Kommt vielleicht auch auf die Singlebörse an.
Lustig. Zumindest auf Schweizerdeutsch würde «Warum grinst du so?» sehr anschuldigend und komisch klingen. Aber vielleicht wirkt es auf Deutsch anders.Warum grinst du so - in freundlichem Tonfall- ?, wäre ggf ein Start zu einem Gespräch. Du lächelst so schön, krieg ich deine Handynummer ein WTF-Moment.
Aber nicht «du lächelst so schön», sondern «mir gefällt dein Lachen». Finde ich um Längen besser als wenn mich jemand mit «Mir gefallen deine Augen» ansprechen würde…
Ich denke bei wildfremden Personen, die man auf der Strasse einfach so ohne vorherigen Blickkontakt oder dass sie auf einen aufmerksam wurden, anspricht, achten sich nicht nur auf die «interessanten Themen», sondern beachten auch vieles mehr: Wie ist die Person gekleidet, wirkt sie sympathisch, wie spricht sie mit mir, was könnte der Grund sein, warum sie mich anspricht, habe ich überhaupt Zeit und Lust, wo bin ich, wie sieht die Situation um mich herum aus. Ich denke, da spielt viel mehr rein als nur das Thema.Du bist schon wieder auf der Angesprochen-worden-sein-Luxusseite.
Der Ansprecher hat in der fraglichen Situation ein gewisses Vorinteresse, die angesprochene Seite nicht. Er muss etwas anbieten und die Startposition der Angesprochenen ist "harzig". Und da muss er drüber kommen. Rein Fragen ohne was für die Angesprochenen interessantes anzubieten wird dann als "Verhör" angesehen und führt zum Abbruch.
Wenn die Startoffensive einen Erfolg gebracht hat und der Startende etwas für die angesprochene Person interessantes vorgebracht hat, dann kommen auch umgekehrt interessieret Antworten und Gegenfragen. Aber eben erst dann.
Was ich damit meine: Als Erstes würde ich mich fragen: Was ist der Grund, weshalb ich angesprochen werde? Dies hängt auch stark davon ab, wo ich gerade bin und was um mich herum gerade läuft und auch was ich gerade mache. Wie offen für ein Gespräch bin ich zu diesem Zeitpunkt generell? Bin ich im Stress, habe keine Zeit / keine gute Laune. Wie fühle ich mich oder was für ein Gefühl löst diese Person in mir aus? Je nach dem, werde ich anders reagieren.
Wenn jetzt jemand den Wunsch hätte, Frauen auf der Strasse anzusprechen, würde ich ihm wohl raten:
- Bei einer Unterschriftensammlung mitzumachen. Leute zwecks Unterschriften für Abstimmungen anzusprechen. So lernt man gut Leute beobachten und einzuteilen nach: hat Zeit / keine Zeit, sieht offen für ein Gespräch aus oder nicht, könnte Interesse am Thema haben oder nicht. Man übt zudem das Ansprechen. Vielleicht merkt man sogar, man ist sich sympathisch und kann die Gespräche etwas verlängern.
- Einen Job zu suchen, bei dem es darum geht zahlende Mitglieder für bestimmte NGOs zu gewinnen. Diese müssen in der Regel an einem Kurs teilnehmen, wo sie genau lernen, wie man Leute anspricht und wie man sie möglichst schnell von der Sache überzeugt und nicht mehr gehen lässt. Sie sind ebenfalls sehr gut im Ansprechen und Lernen schnell, wen sie ansprechen müssen. Wer offen dafür ist und wer nicht.
- Ein Kommunikationsseminar oder so was besuchen, wo man übt, wie man andere Leute anspricht zwecks Smalltalk etc
- Sich in einen Park setzen und Menschen beobachten. Kann ich erkennen, ob die Personen offen wären für ein Gespräch oder nicht.
- Generell meine Umgebung beobachten. Welche Orte würden sich für ein Ansprechen eignen. Wann / wo sind die Menschen nicht so gestresst und fühlen sich wohl.
Sich überlegen, wie ich selbst gerne angesprochen werden würde. Welche Fragen für mich okay wären. Was mich dazu bewegen würde, länger mit jemand Fremdem zu sprechen.
Versuchen mittels Freunden herauszufinden, wie ich selbst rüberkomme. Nur wenn ich offen, herzlich, sympathisch rüberkomme, werden sich Fremde vermutlich auf ein Gespräch mit mir einlassen.
Aber wie du nun genau Interesse bei deinem Gegenüber erzeugst, kann dir niemand beantworten und dafür gibt es auch keine goldene Regel, die immer funktioniert. Deine Chancen erhöhen sich aber sicher, wenn du es an einem Ort tust, wo die Angesprochenen nicht gestresst sind und keine Zeit haben, sich wohlfühlen, wenn du freundlich, offen und gepflegt wirkst, gut Gespräche führen kannst.
Ich versuche mir das gerade an einem Beispiel vorzustellen. Ich sitze im Zug, sehe dich lesen. Mir ist langweilig, du siehst nett aus und legst gerade kurz dein Buch weg, um etwas zu trinken. Ich spreche dich an mit «Und, ist das Buch spannend?» und lächle dich an. Du bist erst etwas perplex, bejahst aber die Frage. Ich frage: «Worum geht es?» und signalisiere dir damit, dass ich gerne ein Gespräch möchte. Du wirst wohl nun für dich blitzschnell entscheiden, ob du Lust auf ein Gespräch generell mit mir hast oder nicht. Je nach dem, wird deine Antwort kürzer oder länger ausfallen.Es zeigt der so befragten Person, dass der Fragende keine Ahnung zu dem Thema hat und damit vielleicht am Thema interessiert ist (oder auch nicht, wenn das durch mehrfache unstrukturierte Nachfrage oder willkürliche Wechsel, wenn ihm zum alten Versuch nichts mehr einfällt erkennbar wird), aber - wenn die angesprochene Person nicht gerade "missionierend" ist - keine Wellenlänge darüber besteht und damit kein Stück weiter gekommen ist selbst interessant zu wirken.
Wenn deine Antwort kurz ausfällt und du auch auf meine Nachfragen zum Thema nur sehr einsilbig antworten würdest, würde ich noch versuchen dir zu erzählen welche Bücher ich mag und wenn du darauf auch nicht reagierst, dir kurz darauf «In dem Fall viel Spass beim Lesen» wünschen.
Ob du mehr auf mich eingegangen wärst, hätte ich mich mit dem Thema deines Buches gut ausgekannt? Vielleicht. Wer weiss.
Ich halte dagegen, dass es nicht primär aufs Thema ankommt, sondern, ob ich generell Lust auf ein Gespräch mit dir habe, der mich anspricht, und in welcher Stimmung bin ich selbst. Bin ich offen für ein Gespräch, werde ich nicht sofort nach dem ersten Anzeichen von keinen Gemeinsamkeiten abbrechen. Ich werde mich beteiligen wenn mir die Person sympathisch erscheint. Da stört es mich dann sicher auch nicht, wenn sie mir sagt «Ach, wo liegt denn Zermatt?». Es ist auch eine Charakterstärke zugeben zu können, dass man etwas nicht weiss oder nicht kann. Ich würde bspw. mit einem Lächeln sagen «Ups, ist mir ein bisschen peinlich, aber ehrlich gesagt weiss ich gar nicht, wo das Sauerland liegt.» Ich finde, das kann durchaus sympathisch rüberkommen. Und wenn mein Gegenüber dann noch mit einem freundlichen Lachen antwortet «Haha, ich bin auch nicht gut, was Geografie angeht.Nein, es zeigt, dass der Betreffende so gar keinen Zugang zu dem Thema hat. Und noch einmal, du als Befragte gast zu dem Zeitpunkt auch kein Interesse an dem fremden Ansprecher. Wenn du nicht gerade Skifanatiker bist oder dich selbst einfach gerne reden hörst , heißt das "keine Gemeinsamkeiten hier", nichts Interessantes zu sehen/hören, warum sollte ich hier weiter machen. Und wenn es nicht ganz kalt ist: in Umfeldern, wo Ansprechen/smalltalk üblich sind, gibt es ja auch typischerweise reichlich weitere potentielle Gesprächspartner -> Abbruch hier und weiter gezogen.
Von daher: nicht nur das was, sondern vor allem auch das wie ist entscheidend.