dr_Levelboss hat geschrieben: ↑29 Dez 2021 19:45
Ich glaube wir können das Disskutieren an dieser Stelle sein lassen, bringt niemanden von uns beiden weiter und ist auch nicht Zielführend.
Wenn du nicht darüber reden möchtest, werde ich dich bestimmt nicht zwingen.
Das ist dann nämlich viel interessanter.
Wie hat das denn stattgefunden und in welchem Rahmen?
Was war denn der auschlaggebende Ansatz?
Was hast du getan um diesen Gedanken im inneren zu manifestieren?
Uh, ich weiß gar nicht ob ich die Fragen so wirklich beantworten kann. Die Kurzform wäre wohl: Ich war in einem tiefen Loch, hatte kein eigenes Leben mehr, und hab durch einen Kurzbesuch bei einer Freundin gemerkt, wie sehr mir dieses eigenständige Leben fehlt. Dann hab ich mir Hilfe gesucht, mir mit eben dieser Hilfe ein eingeschränktes, eigenes Leben in einem geschützten Rahmen ergattert, eben so, dass ich mich sicher gefühlt habe.
Und von da an waren es immer mehr kleine Schritte zur Verbesserung meiner Situation. Dabei habe ich auch nach diesem Umschwung noch lange Zeit nicht geglaubt, dass sehr viel möglich wäre. Ich dachte ich könnte mein Leben ein kleinwenig verbessern, aber eine Partnerin zu finden hielt ich beispielsweise noch lange für unmöglich, und ich hab konsequenterweise meine Ziele anderswo gesteckt.
Wie verhielt es sich mit der Realität? Wie hast du dich davor geschützt, dass die Realität dich in alte Denkmuster zurückwirft?
Indem ich den mit Abstand schädlichsten Faktor meines Lebens konsequent herausgeschnitten habe: Meine Mutter
Es war weniger die Realität die mich zurückgehalten hat, sondern die Tatsache dass ich meine eigene Einschätzung "Den Grundstein für meine Probleme hat meine Mutter gelegt." nicht mit dem Widerspruch von ihr, und von Vielen aus meinem Umfeld in Einklang bringen konnte. "Sie ist deine Mutter. Jeder Mensch liebt seine Mutter. Sei dankbar, denn sie würde alles für dich tun, weil sie eine gute Mutter ist."
Als ich erstmal akzeptiert habe, dass ich mich nicht selbst in den Wahnsinn treiben muss, indem ich meine Abneigung gegen sie verleugne, oder mich dafür verachte, war plötzlich die Tür geöffnet für Respekt vor und Liebe zu mir selbst... auch wenn es bis dahin noch eine ganze Weile gedauert hat.
Dennoch ging es mir augenblicklich besser als ich sie nicht mehr sehen musste.
Wie lange hat es gedauert, bis die Realität sich den neuen Gedanken angepasst hat?
Wann kam dann Bestätigung von außen dazu?
Uhhh, das ist ein anhaltender Prozess. Neue Freunde die ich wirklich mag, habe ich nach ungefähr einem halben Jahr gefunden, und obwohl genau das dank meiner Unsicherheit immer so schwierig war, bin ich derjenige gewesen, von dem die Initiative dazu ausging.
Ich habe auch im ersten Jahr mehrmals die Woche trainiert, und allgemein mehr auf mein Äußeres geachtet, wodurch ich natürlich besser ausgesehen habe. Das ist aber eine Ansicht, die ich für mich selbst vor dem Spiegel gewonnen habe. Die Bestätigung bekam ich erst zwei Jahre später von der ersten Frau mit der ich ins Bett ging, und die mir auch sagte, dass sie dabei sei sich in mich zu verlieben.
Leider fühlt sich das nicht so toll an, wenn man die Gefühle nicht erwidern kann.
Dennoch, nachdem der Knoten erstmal geplatzt war, FÜHLTE sich erstmals wirklich möglich an, was vorher nur rein verstandesmäßig möglich zu sein schien.
In all diesen Fällen ging aber ein positiveres Selbstbild, und damit auch eine positivere Erwartungshaltung, der tatsächlichen Bestätigung von Außen um Monate oder gar Jahre voraus... zugegeben, Corona dürfte mich da auch ordentlich ausgebremst haben.
Derzeit bin ich auf dem Stand, dass ich mich bereits für liebenswert halte, dass ich es für möglich halte, eine Frau könnte die Gefühle die ich für sie habe auch erwidern. (wie gesagt, einseitige Gefühle für mich sind anders) Aber die Bestätigung von Außen habe ich dafür noch nicht.
Das hat mir aber immerhin schon erlaubt es selbst bei schlechten Chancen einfach zu riskieren, und meiner derzeitigen Herzdame meine Gefühle zu gestehen. Schlimmstenfalls würde sie mir einen Korb geben, (was sie auch getan hat) aber immerhin hat mich meine Unsicherheit nicht mehr völlig gelähmt, und mir damit jegliche Chance verbaut.
Ich habe sie nicht gefragt, um mir meinen unvermeidlichen Korb abzuholen, sondern weil ich davon überzeugt war, dass sie meine Gefühle eben doch erwidern KÖNNTE.
Früher hätte mich so ein Korb viel heftiger getroffen, aber jetzt mache ich mich nicht mehr von der Bestätigung abhängig, die da natürlich dran hängt. Ich bin liebenswert und attraktiv... vielleicht nicht für sie, vielleicht einfach weil ich ihren Geschmack nicht treffe, oder auch nur weil ein Anderer schneller war, aber das demonstriert ganz bestimmt nicht, dass ich inhärent unattraktiv bin.
Hoffe das hilft dir weiter.