auch mal Tränen über die Wangen rollen. Wasser ist Leben und es in Bewegung zu bringen ist Lebendigkeit. Ich weiß noch, als es mir nach langer Zeit erstmals wieder gelungen ist zu weinen und wie wertvoll es ist und welche Kraft in diesem Kanal liegt, etwas gehen lassen zu können und aktiv zu betrauern.

Es ist ein so wunderbares Gefühl so tief mit einem Menschen in Kontakt zu kommen, dass er etwas mit mir teilt, was ihn so sehr berührt, dass es über die Augen sichtbar wird. Solche Gespräche beinhalten nur wenig "Sachinformation" und dafür sehr viel über den Menschen, seine Werte, seine Gefühle, seine Bedürfnisse, seine Sorgen, sein Schmerz, sein Erleben.

* - Oft ist es auch schön etwas Körperkontakt zu haben. Sei es die Hände zu halten oder je nach Vertrautheit mehr Kontakt oder als Gesprächsabschluss eine intensive** Umarmung.

** - Hiermit meine ich, dass beide Menschen aufrecht stehen (die größere Person breitbeiniger, so damit beide Köpfe auf einer Ebene sind und sich niemand verbiegen muss) und sie an Brust, Bauch und Becken Kontakt haben. Je nach Bauchform, mag das nicht immer klappen. Ich denke das Bild sollte trotzdem deutlich sein. Während der Umarmung dann ein paar gemeinsame Atemzüge, um dass emotionale Momentum wieder loszulassen. :umarmung2:
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Re: Sich öffnen

Beitrag von katebe »

Henrietta hat geschrieben: 05 Jan 2024 20:39 Es geht dabei auch um Gespräche im Freundeskreis/Kollegenkreis usw. Es weiß niemand von meinem AB-Status und ich habe eigentlich auch nicht vor, es zu erzählen. Also, so gesehen möchte ich mich in diesem Punkt gar nicht öffnen. Gleichzeitig merke ich aber, dass ich ein Problem damit habe, wenn ich dann darauf angesprochen werde.
Nun ja, aus meiner Sicht geht es um zwei verschiedene Dinge. Zum einen die Feststellung, dass du dich in Bezug auf diesen Punkt deines Lebens nicht öffnen willst. Finde ich vollkommen legitim, gerade im Kollegenkreis. Obwohl ich in den letzten Jahren viel offener geworden bin, gibt es Dinge, die ich mit niemandem jemals teilen würde. Ich finde nicht, dass man alles von sich preisgeben muss, nicht mal in einer Beziehung.
Zum anderen kommst du ins Wanken, wenn dich jemand auf diesen Punkt, in dem du dich nicht öffnen willst, anspricht. Dazu hat Obelix denke ich eine gute Möglichkeit dargestellt, wie du mit so einer Situation umgehen kannst. Du kannst solche Schwierigkeiten natürlich umgehen, indem du dich doch öffnest. Wer komplett offen ist, wird durch persönliche Fragen nicht verunsichert, denn er oder sie weiß immer, was zu sagen ist: die Wahrheit. Das ist aber riskant und hat sicherlich nicht nur Vorteile. Du hast ja auch deine Gründe, aus denen du dein ABtum verschweigst.
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Re: Sich öffnen

Beitrag von NeC »

Henrietta hat geschrieben: 05 Jan 2024 20:39
Henrietta hat geschrieben: 05 Jan 2024 19:53 bei Fragen zu meinem Beziehungsstatus bzw. zu meiner Beziehungsvergangenheit zB, da mache ich ziemlich schnell dicht. Das habe ich erst vor kurzem sehr genau an mir beobachten können, sogar mit körperlichen Symptomen.
Es geht dabei auch um Gespräche im Freundeskreis/Kollegenkreis usw. Es weiß niemand von meinem AB-Status und ich habe eigentlich auch nicht vor, es zu erzählen. Also, so gesehen möchte ich mich in diesem Punkt gar nicht öffnen. Gleichzeitig merke ich aber, dass ich ein Problem damit habe, wenn ich dann darauf angesprochen werde.
Warst Du schon einmal auf einem AB-Treffen?

Diese Treffen unterscheiden sich von anderen "Singlerunden" dadurch, dass man davon ausgehen kann, dass viele in der Runde auch genau diesen wunden Punkt der Beziehungsvergangenheit haben, und das eher wenig bzw. wenn, dass als "unser kollektives Problem" thematisiert wird. Ich fand das immer eine sehr angenehme Atmosphäre, gerade auch für Leute, die in Gesellschaft vielleicht eher etwas vorsichtig und zurückhaltend sind.

Vielleicht könnte es helfen, das Gefühl zu bekommen, sich in einer solchen Runde durchaus öffnen zu können. (ob man das dann auch tatsächlich machen mag, ist dabei erstmal egal)