SciFiGirl hat geschrieben: ↑27 Okt 2017 09:57 ich finde, Gina-Lisa Lohfink ist ein ganz schlechtes bzw. gutes Beispiel. Ich beziehe mich jetzt auf Dinge, die ich zu dem Fall gelesen habe. Ich war nicht dabei. Aber soweit ich weiß (korrigiert micht bitte, wenn ich das falsch in Erinnerung habe), hatten die Männer eine Handy-Aufnahme von ihrem Tun gemacht. Die Frau war besoffen. Sie hat dennoch mehrfach geäußert, dass sie das, was die Männer tun, nicht wollte. In diesem Fall spielte vor Gericht eine ganz starke Rolle, welchen Lebenswandel die Frau hatte. Das Videomaterial gilt in Deutschland nicht als zulässig. Demnach wurden die Männer freigesprochen und bekamen dann hinterher sogar noch Geld wegen Verleumdung.
Aber ich frage euch: ist es richtig, einer Frau ihren Lebenswandel vorzuwerfen, bzw. ist es keine Vergewaltigung, wenn sie 10 Mal "ja" sagte, dann "nein" sagt? Gerade wenn doch auch Videomaterial vorhanden ist. Es ist eine Sache, das in einem Verfahren nicht zuzulassen. aber in meinen Augen irgendwie eine andere, die Frau dann auch noch abzustrafen. Ich finde den Fall krass.
Ich finde der Fall Lohfink ist es ein sehr gutes Beispiel für die absurden Verläufe einer solchen Debatte und wie sehr sich der Diskurs von der Wirklichkeit abgespalten hat.
Es fängt damit an, dass deine Darstellung des Falles völlig falsch ist. Das Video wurde gerichtlich ausgewertet und es wurde festgestellt, dass Frau Lohfink weder
besoffen war, noch durch den Einfluss von K.O.-Tropfen sediert war. Frau Lohfink hatte schlicht freiwillig Geschlechtsverkehr mit zwei Männern gleichzeitig - so unglaublich es im ersten Moment klingen mag.
Im gleichen Sachverhalt wurde Frau Lohfink wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung rechtskräftig verurteilt.
Was soll das ganze?
Auf einem tauchte dieses Video auf und Frau Lohfink behauptete, sie sei vergewaltigung worden.
Dass eine Frau freiwillig einer Dreier hat, passt mit der vorherrschenden bürgerlichen Sexualmoral nicht zusammen. Es ist schlicht außerhalb des Vorstellbaren.
Vielleicht war Frau Lohfink ihr Bruch mit der bürgerlichen Sexualmoral so peinlich, dass sie deswegen dieses Lügengebäude aufbaute - vielleicht hatte sich auch ganz andere Gründe. Wir werden die Wahrheit nie erfahren, so lange sich Frau Lohfink als Justizopfer stilisiert und damit in der feministischen Szene durchkommt.
(Das hier zugrundeliegende Frauenbild ist das eigentlich Problem. Nach diesem Frauenbild ist es schlicht unvorstellbar, dass Frauen sexuelles Verlangen haben und jene, die es offensichtlich haben, werden sie stigmatisiert und und den Bereich Irreseins (Hysterie) gerückt. Solche Artikel wie oben der von von bento, die hiervon abweichende Frauen beschreiben, ohne sie als Schlampen abzuwerten, sind meiner Meinung nach einer fruchtbarer Beitrag zu einer sinnvollen Sexismus-Debatte als die lauten Empörungsspiralen. Es gibt Frauen, die schnellen Sex außerhalb von Partnerschaften wollen. Und es gibt Frauen, die wollen einen Dreier. Und dafür brauchen sie sich nicht zu schämen oder irgendwelchen Geschichten vom bösen Wolf zu erfinden.)
Die Debatte folgt immer nach dem gleichen Schema, selbsternannte Feministinnen und zum Teil auch Feministen postierten sich in der Fanmeile. Die Logik des Einzelfall wird nicht analysiert, stattdessen wird ein ideologischer Singsang vorgetragen oder man verliert sich in Fake-News und Verschwörungstheorien. Leute, die ihnen widersprechen, werden oft abgewertet. Den Idealtyp solcher Diskutanten verkörpert Alice Schwarzer, die mit ihrer schlichten Freund-Feind-Bestimmung sowie ihrer diffussen Nähe zum Axel-Springer-Verlag und zur CDU kaum mehr verbirgt, welcher politischen Richtung sie zuzuordnen ist. Aber in einer feministischen Querfront ist das auch egal.
Der Einzelfall wird kaum anaylisiert. Die Gerichtsurteile werden kaum rezipiert, sondern verlieren sich im Grundrauschen oder werden gegebenenfalls mit Verschwörungstheorien oder verbalen Angriffen auf den Rechtsstaat aufgewogen.
Ganz genauso verläuft es im Fall Kachelmann. Eine fruchtbare Debatte gab es in beiden Fällen nicht. Auch nicht bei der sogenannten Kölner Silvesternacht.
Zurück zu Chebli und dem Botschafter a.D.:
Ausgangspunkt ist, dass der Botschaft a.D. überrascht ist, dass Chebli die erwartete Staatssekretärin ist. Er hat eine älter aussehende Frau erwartet und äußerst seine Verwunderung. Seine Erwartungshaltung wurde enttäuscht und er äußert spontan seine Verwunderung. Zuerst sagt er, Chebli sei "
so jung". Das beinhaltet schon eine Kritik an ihrer Person und impliziert Chebli sei zu jung für ein derartiges Abt. (Jeder Berufsanfänger erinnert sich wahrscheinlich noch selbst an ähnliche Situation, wenn man noch für den Auszubildenen oder den Praktikanten gehalten wird. Und je jünger man aussieht, umso häufiger und länger anhaltend sind die Verwechslungen.) Der alte Botsschafter erkennt bereits, dass er in diesen Fettnapf getreten ist und versucht die Situation indem er das Kompliment "
so schön" nachsetzt. Wahrscheinlich ahnte er nicht, dass dieser Fettnapf noch tiefer ist.
Chebli gibt an, sie sei von diesem Sexismus geschockt gewesen. Das kann man glauben. Wohl bemerkt ordnet sie sich selbst in den aktuellen Sexismus-Diskur an.
Dass Chebli bekennende Muslimin und Kopftuch-Befürworterin ist, ist meiner Meinung nach nicht losgelöst von ihrem Schock zu betrachten. Es ist Teil des Kontextes, ebenso wie der Altersunterschied von ca. 40. Jahren zwischen beiden Personen, sowieso der berufliche Rahmen der Veranstaltung.
Kontext ist einfach alles. Wer darf zu wem sagen, dass jemand "
so schön" ist? Darum geht es.
Bemerkenswerterweise hat Chebli bei Böhmermann gleich die Debatte über Lindners Schönheit persifliert. (Das Aussehen des FDP-Spitzenkandidaten wurde medial im Wahlkampf vielfach zum Thema gemacht. Lindner wurde mehrfach auf sein Aussehen reduziert, sogar im TV-Duell.)
Dass diese leicht zu schockierende Frau Chebli gleich ein paar Tage später dem Alles-und-Jeden-Erschrecker Böhmermann als Gast einfindet, macht schon nachdenklich.
Gab es wirklich den Schock oder geht es nur um die Show?