Diomedes hat geschrieben: ↑19 Jun 2023 15:50
So einfach gestaltet sich das Ganze auch nicht. Es gibt Dinge die als "Schwächen" nur bei Männern gelten... Schüchternheit, mangelnde Small Talk Fähigkeiten, geringer sozialer Status... das gilt bei Männer auf der Partnersuche als absolutes Ausschlusskriterium... bei Frauen hingegen sind diese Dinge entweder egal.. oder niedlich... sogar auch süß.
Es mag gut sein, dass es diese Männer schwieriger haben bei der Partnersuche, aber es gibt auch als Frau viele Dinge, die als "Schwäche" nur bei Frauen (sehr verallgemeindernd gesehen) gelten: Milimeterhaarschnitt, eher männlicheres Aussehen (Kleidung, Statur), zu feministisch, zu unabhängig, vegan etc.
Eine etwas burschikose Frau oder eine Veganerin mit Milimeterhaarschnitt wird es beim Durchschnittsmann auch schwer haben. Frauen, die grundsätzlich nicht dem für sie vorgesehenen Aussehen entsprechen: hübsch, schlank, gut gekleidet, lange Haare, und auch weiblich im Verhalten.
Und jetzt? Jeder Mensch hier hat Steine in den Weg gelegt bekommen, sei es durch seine bisherigen Erfahrungen, seine Kindheit, seine Erziehung oder sonst was.
Die Frage sollte darum lauten: Wie gehe ich mit dieser, meiner individuellen Ausgangslage, um?
Und nein Introvertiertheit, Schüchternheit und Nerd Hobbys sind keine Krankheiten die kuriert werden müssten.
Das sagt auch niemand. Die Frage wäre eher: Das ist deine Ausgangslage. Welches Vorgehen würde somit zu dir passen? (Also sicher nicht auf der Strasse Frauen anquatschen, sondern eher über den Freundes- und Bekanntenkreis suchen) Und was wärst du bereit, dafür in Kauf zu nehmen oder zu probieren? Käme es bspw für dich in Frage, deinen sozialen Kreis zu erweitern, sollte dieser sehr starr sein? Oder bspw bei dir zu Hause einen Brettspielabend zu veranstalten via Spontacts, wo wildfremde Leute kommen?
Es sind Dinge die in einem wirklich AUSGEGLICHENEM Partnermarkt zwischen den Geschlechtern nicht so verheerende NoGos wären, weil sich auch Frauen um die Männer mehr bemühen müssten und nicht jede Kleinigkeit sofort zum K.O. Kriterium führen würde.
Es gibt keinen ausgeglichenen Partnermarkt und es wird ihn auch nie geben. Man kann schliesslich nicht beeinflussen, was/wer jemandem gefällt und was/wer nicht.
Kommt noch die Tatsache hinzu, dass fehlende körperliche und seelische Nähe zu einer Frau auf Dauer depressiv und gar krank machen kann
Das trifft so auch auf Frauen zu. Der Unterschied ist einfach, dass viele mAB hier im Forum keinen Freundeskreis haben. Gute Freunde sind wie Balsam für die Seele. Ich denke, dass dank meinem guten Umfeld, das ich mir mühevoll aufgebaut habe (kommt nicht von heute auf morgen), die Situation für mich als Abine vielleicht nicht ganz so schlimm war wie für einen mAB ohne soziale Kontakte. Ich hatte und habe Menschen um mich, die mich mögen, mit oder ohne Partner. Klar ersetzen diese keinen Partner, aber sie sind nichtsdestotrotz enorm wertvoll. Sie schenken dir Zeit und Aufmerksamkeit.
Darum: Baut euch ein soziales Umfeld auf!
Die noch extremere Situation auf dem Online Dating Markt tut ja noch ihr übriges und lässt die Frauen auf dem Partnermarkt "übermächtig" wirken.... zumindest für die Männer die eben kein warmes Umfeld haben und auf OD sowie Kaltansprache auf der Strasse/Supermarkt/Ubahn angewiesen sind.
Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass Mann und Frau (oder Mann und Mann etc) einander gegenseitig auswählen. Also beide zu einem bestimmten Zeitpunkt die Möglichkeit haben zu wählen resp. zueinander Ja zu sagen.
Auf der Strasse quatscht ein Mann ja auch nicht jede Frau, die er sieht, an. Sondern er schaut: Ist sie alleine unterwegs (somit vllt Single), ist sie etwa in dem gewünschten Alter, gefällt mir ihr Aussehen/Auftreten. Er sortiert also auch schon aus. Die erste, die er sieht, ist bspw zu alt, also spricht er sie nicht an. Die zweite hingegen scheint in seinem Alter zu sein, allerdings gefällt ihm ihr Aussehen nicht. Er spricht sie also auch nicht an. Die dritte hingegen erfüllt seine Kriterien, er spricht sie also an. Nun ist sie an der Reihe ihre Wahl zu treffen. Das Ganze geht also nur weiter, wenn beide schon mal ein grundsätzliches Interesse haben.
Eine Freundin ist aktuell auf Tinder: Wenn sie jemanden likt, hat sie in der Regel auch ein Match. Sie freut sich also, dass das Interesse anscheinend erwidert wird. Nur: viele dieser Typen lösen den Match gleich wieder auf, auch wenn meine Kollegin sie sogar zuerst anschreibt. Das ist auch hart.
Es ist müssig darüber zu diskutieren und sich ein anderes System zu wünschen. Es ist wie es ist im Online Dating. Man kann höchstens versuchen das Beste daraus zu machen. Gute Fotos reinstellen (Freunde fragen, welche gut sind) und diejenigen, die man sowieso nie daten möchte, gar nie liken.
Ausserdem: Wenn man kein warmes Umfeld hat, warum sucht man sich dann keines? Warum muss man es gleich auf der Strasse mit Anquatschen versuchen, wo 99% der Leute sowieso nicht offen sind und sich in der Regel überrumpelt fühlen?
Warum nicht bspw reisen gehen, in Hostels übernachten, dort mit Leuten in Kontakt kommen, Smalltalk üben, Selbstbewusstsein stärken, spannende Sachen erleben, über die man anschliessend was zu erzählen hat, gezwungen sein mit Leuten in Kontakt zu treten, um XY zu erfragen/erhalten.
Plus: Es kommt auch darauf an, wie man das mit dem auf der Strasse anquatschen macht. Wenn ich das Gefühl habe, dass der Typ sowieso jeden 2. anquatscht, werde ich weniger gewillt sein als wenn ich merke, dass er zufälligerweise da ist, mich gesehen hat und ich so geflasht habe, dass er mich einfach ansprechen musste. Jeder von uns möchte ja als etwas Besonderes wahrgenommen werden und das wird eben nur erreicht, wenn man authentisch ist und es nicht bei jeder in der Fussgängerzone oder der Disko versucht. Das wirkt wahllos und verzweifelt.
Als Ergebnis komme ich also zu dem Schluss, dass auf dem Partnermarkt zwischen den Geschlechtern eine Begegnung auf Augenhöhe gar nicht mehr stattfinden kann aufgrund der o.g. Dinge und sich vielmehr ein verheerendes Machtgefälle zum Vorteil der Frauen gebildet hat. Somit ist jeder Mann der auf der Suche nach einer Partnerin ist ein Teilnehmer an einem höchst unfairen Spiel... ungefähr so als ob bei einem F1 Rennen ich erst eine Runde später nach dem Pulk losfahren dürfte...
Wie gesagt, beide (Frau und Mann) wählen einander aus. Hoffe ich zumindest. Ich möchte jedenfalls nicht der Trostpreis für jemanden sein. Also dass ein Typ mich nur genommen hat, nur weil er keine andere gekriegt hat. Ich will, dass ich ihm äusserlich und innerlich gefalle und er mir umgekehrt auch.
Im Online Dating Kontext sind gute Fotos einfach das A und O. Und damit meine ich nicht, dass man gut aussehen muss, sondern dass die Fotos gut sind. Keine Badezimmerspiegelselfies und so was. Ich habe während meiner Tinderzeit so viele Profile von durchschnittlichen Typen gesehen, die so viel mehr Likes hätten kriegen können, wenn sie einfach nur bessere Fotos von sich gehabt hätten.
Es ist auch oft erstaunlich wie viele Typen (kenne ja nur die Frauensicht) den Profiltext nicht lesen. Was ich damit meine: eine Freundin hatte im Profil ihren Beruf stehen, weil einige damit ein Problem haben könnten. Was macht ihr Match? "Was machst du beruflich?" Und schon war sie etwas enttäuscht, weil er sich nicht mal die Mühe gemacht hatte, ihr Profil zu lesen, was auf Tinder ja wirklich wenig Text ist.
Ich bleibe dabei, dass es für beide Geschlechter sehr schwierig ist, einfach auf eine andere Art und Weise. Und darüber zu sinnieren bringt nicht viel. Viel mehr sollte man seine Konzentration darauf lenken, was man verbessern könnte:
- Ich habe Mühe im Umgang mit anderen Menschen? Mit Smalltalk? Wie könnte ich das üben? Wo und mit wem?
- Ich erhalte keine Likes auf Tinder? Wem könnte ich meine Bilder zeigen, um ein objektives Feedback zu erhalten?
- Was mache ich gerne und was würde mich noch interessieren zu lernen oder was wäre ich bereit mal auszuprobieren?
- Was sind meine Stärken und Schwächen? Wie könnte ich daran arbeiten, falls ich dies möchte?
Ich wurde als Frau mit Hollywoodfilmen, Mangas und Liebesromanen so sozialisiert, dass ich die Vorstellung hatte: Irgendwann sieht mich ein Typ und merkt, was für eine tolle Person ich bin und er will nur mich, sieht keine andere Frau mehr, er liebt mich unsterblich und wir sind glücklich. Meine Vorstellung ging nur bis zum Zusammenkommen. Eine sehr naive Vorstellung, die aber sicher vielen Frauen so vermittelt wurde: Du musst nur du selbst sein und irgendwann kommt ein Mann und realisiert wie toll du bist. Kombiniert mit Angst vor Körperlichkeiten, die heute sowieso vorausgesetzt werden wenn man sich näher kennen lernen will, keine gute Ausgangslage. Vor allem wenn nie einer auftaucht, der dich über alles liebt.