Du hast gut reden.NeC hat geschrieben: ↑30 Mär 2023 22:20Die Chance dazu hattest Du doch eigentlich, oder?
Aber dann hast Du leider ganz aus eigenem Antrieb darüber nachgedacht, was irgendwelche anderen Leute möglicherweise so an Geld bekommen, und ob Du neben denen jetzt wie ein ein Totalversager wirkst. Solches Denken macht unzufrieden, ist aber sicherlich nicht so ganz einfach abzuschütteln.
Als wenn ich eine Wahl hätte. Ich muss die ganze Zeit über Geld nachdenken, weil es niemals reicht. In der Vergangenheit schon nicht wirklich, aber jetzt erst recht nicht mehr. Alle meine Kosten sind explodiert, bei den Einnahmen hat sich nichts getan oder ich bekomme sogar weniger.
Anfang 2022 hatte ich ca. 960 EUR monatliche Fixkosten + ca. 200 EUR Lebenshaltung (ohne Kleidung oder sonstige irgendwelche Anschaffungen!) + 20 EUR Zahnarztkosten (umgelegt aufs Jahr ... ich mag mir nicht vorstellen, was passiert, wenn ich mal *wirklich* krank werde und echte Arztkosten habe, die z.B. die Krankenkasse sich weigert zu zahlen, weil <irgendeinenbürokratischenscheißgrundwerdendiesichschonausdemallerwertestenziehen>, ich habe ja genug Mist mit meiner vorigen PKV erlebt und weiß mittlerweile, wie der Hase läuft, und dass da draußen von Inkompetenz bis Bösartigkeit alles zu finden ist), also ca. 1180 EUR in Summe, und Einnahmen von ca. 1110 EUR.
Jetzt in 2023 sind wir bei 1140 EUR Fixkosten (eher noch mehr, weil ich noch Nebenkosten aus 2022 nachzahlen muss - nicht, dass das überraschend käme, aber: Man versucht ja als Geringverdiener einfach so viele Ausgaben wie möglich in die Zukunft zu schieben, in der Hoffnung, dass vielleicht auch mal bessere Zeiten kommen [die natürlich niemals kommen -.- ]), also mit Lebenshaltung, ZA usw. bei etwa 1360 EUR (eher mehr, ich weiß noch nicht exakt, wie hoch die Heizkosten für dieses Jahr werden), bei bislang geschätzt 1090 EUR Einnahmen pro Monat.
Ich bin seit bald fast einem Jahr nicht mal mehr zu meiner Mutter hochgefahren, weil ich schlichtweg das Geld fürs Ticket nicht übrig habe. Kleidung brauchen wir nicht drüber reden, ich flicke ständig meine Hosen und sonstiges, um sie wenigstens noch ein paar Monate länger zu tragen.
Außerdem: Ich muss es einfach schaffen, mehr zu verdienen pro Stunde, weil ich einfach mindestens die Hälfte meiner Tageslebenszeit entweder krank oder chronisch todmüde, alle und fertig bin und am liebsten nur schlafen möchte, und es mir einfach nicht erlauben kann, in den wenigen Stunden, die ich am Tag einsatzfähig bin, für 20 EUR pro Stunde zu malochen (ganz abgesehen davon, dass man sich - wie gesagt - erstens als Totalversager und zweitens so absolut nicht gewertschätzt fühlt ... aber das sind Luxusprobleme in Angesicht des permanent drohenden finanziellen Ruins).
Denn neben der Arbeit hat man ja auch noch andere Verpflichtungen ... wie Sozialleben, Sport, Einkaufen, Hausarbeit - zu denen muss man sich auch noch aufraffen, obwohl man sie hasst wie die Pest... d.h. von den wenigen einsatzfähigen Stunden bleiben noch weniger übrig für reine Erwerbsarbeit. Also wenn ich in der Erwerbsarbeit nicht meinen Stundensatz hochschrauben kann (und zwar: EGAL ob ich "will" oder nicht ... den Luxus einer Wahl hab ich nicht, anders als du offenbar - zumindest sofern ich möchte, dass es in $x_monaten noch einen Poeten gibt), dann kann ich mir demnächst auch den Strick nehmen.
In so einer Situation vom eigenen Vater (um das Thema kurz noch zu streifen) auch noch indirekt zu hören: "Du willst es doch einfach nur nicht", ohne dass er auch nur ansatzweise einen Versuch macht, meine Situation auch mal zu verstehen, ist einfach nur vollkommend realitätsfern und verletzend.
1. Nicht, wenn das, was ich dabei verdiene, zum Leben nicht reicht.
2. Stolz kann ich auf vernünftig gemachte Arbeit sein, sonst nicht. Bzw. ansonsten ist diese Kategorie irrelevant.
@1. - Siehe oben - ich mache derzeit 200-300 EUR Miese jeden Monat und meine Reserven aus der Corona-Zeit sind aufgebraucht... ich musste mir schon (zusätzlich zu den Schulden aus Ausbildungszeiten, die ich sowieso schon hab) 2 x 300 EUR von Verwandten leihen, die ich dann - hoffentlich - iiiirgendwann dieses Jahr wieder zurückzahlen kann, wenn mein PKV-Bonus im Sommer kommt, und das Energiegeld (auf das ich jetzt seit 2.5 Monaten warte...

Noch 1-3 Monate, je nach Umständen, und auch mein Girokonto ist leer, und ich habe leider (oder: "Zum Glück" - so ist das Elend wenigstens schneller vorbei) keinen Dispo, d.h. dann bin ich erledigt. Wenn nicht ein Wunder passiert.
↕ Hä? Ja, exakt. Schrieb ich doch.NeC hat geschrieben: ↑30 Mär 2023 22:20Ja, keine Ahnung. Manche behaupten ja, das würde tatsächlich klappen. Fänd' ich auch cool, kann ich aber irgendwie nicht so recht glauben. Ausprobiert werden darf es aber trotzdem gerne.Sich über die aktuellen Zustände beschweren und von besseren Zeiten träumen ist sicher schön und darf auch mal sein, bringt Dich aber bei der akuten Unzufriedenheit nicht weiter.
Ja klar... mir noch mehr Arbeit aufhalsen, die mir exakt NICHTS bringt, nur die Aussicht darauf, meine Lebenszeit mit einem sowieso völlig unerreichbaren Ziel zu verschwenden. The odds are stacked against the poor, in dieser Welt. Die wird politisch von ein paar Megacorps dominiert, von alten weißen Männern und von Gangs. Politisches Engangement ist da völlig chancenlos. Guck dir doch die Klimaproteste an, was die so tolles bewirkt haben und bewirken. Eine Gaskrise hat gereicht, und alle Mini-Fortschritte waren sofort wieder hinweggefegt. Sinnlos.
Wenn es denn realistisch gangbare Wege gäbe für mich...NeC hat geschrieben: ↑30 Mär 2023 22:20Das sehe ich nicht so. Zwischen Frl. Langstrumpfs "mach' mir die Welt so wie sie mir gefällt" und der Entscheidung zwischen mehreren realistisch gangbaren Wegen gemäß dem persönlich empfundenen kleinsten Übel ist doch noch ein Unterschied. Aber ich will Dich auch gar nicht bekehren. Mach mal so wie Du meinst.
