Seb-X hat geschrieben: ↑22 Mär 2021 11:47
Erst wenn ich gezielt etwas Unangenehmes, in der Gegenwart schwieriges, durchaus mit Quälerei, wähle, um erst später im Leben davon etwas zu haben, dann verlasse ich wirklich eine Komfortzone. Wer sein Leben schöner machen will, verlässt nicht automatisch die Komfortzone. Der Spaß, das Schöne muss gezielt gemieden werden, will man wirklich die Komfortzone verlassen. Alles andere ist Geschwätz.
Wir beide kommen sowieso nie auf einen Nenner (da wir uns in gänzlich verschiedenen Realitäten bewegen), aber ich möchte hier dennoch kurz einhaken, weil das so nicht in seiner traurigen Allgemeinheit stehen bleiben sollte.
Ich sehe das komplett anders: man kann seine Komfortzone auch verlassen, ohne dass es in Quälerei ausartet.
Man verlässt diese bereits, indem man sich auf bisher unbekanntes Terrain begibt, was aber nicht bedeuten muss, dass es einem dabei schlecht geht.
Man wird eventuell verängstlicht sein und es mag sich am Anfang ungewohnt und auch durchaus erstmal unschön anfühlen, aber es kann dann auch gleichzeitig aufregend und spannend sein.
Als ich vor knapp 20 Jahren als schüchterner Bub mich habe überreden lassen, in Fußgängerzonen und Einkaufzentren Handyverträge zu verkaufen (heute würde man sagen: ahnungslosen Passanten aufzuschwatzen) war das in den ersten Stunden keine besonders schöne Situation für mich. Ich musste fremde Leute ansprechen, möglichst charmant und seriös wirken und dabei Desinteresse àka "Körbe" am laufenden Band wegstecken, weil ich darin eben erstmal richtig schlecht war.
Es war aber gleichzeitig hochspannend und aufregend, vor allem als es erste Erfolgserlebnisse gab. Ich war extrem stolz auf mich, dass ich meine Schüchternheit verdrängen konnte und dass ich plötzlich in kürzester Zeit richtig gut darin wurde, mit fremden Menschen ein nettes Gespräch führen zu können.
Dieser Adrenalinkick dabei hat sogar ein bisschen süchtig gemacht und ich fand es richtig toll, all diese neuen Eindrücke auf mich wirken zu lassen und habe dadurch schlussendlich einen großen persönlichen Enwicklungsschub erlebt.
Ähnliches hatte hier im Forum auch mal eine Abine in anderem Kontext berichtet, die zum ersten Mal in ihrem Leben feiern gegangen ist. Auch dort überwogen im Endeffekt die positiven Gefühle und neu gewonnenen Eindrücke, auch wenn es viele nicht so angenehme Aspekte gab.
Bei dir klingt "Komfortzone verlassen" nach tiefschwarzem Elend voller Qualen und Zwang. Ich will garnicht versuchen dir das auszureden, da das aufgrund deiner Krankheit leider auch garnicht funktionieren würde.
Ich will nur allen hier sagen, dass es auch anders gehen kann und dass ich jeden ermutige, möglichst oft und möglichst ausdauernd immer wieder mal die Grenzen der eigenen Komfortzone zu verlassen. Auch wenn das dadurch Erlebte nicht immer toll sein wird, es bringt einen persönlich aber weiter, man wird offener für neue Eindrücke und die eigene Persönlichkeit wird mit der Zeit facettenreicher!
(was alles indirekt auch wieder die eigene Attraktivität bzw. Außenwirkung auf potentielle Partner steigern kann)
Blau hat es richtig gut formuliert:
Blau hat geschrieben: ↑22 Mär 2021 13:14
Vielleicht hängt das ein bisschen an der Definition des Wortes Komfortzone. Für mich ist mit Verlassen der Komfortzone gemeint, dass man etwas neues wagt mit ungewissem Ausgang, dass man sich bewusst Risiken stellt und mehr Anstrengungen auf sich nimmt als eben in der Komfortzone nötig sind. Sprich: man zieht los ins Abenteuer

Insofern verbinde ich damit auch nicht nur negatives, im Gegenteil: ich sehe da viele Chancen zu wachsen, sich zu entwickeln, neues zu entdecken und dadurch auch seine Stärken und Schwächen besser kennenzulernen. Für mich ist es eben in erster Linie ein Ausbrechen aus dem bekannten Bereich, was nicht heißt, dass da außerhalb nicht auch Spaß und schöne Dinge auf einen warten könnten. Ich bin aber auch jemand, der eher das halbvolle als das halbleere Glas sieht