Hallo zusammen
Reinhard hat geschrieben: ↑23 Jan 2022 18:04
Dieser Eindruck stellt sich für mich eher dann ein, wenn ich drüber nachdenke, dass man allein daran praktisch nichts ändern kann.
Und die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung wird dann immer größer, dass für ein Ändern gemeinsam mit Anderen es anscheinend auch nicht genug gibt, die etwas ändern könnten oder ändern wollten.
Es gibt Dinge im Leben, die man selber in der Hand hat und Dinge, die man nicht ändern kann. Bei letzterem kann es aber durchaus helfen eine andere Sichtweise einzunehmen.
Die beschäftigen sich stattdessen mit den angeblich positiven Dingen, weil sie sich ja um "ihre eigene Seelengesundheit kümmern" müssen.
Ich finde, in diesem Satz schwingt ein gewisse Missgunst gegenüber positiv eingestellten Menschen mit!? Und was heißt "angeblich positive Dinge"? Es gibt jede Menge positive Dinge im Leben, man muss sie nur auch sehen (wollen). Manchmal sind es auch kleine Dinge im Alltag, die schön und positiv sind.
Ich halte es nach wie vor für sehr wichtig sich um seine Seelengesundheit zu kümmern. Dafür ist es allerdings notwendig sich den positiven, schönen Seiten des Lebens zu öffnen.
Leon hat geschrieben: ↑23 Jan 2022 20:26
Ich würde mal sagen, dass es unsere Generation schon sehr gut hat. Dass das Leben immer noch in manchen Momenten "hart" sein kann, ist klar. Aber schau dir mal die Hungersnöte, Kriege, schlechte gesundheitliche Versorgung, Knochenjobs im Bergbau mit Staublunge etc... früherer Jahrzehnte an. Dazu kommen noch die ganzen technischen Möglichkeit und die Vereinfachung vieler Dinge durch das Internet. Es ist natürlich nicht alles Gold was glänzt, aber wir sind hier meiner Meinung nach schon sehr weit gekommen.
Stimmt! Und wenn man bedenkt, dass es auch heute noch Länder gibt, in denen Hunger, Krieg und schlechte Arbeitsbedingungen herrschen, dann bin ich sehr dankbar dafür in einem Land wie Deutschland leben zu dürfen. In einem Land, in dem es ein funktionierendes Gesundheitssystem gibt, wo die Supermärkte voll mit Ware sind, in dem kein Krieg herrscht. Ich denke, wenn man sich das mal vor Augen führt, dann trägt das auch dazu bei vieles deutlich positiver zu sehen.
Warum sollten positive Dinge nur "angeblich" positiv sein? Positive Dinge sind für mich ein ganz großes Stück Lebensqualität. Und ja, die "eigene Seelengesundheit" ist wichtig. Man kann sich doch nicht von allem runterziehen lassen und fast alles negativ sehen.
Genau so sehe ich das auch. Ich habe manchmal den Eindruck, dass gerade hier in Deutschland auf sehr hohem Niveau gejammert wird. Da wird sich beispielsweise aufgeregt, dass einem die Müllabfuhr den Weg versperrt, statt dankbar zu sein, dass es die Müllabfuhr überhaupt gibt.
Es gibt viel negatives, auch hier in Deutschland. Aber es gibt auch sehr viel positives. Letzteres überwiegt meiner Meinung nach. Auf welche Seite man den Fokus legt, dass muss im Endeffekt jeder selber entscheiden. Eines ist aber klar: Entscheidet man sich für den Blick auf das positive, so hebt dies die Lebensqualität ungemein.
LonesomeCoder hat geschrieben: ↑23 Jan 2022 22:51
Ich selber stehe zu meinen Freunden. Auch wenn es jemanden mal längerfristig schlecht geht. Echte Freundschaft erkennt man daran, dass man immer zusammenhält und willkommen ist und nicht nur, wenn einem der andere bespaßen kann. Wenn es mir schlecht geht und ich mein Leid klage, dann erkenne ich auch, wer ein echter Freund ist und mir zuhört (selbst zuhören kann sehr wichtig sein, dass jemand meine Probleme löst, verlange ich gar nicht) und wer ein Schmarotze (passt recht gut für Personen, die andere ausnutzen,
https://de.wiktionary.org/wiki/Schmarotzer), bei dem ich nur willkommen bin, wenn ich ihn unterhalten oder irgendwo weiterhelfen kann. In der Krise zeigen Menschen ihr wahres Gesicht, nicht, wenns gut läuft. Da merkt man, welcher Kontakt gut ist und welcher blockiert werden muss.
Das ist wahr, in einer Krise erkennt man den wahren Freund. Leider sind viele dann sehr schnell weg, wenn es Probleme gibt. Ob das immer böse gemeint ist, ist fraglich. Vielleicht ist der ein oder andere auch überfordert und hat keine Ahnung, wie er helfen soll!? Die feine Englische Art ist es jedenfalls nicht, seinen Freund hängen zu lassen, wenn es ihm schlecht geht.
Allerdings muss derjenige, dem es schlecht geht auch bereit sein Hilfe anzunehmen und darf nicht "zu machen". Sowas musste ich leider mit einer guten Freundin erleben, die nach dem Tod ihres Mannes total dicht gemacht hatte und niemanden mehr an sich ran lies. Das tat weh.
Der größte Schwachsinn überhaupt ist ja, wenn leidenden Menschen vorgeworfen wird, dass sie nicht genug an sich arbeiten. Ich weiß gar nicht wo ich anfange soll zu erklären auf wie vielen Ebenen das Quatsch ist. Die Grundaussage hier ist klar und die Wurzel das Problem: "dir geht es nur schlecht, weil du zu faul, dumm, undiszipliniert oder sonst was bist". Völlig unangebrachte Vorwürfe. Die zeigen, dass die Person, die sowas sagt, keine Ahnung hat. Solchen Mist lesen zu müssen, verletzt mich sehr
Solche Tritte ins Gesicht sind genau das, was leidenden Menschen brauchen. NICHT.
Man darf diese Tipps aber auch nicht als Angriff werten! Und niemand tritt einem ins Gesicht! Aber was gibt es für eine Alternative? Die wenigsten Menschen, die immer alles negativ sehen, ständig deprimiert sind, dürften mit diesem Zustand ja glücklich sein, oder? Also bleibt ja nur, irgendeinen Weg aus diesem Tief zu suchen. Handelt es sich (noch) nicht um eine Depression, so kann man es evtl. noch selber oder mit Hilfe von Freunden schaffen da raus zu kommen. Liegt allerdings schon eine Depression vor, so benötigt man professionelle Hilfe. Die kommt aber nicht von sich aus, sondern auch hier muss man aktiv werden. Von daher ist die Aussage, man müsse an sich arbeiten gar nicht so falsch. Dieses an sich arbeiten kann eben auch so aussehen, dass man sich eingesteht, dass man Hilfe braucht und sich diese dann auch holt. Den ersten Schritt muss man aber selber machen.
Das Lesen der Texte dieser Personen hier machte mich traurig und wütend zugleich, brauche Tage, um mich davon zu erholen.
Besonders traurig ist es, dass gerade die Leute, die am meisten gegen leidende Personen giften, auch mit ihren empathielosen Art viel Leid erst erzeugen.
Niemand giftet hier gegen "leiden Personen"! Ich bin eher verwundert, dass man sich angegriffen fühlt, wenn jemand das Leben nicht ausschließlich negativ sieht und Menschen "verachtet", die sich auch den positiven Dingen des Lebens widmen.
Studien zeigen übrigens, dass Depressive die Welt so sehen wie sie wirklich und ist und Nicht-Depressive sie positiv verzerrt.
Aber glücklich macht das auch nicht, oder? Dann sehe ich die Welt lieber positiv verzerrt.
Momo hat geschrieben: ↑24 Jan 2022 04:32
Da geht es um "schlecht gelaunte Menschen" und prompt wird das mit Depression assoziiert.
Jeder hat mal einen schlechten Tag, ist mal schlecht gelaunt und jeder Mensch hat Sorgen und Probleme. Das hat auch noch nichts mit Depressionen zu tun. Nehmen diese Phasen aber überhand und man ist irgendwann gar nicht mehr in der Lage positive Dinge wahr zu nehmen, dann bin ich schon der Meinung, dass man dann aufpassen muss, dass daraus keine Depression wird. Wobei ich mich dann auch frage, wo die negative Einstellung aufhört und die Depression anfängt?!
Und dann das;
Menelaos hat geschrieben: ↑21 Jan 2022 15:00Warum sollte man sich das antun?
Dann wird suggeriert, dass Depressive eine Last sind, ihren Partner nicht stützen könnten, dass sie grundsätzlich pessimistisch und damit anstrengend sind, dass sie konstant die Laune runterziehen, dass man sich nur aus Mitleid mit ihnen abgibt...
So hart es klingt, aber der Umgang mit Depressiven ist anstrengend. Das ist jetzt nicht böse gemeint! Aber man sieht es doch hier in der Diskussion: Man schriebt etwas und von einigen kommt direkt der Vorwurf, dass man sich lustig macht, auf am Boden liegende eintritt oder den Leuten ins Gesicht tritt. Oder auch die Aussage, dass Menschen, die positiv gestimmt sind zu "verachten" seien. Das alles sind Aussagen, die alles andere als nett oder sympathisch sind.
Einsamkeit_is_doof hat geschrieben: ↑22 Jan 2022 13:26Ich kenne zumindest keinen, der wirklich gerne mit negativ gestimmten
(nicht krankhaft depressiven(!)) Personen zu tun hat.
Zu spät, die Assoziation ist auf dem Tisch. Zumal wir als Untergruppe dieser "negativ gestimmten Personen" eingeordnet wurden.
Ja da hast du Recht, die Assoziation liegt auf dem Tisch. Aber ich habe sie da nicht hingelegt! Mein Beitrag war so zu verstehen, dass das ständige beschäftigen mit negativen Dingen in eine Depression führen kann(!), aus der man dann nicht mehr alleine raus kommt.
Menelaos hat geschrieben: ↑21 Jan 2022 16:43Aber jeder von uns - auch du - wird bevorzugt mit jenen Menschen Umgang pflegen wollen, mit denen er eine gute Zeit zusammen haben kann.
Da setzt du anscheinend voraus, dass "eine gute Zeit" fröhlich, glücklich, zufrieden, heiter ist.
Das ist für mich nicht alles. Ich will mich mit Menschen umgeben, mit denen ich mich verbunden fühle. Die mich sehen und akzeptieren und andersrum. Und da gehört wiederum auch Traurigkeit, Wut, Schmerz und alles anderes mit dazu.
Das sehe ich ähnlich. Allerdings dürfte es für Menschen, die ständig negativ gestimmt sind und an allem rummäkeln, sehr schwer sein überhaupt neue Leute kennen zu lernen.
Handelt es sich allerdings um eine langjährige Freundschaft, dann finde ich es unterste Schublade, wenn man den Freund, der gerade eine schwere Zeit hat, fallen zu lassen. Aber auch hier gilt wieder: Der Betroffene muss sich auch helfen lassen und sich 1. nicht angegriffen fühlen und 2. nicht total dicht machen.
Habe es ja leider selber erlebt. Man wollte helfen und wurde immer und immer wieder zurückgewiesen. Irgendwann vergeht einem dann ehrlich gesagt auch die Lust weiter Hilfe anzubieten.
Und solche uninformierten Aussagen;
Einsamkeit_is_doof hat geschrieben: ↑21 Jan 2022 18:45Grund genug seine Gedanken eintrüben zu lassen gibt es genug. Die Tagesschau am Abend reicht, um genug Treibstoff für seine Sorgen zu bekommen. Wenn man sich dann noch seinen persönlichen Problemen hingibt, dann ist man sehr schnell ziemlich deprimiert und der Weg zu einer handfesten Depression ist nicht mehr weit!
Einsamkeit_is_doof hat geschrieben: ↑22 Jan 2022 13:26Das Problem an der Sache ist, dass man irgendwann in eine Strudel gerät und überhaupt nicht mehr in der Lage ist, das Schöne zu sehen. Irgendwann ist man so konditioniert den Regen zu sehen, dass man die Sonne gar nicht mehr wahrnimmt. Wenn man dann nicht aufpasst, dass kann das Ergebnis durchaus eine Depression sein. Streich meinetwegen das "sehr schnell", es ist eher ein schleichender Prozess, bei dessem Ende der Übergang vom Pessimisten zum depressiven fliessend ist.
Leon hat geschrieben: ↑21 Jan 2022 19:29Aber was bringt es, wenn man sich wie die Person aus deinem Bekanntenkreis Untergangsgedanken über Sachen macht, die man a) selber nicht beeinflussen kann und b) auch noch sehr unwahrscheinlich sind. Ich meine auch, dass sich manche Leute in so etwas hineinsteigern und dann dadurch ernsthafte psychische Probleme bekommen.
Tragen dazu bei, den Begriff zu verwässern und zu verharmlosen. Vor allem, wenn man sie unkommentiert so stehen lässt.
Was dann wiederum zu unqualifizierten Reaktionen führt wie; "Man muss halt nach vorne blicken." oder generell "Du musst doch nur [...]" oder auch "Ich versteh nicht, wieso man nicht einfach machen kann."
Das ironische hier im Forum ist, dass "Du musst doch nur [...]" den meisten ABs vertraut und verhasst ist.
Schade, dass du diese "uninformierten" Beiträge am Ende doch so stehen lässt, statt zu sagen, was falsch daran ist.
Ist auch immer schön, sich vorwerfen lassen zu müssen, man könne keine Hilfe annehmen, wenn da jemand meint, entscheiden zu können, wie diese Hilfe auszusehen hat, statt das zu tun, worum explizit gebeten wird. Oder auch nur zu fragen...
Genau das ist doch das Problem! Wie soll man als nicht betroffener wissen, was hilft? Man kann also nur Hilfe anbieten. Im Falle negativer Gedanken kann man evtl. als Laie auch noch helfen. Im Falle einer echten Depression nicht mehr. Hier muss der betroffene selber aktiv werden und sich professionelle Hilfe suchen. Tut er dies nicht, weil er nicht will oder weil er nicht kann, darf er deshalb aber nicht den anderen einen Vorwurf machen. Und wenn man die betroffene Person dann fragt, aber keine Antwort bekommt, dann ist das für den Aussenstehend äusserts schwer zu helfen.
Was mich ehrlich gesagt sehr verwundert und auch etwas erschrickt, ist diese Aggression von offenbar depressiven Menschen gegenüber nicht depressiven. Da werden Vorwürfe laut, dass man sich lustig mache, dass man auf am Boden liegende Menschen eintritt, ihnen gegen den Kopf tritt, dass man empathielos sei und dass positiv denkende Menschen zu verachten seien.
Ich frage mich nur warum? Einerseits fordern von Depression betroffene Menschen Respekt(was ich verstehe), andererseits werden aber positiv gestimmte Menschen beschimpft und ihnen Sachen unterstellt, die gar nicht stimmen bzw. gar nicht so gemeint waren. Darüber hinaus wird den positiv gestimmten Menschen auch noch vorgeworfen, dass sie positive Dinge sehen und sich um ihre Seelengesundheit kümmern. Das ist ungefähr so, als wenn man sportlichen Menschen einen Vorwurf macht, dass sie etwas für ihren Körper tun.
Diese Reaktionen bestätigen dann aber leider auch, dass es sehr schwer ist, mit negativen oder gar depressiven Menschen zurecht zu kommen. Es wirkt fast so, als wenn den Menschen, die das positive und das gute sehen, das nicht gegönnt wird. Darüber hinaus wird es so dargestellt, dass man als positiv gestimmter Mensch einen an der Waffel hat, weil man die Welt ja verzerrt wahrnimmt und die Depressiven die Welt so sehen, "wie sie wirklich ist".