Ich verstehe mein Gehirn bzw. mich irgendwie nicht.
Ich habe jetzt vor ca. 3 Jahren angefangen mit Rollenspielen (Pen- & Paper-RPG, wenn auch während Corona zwischenzeitlich zum Digital-via-Online-Videokonferenz-RPG entartet). Ich dachte, es könnte Spaß machen, und als Nebeneffekt lerne ich vielleicht, etwas lockerer zu werden und/oder eben den zentralen Effekt, weswegen das Rollenspiel "
Rollenspiel" heißt - das Simulieren von fremden Rollen (etwas womit ich wirklich praktisch ÜBERHAUPT nicht zurechtkomme ... ich hab immer das Gefühl, dabei zu lügen) -, bei mir zu verbessern.
Es gibt 2 Arten, das zu spielen, also in-character (man sagt etwas, so wie es der gespielte Charakter gerade in der Situation sagen würde: Ich [als Halbelf]: "Hey, habt ihr bei euch in den Zwergenminen eigentlich auch Äpfel? Oder geht bei euch in der Dunkelheit nah am Erdkern alles an Kernobst ein?"), oder out-of-character ("mein Halbelf nimmt sich einen Apfel, wirft ihn dem Zwerg an den Kopf und macht einen funny joke auf dessen Kosten", z.B.).
Und: Ich sucke total darin. Also in ersterem. Hat mich am Anfang nicht gestört, da haben es fast alle anderen auch hauptsächlich out-of-character gemacht, und ich auch, aber während die in der in-character-Spielweise Stück für Stück besser werden, stehe ich einfach auf der Stelle. Also ich mache das schon, wenn es sein muss, aber ich fühle mich komplett strange, awkward und wie ein Betrüger dabei. Ich habe immer das Gefühl, ich kann das nicht (und: ich kann es höchstwahrscheinlich auch nicht ... aber wir haben uns eigentlich darauf geeinigt, diese Spielweise mehr zu forcieren, insofern bin ich halt dazu "gezwungen", es doch zu tun. Und es fühlt sich halt zu 100% unnatürlich an. So, als würde ich die ganze Zeit irgendwen anlügen [in erster Linie: Mir selbst was vorlügen: "Du machst gerade etwas, Poet, was du exakt NULL kannst. Lass es. Du machst dich nur zum Affen, du Volldepp. Entweder du nimmst Schauspielunterricht und gehst das Thema
richtig an, auch wenn du wahrscheinlich sogar dafür zu doof bist, oder du lässt es. Keine halben Sachen hier!"]).
Ich hätte jetzt gedacht, nach 2-3 Jahren wird man so langsam besser darin. Man wird besser in etwas, was man übt. Aber bei mir: Fehlanzeige.
Dieses "in-eine-Rolle-schlüpfen" können doch schon kleine Kinder. Wieso kann ich das nicht? Hab ich irgendwas verpasst? Ich bin immer noch der gehemmte, ängstliche (aber permanent das beschissene Gefühl habende, dass er eigentlich ja nicht gehemmt und ängstlich sein darf, weil er das ja können sollte, wenn sogar Kinder es hinkriegen - also: Nochmal eine ganze Schippe Peinlichkeitsgefühl obendrauf) sozial unfähige Nerd, der sich fragt, wieso er eigentlich nicht so ist wie die anderen.
Das erlebe ich so oft (früher auf meinen - wenigen - Partybesuchen auch dauernd gehabt), in verschiedenen Konstellationen: Dass alle anderen um mich locker-flockig sind und Spaß haben, nur ich stehe ernst grübelnd und ratlos mit meinem Schwipschwap in der Hand daneben und fühle mich so was von
lost.
Ich glaube, das, was ich, um das Problem zu lösen, können müsste, fällt im weitesten Sinne unter "Acting" (Schauspielern), und das scheine ich einfach so GAR NICHT zu können. Dafür fehlen mir wohl die Enzyme.
Die anderen sind jetzt vielleicht auch nicht "super-toll" darin, ihre Rollen zu spielen - aber sie haben sich halt verbessert, und sie haben sich im Laufe der Zeit vielleicht zumindest 1-2 zugelegt, die sie immer mal wieder abwandeln. Mein erster Meister aus der ersten Gruppe hat das echt gut gekonnt, eine Freundin aus der jetzigen Gruppe struggled zwar auch, aber bemüht sich immerhin redlich - und die Rolle, die sie derzeit spielt, ist ihr auch wie auf den Leib geschnitten: Der seltsame, stotternde, awkward seiende Zauberer, also kann sie da zum Glück nicht viel falsch machen -, der
ehemalige Meister der Runde hat sehr tolle Rollen, die er z.B. mit Kölscher Dialekt würzt, das ist sehr witzig, und der
jetzige Meister der Runde ist wirklich (u.a.) extrem gut darin, Tiere zu spielen (ja, es gibt in dieser RPG-Welt Magie, und da kann es halt auch mal vorkommen, dass man mit Tieren spricht... nicht wundern).
Also die haben alle ein relativ breites Repertoire an Möglichkeiten, nicht "sie selbst" zu sein... ich hingegen bin irgendwie immer festgelegt auf meinen Default-Modus: Der kühle, nüchterne, emotionslose, über den Dingen stehende Nicht-Actor, der schon froh ist, wenn das was er (in-character) im Spiel sagt, nicht total mechanisch und kalt klingt. (Was
extremst scheiße ist, wenn man z.B. gerade einen charismatischen Paladin spielt / bzw. spielen soll und dabei natürlich auf der vollen Linie versagt.) Ich habe einfach die ganze Zeit totaaale Angst, irgendwas zu machen, was schräg ankommen könnte, oder nicht gut genug mit meinen acting skills zu sein, und bin in der Folge total gehemmt.
Und nochmal: Sogar verdammte KLEINE KINDER können das - aus sich rausgehen und einfach im Spiel aufgehen!
Nicht, dass die RPG-Sessions an sich nicht auch so durchaus Spaß machen würden (v.a. die Kämpfe mit den Monstern), aber ich verstehe halt einfach nicht, wieso ich beim Kernelement des Spiels wirklich
gar keine Fortschritte mache... bin ich etwa auch hier ein hoffnungsloser Fall?
