Nevin hat geschrieben: ↑27 Jul 2021 06:41
Die Geschichte stimmt, auch wenn ich nicht dabei war und es aus meiner Sicht somit nicht selber schildern kann. Entsprechende Belege wurden mir von ihm geliefert, dass es sich so zugetragen hat wie er sagt und ein bisschen Menschenkenntnis habe ich dann auch noch ... Seine Sicht mag wie bei vielen ABs in Sachen Zwischenmenschliches nicht ganz on point sein, aber er erzählte sehr ausführlich und nannte auch die Personen, die zu ihm sagten, man würde in der Stadt erzählen ... Insofern müssen wir das jetzt hier erst einmal als Basis nehmen, mehr haben wir nicht, um darüber jetzt und hier zu diskutieren.
Natürlich hätte er dem Alphamännchen gleich nen Spruch reindrücken müssen - aber wer kann das schon so spontan? Es geht aber auch gar nicht um seine Reaktion oder Nichtreaktion, es geht um die Reaktion der Öffentlichkeit und das Bild, das sich andere Menschen machen über ABs und wie ein AB wahrgenommen wird in einer Kleinstadt, wenn er versucht, rauszugehn und etwas zu tun. Das ist das eigentliche Thema meines Posts - nichts anderes. Da kann ein AB dann noch so spontan und clever reagieren - wenn ein AB in einer Kleinstadt seinen Ruf weg hat, dann hat er natürlich bei vielen (wenn auch nicht allen), zu denen er Kontakt aufnehmen möchte, einen schlechten Stand. Was tun, wenn einem der Ruf des Sonderlings quasi vorauseilt? Die deutsche Kleinstadt ist GANZ anders als eine Großstadt, da sind Reaktionen möglich, die man andernorts nicht für möglich halten würde. Ich wohne selber in einer Kleinstadt/Mittelstadt und habe ähnliches erlebt, jedoch im Job-Bereich. Da wusste gefühlt auch damals die halbe Stadt, was da in unserem Betrieb vorgefallen war und natürlich wurde es schön verdreht und so dargestellt, als wenn ich der Böse gewesen wäre, obwohl es nachweislich genau anders herum war, was vorm Arbeitsgericht dann auch bestätigt wurde, Zeugen hatte ich nämlich genug. Das Thema Nachbarschaft auf dem Dorf, wo ich auch lange lebte, ist ähnlich gelagert. Rufmord inklusive sozusagen. Auf dem Dorf alles nichts Besonderes - leider. Da fällst du als erwachsener Langzeitsingle mega auf und wirst schon per se als Sonderling gehandelt.
Und die Frage, die man sich als AB dann immer in solch einem Lebensraum noch zusätzlich stellen muss, ist doch: Wie gehe ich, zusätzlich zu meinen anderen Problemen, mit dieser üblen Nachrede dann auch noch um, ohne mich davon demotivieren zu lassen?
Umziehen, ja das ist manchmal möglich und dann wohl sinnvoll, geht aber eben nicht immer. So wie bei meinem Bekannten, der zumindest momentan nicht umziehen kann, aus finanziellen und beruflichen Gründen.
Interpretier(t) doch nicht so viel in die Geschichte rein - die noch dazu eine subjektive Erzählung beruhend auf Hörensagen aus einer offenbar emotional berührtgen Originalquelle stammt ...
Dass der Kollege AB war, war wem in der Stadt bekannt? Wieso wird daraus plötzlich das Schreckbild "das sich andere Menschen machen über ABs und wie ein AB wahrgenommen wird in einer Kleinstadt"??
Von jemandem wegen irgendeines Verhaltens doof angemacht werden, ist doch wohl jeder schon mal? Das berühmte "Was guckst du mich so an!?" oder "Na, Schwuchtel?" (von Männern, besser gesagt: halbstarken Jungs, die einen Null kennen, außer in der Nachbarschaft ein paar Mal gesehen) kenn ich aus eigener Erfahrung. Die Frage ist, wie man damit umgeht. Man kann drauf reagieren, oder es ignorieren (außer, dem betreffenden Idioten künfitg möglichst aus dem Weg zu gehen). Wirklich passiert ist nie was. Ich fahr fast alle Wege mit dem Rad und geh ab und zu laufen - prompt betiteln mich entfernte Nachbarn im Vorbeigehen als "den Sportler" ... das vergeht aber auch schnell wieder (ohne dass ich mein Verhalten änder).
Klar, in einer nicht so riesig großen Stadt oder auch im Stadtteil fällt man mit konstant nicht der (dortigen) Norm entsprechendem Verhalten auf Dauer auf, egal ob das Verhalten positiv oder negativ ist oder wahrgenommen wird. Mein Vater ist als Rentner fast täglich in die Innenstadt gefahren und hat im Wochenturnus die fast gleichen Geschäfte auf den fast gleichen Wegen besucht, dabei selten was gekauft (mit Freude hat er berichtet, wenn er in der Buchhandlung eine halbe Stunde lang hinterm Drehständer "versteckt" Bücher angelesen hat und "keiner hat ihn gestört"), mit alternierendem Kaffee+Kuchenstopp in denselben 2 Café: und hat sich gewundert, dass er nach Jahren dieses Verhaltens auf der Straße von fremden gegrüßt und sich nach dem Befinden erkundigt wurde - er meinte, er sei doch völlig unauffällig unterwegs, mache nichts Besonderes, und ob ihn die Leute wohl bewusst beobachteten ... und als er in der Buchhandlung mit Namen begrüßt wurde (weil er da mal irgendwann was bestellt hatte und wohl eine Mitarbeiterin sich erinnerte), hat er sie erst mal mehrere Wochen gemieden ... "woher kennen die meinen Namen!? Ist doch Jahre her, die Bestellung!, ich kauf da doch nie was" ...

Und er war natürlich auffällig, mit Mütze und fast immer Regenschirm (den er auch als Stock benutzte, sollte ja keiner merken, dass er einen brauchte

) dabei ... Nur er selbst fand sich unscheinbar.
Leute grüßen ist ja erst mal eine freundliche Sache. Aber klar: da es nicht die Norm ist, nahezu jeden zu grüßen, und auf Dauer auffällig, wenn nur Frauen einer bestimten Altersklasse gegrüßt werden, machen sich Leute halt komische Gedanken über die hinterhältigen Absichten dieses für sie komischen Menschen. Und der ein oder andere meint, in Eigeninitiative "die Ordnung" wiederherstelllen zu müssen. Warum so jemand hier mit dem Begriff "Alphamännchen" belegt wird (und somit irgendwie dominant), ist mir ein Rätsel: ist doch eigentlich ne arme Wurst? Ist doof rummotzen Alpha-Merkmal??
Soweit alles völlig normal.
Erst wenn ich bemerke, dass ich regelmäßig von meiner näheren Wohnumgebung mit spektischen Blicken beäugt werde und sie sich vom Gartenzaun entfernen, wenn ich vorbei gehe, würde ich mir Gedanken machen, ob ich mein Verhalten vielleicht etwas anpasse.
Das hier scheint mir eher ein Hinweis auf Merkwürdigkeit: "Seitdem ist er so demotiviert und verängstigt, dass er niemandem mehr in die Augen schaut und sich auch jedes "hi" verkneift." Bzw. ist halt teilweise auch wohl AB-typisch, wenn man sich manche Geschichte hier so durchliest.
Und daran können weder Ortswechsel, schüchternes Verhalten, weniger Offenheit, noch blöde Typen was ändern. An diesem Reaktionsverhalten sollte man selbst was ändern.
Sorry mal. Aber wenn ich mir vorstelle, ich hätte mich jedesmal in mein Schneckenhaus zurückgezogen, wenn ich blöd angemacht werde ... ich würde mich heut wohl bevorzugt im Badezimmer einschließen und nur in Vollmond-Nächten vor Mitternacht heimlich durch die Straßen schleichen.
Keine Ahnung, was dem Typen aus der Geschichte wrklich passiert ist. Es kann ja vielleicht als zweifelhafte Anekdote herhalten. Keinesfalls aber als diskussionswertes Beispiel oder gar Argument für irgendwas.
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