LonesomeCoder hat geschrieben: ↑28 Nov 2021 22:47
Die meisten Leute scheinen aber lieber einen Notnagel als Partner zu haben oder eine schlechte Beziehung zu halten, als alleine zu sein. Bei Männern scheint es hauptsächlich dran zu liegen, dass sie mit dem Stigma vom Dauersingle sein (Looser, der keine abbekommt), alleine und ohne Sex sein nicht klarkommen und bei Frauen am Kinderwunsch und bei beiden Geschlechtern vor allem in konservativen Familien an der Erwartung, dass man doch mal heiratet und Kinder zeugt. Viele Eltern haben da was dagegen, wenn ihr Kind das nicht will.
Das ist das geringere Übel im Vergleich zu einer schlechten Beziehung oder gar zu einem Singleleben. Zumal ich nicht den Eindruck habe, dass ich ständig zu hören bekommen "Ach guck mal, da ist ja wieder unser Looser, der keine abbekommt." Der von dir beschriebene Effekt als Single tritt nicht ein.
Sowohl eine gute Beziehung als auch ein Singleleben haben Vor- und Nachteile.
Singleleben:
Vorteil: Mehr Freiheiten.
Nachteil: Keine heiße Partnerin mit der man sich super versteht und geilen Sex hat.
Gute Beziehung:
Vorteil: Heiße Partnerin mit der man sich super versteht und geilen Sex hat.
Nachteil: Weniger Freiheiten.
Bei einer Beziehung, wo man irgendwen als Partnerin nimmt, auch wenn sie einem nicht gefällt, weil halt keine bessere Partnerin verfügbar, kombinierst du die Nachteile aus den oberen beiden Alternativen, aber ohne die Vorteile, also
Keine heiße Partnerin mit der man sich super versteht und geilen Sex hat.
Weniger Freiheiten.
Es kommen sogar Nachteile oben drauf, weil es häusliche Gewalt begünstigt, weil man ständig unzufrieden ist. Wäre ich in so einer Beziehung, würde ich neidisch auf andere Paare schauen, die sich viel besser verstehen.
Außerdem entspricht es nicht der Realität. Die Partner sagen sich gegenseitig "Du bist für mich der tollste Mann/Frau auf der ganzen Welt" und nicht "Also eigentlich finde ich dich ja hässlich, aber weil ich selbst hässlich bin, musste ich halt mit dir Vorlieb nehmen."
Manche sind in ihrer Heimat im Freundeskreis und Vereinen verwurzelt, wollen ihren Job nicht hergeben (oder können nicht so einfach weil sie z.B. ein Geschäft oder Handwerk mit Kundenstamm haben), müssen ihre Eltern pflegen, wollen das Landleben mit viel Platz und Ruhe nicht gegen eine hektische und laute Großstadt tauschen usw. Nicht jeder ist bereit, für eine konkrete Person oder mehr Auswahl generell umzuziehen.
Das ist halt eine Mentalitätssache. Manche mögen das Landleben, manche mögen das urbane Leben in der Stadt, wo der ÖPNV und das Internet gut ausgebaut ist, du auch vegane Restaurants und spezielle Fachgeschäfte ständig verfügbar hast, längere Öffnungszeiten.
Ich sehe es genau anders: bei der Konkurrenz ist der Stadt hat man den Iron Man. Bei der kleinen Auswahl aufm Dorf den Halbmarathon. Oder aufm Dorf ist Kreisklasse und in der Stadt Bundesliga. Wo hat ein schlechter Fußballer mehr Chancen?
Wenn dir Yoga besser liegt als Fußball, kommst du in der Stadt, wo es zahlreiche Yogagruppen gibt besser klar, als auf dem Dorf, wo es halt nur einen Fußballverein gibt.
Der hochbegabte Nerd wird auf dem Dorf, wo es nur einen Fußballverein gibt, seine Probleme haben, während er in der Stadt auf eine Mensa-Ortsgruppe trifft.
Ha, genau das ist der Logikfehler: du denkst nur den ersten Schritt. Ja, mehr Auswahl verspricht auf den ersten Blick mehr Chancen. Ist ja auch logisch, sind mehr Frauen solo, besteht mehr Chancen, dass eine dabei ist, die mich will. Und jetzt kommt der Punkt, den du nicht mehr bedenkst: die Frauen haben in der Stadt auch mehr Auswahl! Wo hast du mehr Chancen, da, wo eine Single-Frau nur die Wahl zwischen dir oder keinem hat (weil die anderen Männer im passenden Alter schon alle verheiratet sind) oder da, wo neben dir noch zig Top-Männer auch solo sind?
Das gleicht sich aus.
Auf dem Dorf hast du einen muskulösen Mann und eine heiße Blondine. Der muskulöse Mann hat keine Konkurrenz, aber muss halt diese eine Blondine nehmen. Die eine Blondine hat keine Konkurrenz, aber muss halt diesen einen muskulösen Mann nehmen, auch wenn es nur mittelmäßig passt.
In der Stadt leben 1 Million muskulöse Männer und 1 Million heiße Blondinen. Ein muskulöser Mann hat als Konkurrent 999.999 muskulöse Männer, aber hat halt auch 1 Million heiße Blondinen zur Auswahl. Eine heiße Blondine hat dann als Konkurrenz 999.999 andere heiße Blondinen, aber dann halt auch 1 Million muskulöse Männer zur Auswahl. Das Interesse von 1 Million muskulösen Männern verteilt sich auf 1 Million heiße Blondinen und umgekehrt und die Wahrscheinlichkeit, dass es dann besser passt, ist höher.
Jetzt leben halt in der Stadt halt auch ein paar Frauen, die muskulöse Männer total hässlich finden, aber kleine übergewichtige Männer total heiß. Die haben nichts davon, dass da 1 Million muskulöse Männer leben. Die müssen schauen, dass sie da den einen übergewichtigen kleinen Mann finden und sich um ihn streiten.
Die meisten Leute stehen doch auf das Selbe[...]Nein, solche Frauen gibt es nicht. Auch nicht in Metropolen.
Die meisten, aber nicht alle.
Ich selbst bin da ein gutes Beispiel. Die meisten Männer möchten die süße Blondine mit Sixpack und schichtenweise Make-Up das gerne Partys feiert (vom optischen her Pamela Reif). Ich selbst finde eher den intelligenten natürlichen Typ attraktiv (vom optischen her Carla Reemtsma), welcher ungerne Partys feiert und ungerne Alkohol trinkt. Also gehöre ich zu den 1 Prozent Männer mit einem anderen Geschmack als der Rest.
Joachim Sauer gehört zu den Männern, die entgegen der Mehrheitsmeinung Angela Merkel heiß und sexy finden. Michael Wolff findet entgegen der Mehrheitsmeinung Petra Pau heiß und sexy.
Analog dazu müsste es auch Frauen geben, die auf kleine übergewichtige Männer stehen.
Das Dorf ist auch für Familien unattraktiv

Zwei Vollzeitjobs und die Kinder wegen den großen Distanzen und fehlenden ÖPNV (außer dem Schulbus) überall hinfahren und holen müssen sowie kaum Jobs (für Akademiker) sorgen dafür, dass sie nicht wieder herziehen.
In anderen Beiträgen erzählst du uns, bei dir auf dem Dorf wären lauter Familien mit Kindern, die von der nervigen Großstadt wegziehen. Außerdem schreibst du:
Und dazu lebt es sich in der Stadt als Single viel besser
Der, der aufm Dorf der Dorftrottel ist, wäre das in Berlin auch schnell (auch wenn nur in seinem Viertel, geht er in ein anderes Viertel, spricht es sich auch da schnell rum, dein Argument gilt nur für einen kurzen Anfangszeitraum). Komische Psychopathen mit kruden Weltanschauungen mag keiner wo.
Doch, wenn sie auf Gleichgesinnte treffen. Sagen wir der Querdenker, der behauptet, die Erde sei eine Scheibe. In seinem Dorf wird er dafür ausgelacht, in der Großstadt trifft er dann auf andere Querdenker, die ihm zustimmen. Die meisten Querdenkerdemos finden ja in Großstädten statt. Das war jetzt ein Negativbeispiel mit echten Psychopathen.
Es gibt aber auch Leute, die im Dorf als "Psychopath" wahrgenommen werden, aber es objektiv garnicht sind und in der Stadt dann besser akzeptiert werden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Beth_Ditto
Beth Ditto lebte mit ihrer Familie in Judsonia, wo sie als Außenseiterin aufwuchs[...]nach der Highschoolzeit zog sie ein Jahr nach diesen nach Olympia in Washington[...]Olympia war zu diesem Zeitpunkt geprägt von der Punkkultur und der musikalischen Entwicklung des Riot Grrrl sowie dem Grunge
In der Stadt Olympia WA kam sie besser an.
Oder denken wir an den IT-Nerd, der in seinem Dorf als Sonderling wahrgenommen wird, der den ganzen Tag vor dem PC sitzt, aber in der Stadt auf Gleichgesinnte trifft.
Oder an die Klimaaktivistin, die im Dorf als "Ökotrulla" verschrien ist, aber in der Großstadt auf eine aktive Fridays-For-Future-Gruppe trifft. Die meisten Fridays-For-Future-Demos finden in Großstädten statt.
Oder denken wir an LGBTQ-Menschen, die auf dem Dorf dafür diskriminiert wohnen, aber in Berlin und Köln sehr gut integriert sind.